Von Tieren und Menschen - In der Neujahrsnacht
Zum Jahreswechsel noch ein humorvolles
und doch auch besinnliches Gedicht
des deutschen Dichters und Schriftstellers
James Krüss (1926 - 1997)
WAS DENKEN IN DER NEUJAHRSNACHT
DIE TIERE UND DIE MENSCHEN?
Was denken in der Neujahrsnacht
Die Kater und die Katzen?
Sie denken , dass im alten Jahr
Der Mausefang bescheiden war,
Und strecken in das neue Jahr
Begehrlich ihre Tatzen.
Was denken in der Neujahrsnacht
die Pudel und die Möpse?
Sie denken, dass nicht jeden Tag
Ein Knochen auf dem Teller lag,
Und wünschen für den Neujahrstag
Sich Leberwurst und Klöpse.
Was denken in der Neujahrsnacht
Die Vögel hierzulande?
Sie denken an die Storchenschar,
die hier im Sommer fröhlich war
Und die nun wandelt, Paar um Paar,
Im warmen Wüstensande.
Was denken in der Neujahrsnacht
Die Knäblein und die Knaben?
Sie denken, ob der Frost bald weicht
Und ob ein Mensch den Mond erreicht
Und ob sie nächstes Jahr vielleicht
Schuhgröße vierzig haben.
Was denken in der Neujahrsnacht
In aller Welt die Mädchen?
Die Mädchen denken unentwegt
Und angeregt und aufgeregt
An das, was man im Sommer trägt,
ob Gretchen oder Kätchen.
Was denken in der Neujahrsnacht
Die alten, alten Leute?
Sie denken unterm weißen Haar,
Wie sonderbar das Leben war
Und dass das Glück sie wunderbar
Geleitet hat bis heute.