Gifhorn & das Leben des Herzogs Franz – Teil 2
„Auf den Spuren eines Reformationsfürsten“
Unter diesem Titel findet eine Ausstellung im Historischen Museum Schloss Gifhorn statt. Das Leben Herzog Franz, der das Schloss von 1539 bis 1549 zur Residenz des Herzogtums Gifhorn machte, wird in der Sonderausstellung gewürdigt.
„1500 und 8 jar, am donerstage auf sant Clemens tag, tzwisschen eynen und tzweyen Nachittage, ist mein sus Franciscus geborn.“
Diesen Entrag machte Herzog Heinrich in seinem Turnierbuch und dokumentierte damit die Geburt von Franz, seinem jüngsten von sieben Kindern, die ihm seine Frau Herzogin Margarethe von Sachsen schenkte. Franz hatte noch vier Schwestern und zwei Brüder (Otto und Ernst, die Erbauer von Schloss Gifhorn).
Bevor Herzog Franz 1539 nach Gifhorn kam, führte er ein unstetes Leben. Als regierender Fürst in Gifhorn allerdings stand Verantwortungsbewusstsein im Vordergrund seines Handels.
Es sind seine Worte an die Gifhorner Bürger: „… das ihr diese unsere Reformation und Ordnung stete unverrückt haltet, des stracks und unweigerlich nachkommet und gäntzlich gelobet bey Vermeidung Unserer Ungnade und schweren Straaffe …“
Franz war geprägt von Martin Luther, der als Theologe scharfe Kritik an der römisch-katholischen Kirche übte. Mit seinen Reformen und dem Anschlag der 95 Thesen am 31 Oktober 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg spaltete Luther nicht nur die Kirche, sondern auch die damaligen Reichsfürsten. Die einen schlossen sich (kaisertreu) Karl V. an und die anderen sahen in den Worten und Werken Luthers die Zukunft. Zu Ihnen gehörte auch Herzog Franz.
Franz & seine Turnierleidenschaft
„12 Rennzeuge, 9 Paar Rennstiefel, 9 Rennspere, 8 gnaze Stechzeuge, 2 Überleghelme mit Rücken, 20 leinen Stechschurze, 33 Rennsattel, 15 Rennzäume, 16 Stechstangen, 1 Harnisch … „ und vieles mehr.
Das ist nur ein Teil aus der Inventarliste der Harnischkammer von Franz. Turniere waren seine Leidenschaft und galten als militärische Übungen für einen Ernstfall. Aber auch Geburten und Hochzeiten waren Anlass für ein Turnier. Gruppen traten gegeneinander an; es gab Schwertkämpfe und Zweikämpfen von Reitern zu Pferde. Turniere waren gefährlich; selbst Franz hat sich bei einem „das kny verrenckt“.
Die Gnadenpfennige des Herzogs Franz
Die waren keine Münzen, sondern wurden als Vorläufer von Orden zu Zeiten Franz verliehen, meist an hochgestellte Gefolgsleute des Herzogs.
Ein besonders schönes Exemplar eines Gnadenpfennigs ist dieses aus altvergoldetem Guss in Silber, 28 g schwer mit einem Durchmesser von 47 mm. Auf der Vorderseite sind vermutlich die Initialen eines Besitzers eingraviert. Die Rückseite ziert ein Wappen. Eine weiß/blaue emailierte Kordel umschließt die Medaille, die an einer dicken Goldkette aus 113 Gliedern hängt.
Herzog Franz starb 1549 nach einer Fußverletzung. Auch eine Amputation des rechten Fußes aufgrund einer Infektion konnte sein Leben nicht erhalten. Er starb an seinem 41. Geburtstag am 23. November. Sein Leichnam ist in der Schlosskapelle beigesetzt.
Franz und Clara hatten zwei Töchter (Katharina und Klara). Da nur ein Sohn die Nachfolge hätte antreten können, fiel das Herzogtum Gifhorn wieder zurück an das Stammhaus in Celle.
Am Ende meines Beitrages möchte ich mich noch beim Museumsleiter Dr. Jürgen Conrad für die Fotogenehmigung innerhalb der Ausstellungsräume bedanken.
Hier geht es zu Teil 1 Gifhorn & das Schloss
Hier geht es zu Teil 3 Gifhorn & die Schlosskapelle
Ich habe ja geschrieben, dass dieses eine Sonderausstellung innerhalb des Historischen Museums Schloss Gifhorn ist. Sie wird am 26.07.09 enden.
Doch das Museum selbst zeigt auch eine hervorragende Ausstellung über die Entwicklung dieser Region von der Ur- bis in die Neuzeit.