Aufgeblättert... Das Labyrinth der Wörter
"Ich habe beschlossen, Margueritte zu adoptieren. Sie feiert bald ihren sechsundachtzigsten Geburtstag, da sollte man nicht zu lange warten..."
so beginnt eine wunderbare Geschichte und ein Loblied auf die große Kraft geschriebener Worte.
Germain ist ein großer, etwas einfältig wirkender Mann, Mitte 40 und eine Seele von Mensch. Er lebt in einem Wohnwagen im Garten seiner Mutter. Da er keinen Schulabschluß besitzt geht er auch keiner keiner geregelten Arbeit nach. Seine Zeit verbringt er am liebsten im Park, wo er die Tauben zählt, ihnen Namen gibt und mit ihnen redet. Eines Tages lernt er dort Margueritte kennen. Sie ist eine zierliche alte Dame, sehr gebildet und mit einer großen Leidenschaft für Literatur. Die beiden freunden sich an und Margueritte liest Germain vor und weckt dadurch bei ihm die Lust an Wörtern.
"Margueritte hat mit ihrer ruhigen, leisen Stimme angefangen zu lesen. Wenn du hörst, wie gut sie das macht, kannst du dir noch so viel Mühe geben, lustlos und gelangweilt sein: Du sitzt einfach in der Falle. Ich war beim ersten Mal jedenfalls echt platt". Für Germain eröffnet sich eine völlig neue Welt die ihn und sein Leben nach und nach verändert.
Dieser Roman von Marie-Sabine Rogner ist eine poetische Lebensgeschichte, die zu Herzen geht. Die Lektüre kann ich nur empfehlen!
Das Labyrinth der Wörter ist bei Hoffmann und Campe erschienen.
Bei dtv liegt der Roman mittlerweile auch als Taschenbuch vor.
Das Buch kann auch in der Gemeindebücherei Uetze ausgeliehen werden.
Der gleichlautende Kinofilm mit Gerard Depardieu und Giséle Casasesus in den Hauptrollen ist auch sehr schön anzusehen.