Aufgeblättert... WINTER IN MAINE
Auf "Winter in Maine" von Gerard Donovan bin ich in meiner Buchhandlung aufmerksam geworden. Der Roman lag bei den Neuerscheinungen neben dem gerade erschienenen zweiten Roman dieses Autors, und der Titel samt Titelbild sprang mir ins Auge. Auch hier bei uns fiel gerade der erste Schnee in dichten Flocken vom Himmel und alles wurde weiß und kalt.
Wie man unschwer vermuten kann, spielt die Handlung des Romans im Winter. Im tief verschneiten kalten, amerikanischen Norden. In Maine, nahe der kanadischen Grenze, lebt Julius Winsome allein mit seinem Hund Hobbes im tiefen, schneebedeckten Wald in einer Jagdhütte. Schon auf den ersten Seiten spürt man, wie die Kälte und die Einsamkeit durch die Buchseiten zieht.
Julius Winsome lebt viele Jahre zurückgezogen im Wald, zusammen mit dem Großvater und dem Vater. Die Mutter ist bei seiner Geburt gestorben. Die drei Männer wohnen in ihrer Hütte in der 3282 Bücher, in Regalen an die Wände gestellt, die winterliche Kälte abhalten. Julius ist sehr belesen und kennt die alte Sprache des Dichters Shakespeare sehr gut. Als kleiner Junge hat er eine Liste mit Shakespeares Wörtern angelegt, aus denen er sein ganzes Leben lang schöne Sätze bilden kann. Auch als Großvater und Vater längst schon gestorben sind fehlt ihm nichts in seiner Einsamkeit. Er ist mit sich und seiner Welt zufrieden.
Dann wird eines Tages sein Pitbullterrier Hobbes offenbar absichtlich erschossen und dieser Verlust trifft ihn mit ungeahnter Wucht.
Er spürt all die Verluste, die er erlebt hat und beginnt über sein Leben nachzudenken. Am nächsten Tag holt er sein Gewehr aus dem Versteck und zieht los um Rache zu üben...
Dieses Buch hat mich beim Lesen von der ersten Seite an gefangen genommen und sehr beeindruckt. Es ist spannend geschrieben, wirkte teileweise erschreckend auf mich und das Ende ging mir sehr nahe.Es läßt beim Lesen viele Bilder vor dem inneren Auge entstehen. Der Roman ist ein kleines sprachliches Meisterwerk.
Noch Tage nach dem Lesen ist man mit Julius Winsome und seiner Art zu handeln gedanklich beschäftigt. Sehr zu empfehlen!
Der zweite Roman von Gerard Donovan ist in diesem Herbst unter dem Titel
"EIN BITTERKALTER NACHMITTAG" im Luchterhand Literaturverlag erschienen