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aus dem 2008 erschienenen Buch "Die Abenteuer von Schlunchi, dem kleinen Walroß""

2. Schlunchi muss zum Zahnarzt

Wie alle Kinder isst Schlunchi sehr
gerne Süßigkeiten. Besonders mag er
grünen Wackelpudding mit Waldmeistergeschmack.
Aber auch
Gummibärchen und Schokolade isst
er für sein Leben gerne.
Manchmal, wenn seine Mama ihm
Pausenbrote mitgeben wollte, sagte
er einfach er hätte sie sich schon
selbst gemacht und packte heimlich
seine Brotbüchse voll Sahnebonbons.
Die naschte er, genauso heimlich, im
Unterricht auf.
Da Schlunchi aber meist sehr müde
war, vergaß er abends öfter einmal
das Zähne putzen, damit er schnell in
sein Bett huschen konnte.
Natürlich ging das alles nicht sehr
lange gut. Eines morgens wachte er
auf, da er ganz fürchterliches Zahnweh
hatte. Er sah in den Spiegel und
bekam einen Riesenschreck. Denn
was er dort im Spiegel sah war nicht
etwa Schlunchi, das kleine Walross,
sondern ein Walross mit einer
grässliche dicken Wange. Er bekam
solch einen Schrecken dass er rückwärts
taumelte und dabei an den
Tisch stieß, wobei die große Keksdose,
die immer in Reichweite des
Bettes stand, damit er nachts naschen
konnte, herunter fiel. Das machte
solch einen Rabatz, dass es gar nicht
lange dauerte bis seine Mama in der
Tür stand.
Schlunchi liefen die Tränen übers
Gesicht. Er wusste aber nicht, ob es
wegen des Schmerzes war, oder
wegen der Angst vor dem Zahnarzt.
Er würde hin müssen.
Er zog sich an und putzte sich heute
besonders gründlich die Zähne. Vor
allem die Stoßzähne. Dann stellte er
fest, dass ihm schon gar nichts mehr
weh tat. Als er dies seiner Mama
sagte, und ihr vorschlug doch lieber
zur Schule zu gehen, zeigte sie ihm
nur sein Spiegelbild.
Da war es wieder, das dickbackige
Walrossmonster. Es musste wohl
sein.
Im Wartezimmer saßen noch viele
andere Patienten. Schlunchi dachte,
so wie er aussieht müsste er sich
eigentlich seine Pudelmütze bis über
die Schultern ziehen, weil er so
hässlich war und sich so sehr
schämte. Aber niemand beachtete
ihn.
Er hörte den Bohrer hinter der Tür
und ihm wurde ganz schwummerig.
Es waren noch 2 Leute vor ihm dran,
aber die sahen alle viel weniger
ängstlich aus als er.
Da täuschte er sich ganz gewaltig,
denn alle anderen hatten auch Angst,
aber da sie dies nicht zugeben
wollten, und da man ja auch nicht
genauso ängstlich sein konnte wie ein
kleines Walross, taten alle so, als
wären sie ganz mutig. Schlunchi war
das egal. Er hatte Angst. Er litt. Und
alle sollten es sehen.
Dann war er an der Reihe. Die
Schwester rief „Der Nächste, bitte“,
und Schlunchi schaute sich um, ob
nicht doch noch irgend jemand da
wäre. Er würde sogar einem anderen
den Vortritt lassen, falls noch
irgendwer nach ihm gekommen wäre.
Er stand allein im Wartezimmer. Er
suchte, dachte daran, wie er jetzt
noch flüchten könnte, trabte schon
in Richtung Toilette, denn die hatte
ein Fenster, blieb dann aber vor
seinem Spiegelbild stehen. Er drehte
sich um und ging festen Schrittes in
den Behandlungsraum.
„Oh, schöne Blumen haben Sie hier.“
fing er ein Gespräch an. „Und das
Wetter ist auch sehr schön.“ sagte er
und sah sich um. Dort stand der
Zahnarztstuhl. Der Arzt war ein
älterer freundlicher Herr, der sehr
gut mit kleinen Tierkindern umgehen
konnte. Er sagte zu Schlunchi dass er
sich die Blumen auch im sitzen
anschauen könne. Dabei schob er
Schlunchi langsam in die Richtung
des Stuhles. Da Schlunchi manchmal
ein wenig tollpatschig war verlor er
den Halt und, Schwups, schon saß er
auf dem, sehr bequemen
Behandlungsstuhl.
„Wie bekommen Sie die Instrumente
so schön blank?“ fragte Schlunchi, in
der Hoffnung den Zahnarzt noch ein
wenig abzulenken. Vielleicht könnte
er ihn ja so lange ablenken, bis er
keine Zeit mehr für ihn hatte. Oder
es kommt ein Notfall mit einer
dicken Backe. Au Backe, dieser Notfall
war er ja selber. Der Doktor
legte sich die Instrumente zurecht.
Im selben Augenblick, als der Arzt
das Behandlungslicht einschaltete
wurde Schlunchi still, machte
automatisch die Augen zu und den
Mund auf.
„Na, da haben wir wohl sehr gerne
mal genascht, wie?“ fragte der Arzt.
„Hm“ machte Schlunchi, denn er
konnte ja nicht mehr antworten, da
er schon Wattetupfer im Mund hatte.
„Und dann haben wir wohl das
Zähneputzen vergessen, oder?“
„Hmn“ machte wieder Schlunchi. Mit
dem Kopf zu nicken traute er sich
nicht mehr, denn jetzt hatte der
Zahnarzt so eine komische Nadel in
der Hand. „Na da wollen wir mal
sehen, wo bei uns der Zahnteufel zugeschlagen
hat.“, sagte er und fing an
zu bohren. Da er aber während des
Bohrens immer mehr Fragen stellte
und Schlunchi überlegte, wie er dem
Doktor eine Antwort geben könnte,
ohne zu nuscheln oder, was noch
wichtiger war, ohne von ihm gepiekst
zu werden, merkte er gar nicht, dass
der Zahnarzt bereits am Waschbecken
stand und sich die Hände
abtrocknete. Schlunchi saß noch
immer mit geschlossenen Augen und
sperrangelweit aufgerissenen Mund
auf dem Stuhl. „Du kannst den Mund
jetzt zumachen“ sagte da der Arzt.
„Und 3 Stunden nichts essen.“ „Vor
allem aber, Zähne putzen nicht
vergessen“
Im selben Augenblick stand
Schlunchi schon in der Tür. Wie von
einer schweren Last befreit. Doch
dann drehte er sich noch einmal um
und schaute den Arzt an. „Aber eine
Frage hätte ich da noch“ sagte er.
„Wieso haben wir denn beide Besuch
vom Zahnteufel bekommen? Ich
dachte, Zahnärzte putzen immer
richtig.“ Da musste der Arzt lachen.
Die Schwester rief „Der Nächste,
bitte.“, Schlunchi durfte sich aus der
Kiste, die am Eingang stand, etwas
aussuchen, da er ja so tapfer war.
Zuerst hatte er eine kleine Tafel
Schokolade in der Hand, dachte an
das Walrossmonster und nahm sich
statt dessen lieber ein Jojo.
Er schaute noch einmal in den
Warteraum und dachte bei sich, dass
die Patienten, die dort jetzt wieder
saßen, doch alle sehr ängstlich
aussehen. Es kommt vielleicht doch
nur auf den Standpunkt an.
Am Abend kam Schlunchi lange nicht
aus dem Badezimmer. Als seine
Mama fragte, was er denn so lange
macht, antwortete er, noch mit der
Zahnbürste im Mund, „Ich vertreibe
den Zahnteufel.“ Dann ging
Schlunchi ins Bett, denn er ist immer
sehr müde. Vorher schob er aber die
Keksdose ganz weit weg.

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