Hänigsens Ortsbrandmeister Udo Möller: "Wir benötigen dringend Nachwuchs!"
Udo Möller ist Ortsbrandmeister der Hänigser Feuerwehr. Im E-Mail-Interview gewährt er einen vertieften Einblick in das Hänigser Feuerwehrleben und verrät, wo es zwickt.
Herr Möller, Sie sind Ortsbrandmeister der Hänigser Feuerwehr. Was zeichnet Ihre Feuerwehr aus?
Die Kameradschaft innerhalb der Ortswehr zeichnet uns in erster Linie aus, sowie die Zusammenarbeit mit den umliegenden Ortswehren. Wir führen regelmäßige Einsatzübungen durch, in denen wir immer wieder die reibungslose Zusammenarbeit der Wehren für den Ernstfall üben.
Und wo zwickt es?
Es zwickt im Bereich Nachwuchs, zurzeit sind noch genügend ausgebildete Feuerwehrkameraden vorhanden, jedoch benötigen wir dringenden Nachwuchs, um das System in den nächsten Jahrzehnten so weiterführen zu können. Es sollte sich niemand scheuen einfach mal vorbei zu kommen wir finden für jeden die für ihn entsprechende Aufgabe.
Wenn sich ein Schüler überlegt, ob er zur Freiwilligen Feuerwehr gehen soll – mit welchen Argumenten würden Sie dafür werben?
Dass ich es gut finde, sich für so eine vielfältige Tätigkeit zu entscheiden, in der man sich für das Wohl aller einsetzt, und sich in verschiedenen Bereichen, die einem gut liegen besonders durch Zusatzausbildungen einbringen kann. Der Leitspruch retten, löschen, schützen, bergen hat schon eine vielfältige Aussagekraft.
Was machen die Kinder in der Jugendfeuerwehr?
Sie werden auf spielerische Weise auf den späteren aktiven Feuerwehrdienst, dessen Ernsthaftig- und Kameradschaftlichkeit herangeführt. Sie lernen schon als Kinder viel über feuerwehrtechnisches Gerät, machen Jugendfeuerwehrwettkämpfe, Gruppenfahrten und Zeltlager.
Gibt es bei Ihnen auch Frauen im aktiven Dienst? Wie funktioniert die Zusammenarbeit? Werden sie von den männlichen Kollegen akzeptiert?
Bei uns gibt es seit dem 23. März 2006 Frauen im aktiven Dienst. Die Zusammenarbeit klappt hervorragend und es gibt keinerlei Berührungseckpunkte. Jeder ist auf seine Weise hervorragend in seiner Arbeit unabhängig vom Geschlecht. Über weiblichen Zuwachs würden wir uns nach wie vor weiterhin freuen.
In Zusammenarbeit mit der Ortsfeuerwehr Höver rücken Sie im Bedarfsfall zu ABC-Einsätzen, auch auf der Autobahn, aus. Jederzeit kann es passieren, dass Ihre Leute in Situationen mit extrem psychischen Belastungen geraten. Wie sind Ihre Leute darauf vorbereitet?
Über extreme psychische Belastungen, die in einem Einsatz auf uns zukommen können, wird in Gruppengesprächen und nach Einsätzen gesprochen. Jedem Feuerwehrkamerad steht auch unserer Feuerwehrnotfallseelsorger, Friedrich Kanjahn aus Dollbergen, jederzeit zur Verfügung worauf die Kameraden immer wieder hingewiesen werden. Dort können sie über ihr Problem sprechen.
Im vergangenen Jahr wehten einem Cabriofahrer auf der Autobahn 20000 Euro aus dem Wagen. An welche kuriosen Fälle können Sie sich erinnern?
Ich kann mich an eine Szene im vergangen September erinnern, als mein Stellvertreter Tobias Jacob heiratete. Er ist ein sehr engagierter Feuerwehrmann, deshalb wollten wir ihn auf seiner Hochzeitfeier per DME (Funkmeldeempfänger) zu einem Einsatz zu alarmieren und sehen, ob er sogar seine Feier dafür verlassen würde. Wir entschieden uns dann jedoch dagegen. Dann passierte das Kuriose, fünf Minunten vor der kirchlichen Trauung bekam ich einen Einsatz per DME, den auch Tobias als mein Stellvertreter erhielt. Es handelte sich um die Rettung eines angefahrenen Hundes. Ich selber war hin- und hergerissen, ob es nun doch was mit dem geplanten, aber eigentlich nicht stattfindenden Einsatz, zu tun hatte oder real war. Es war ein realer Einsatz, aber Tobias blieb – wie es sich gehörte – vor der Kirchentür stehen und erwartete seine Braut. Er wurde übrigens nur durch das Martinshorn auf den Einsatz aufmerksam, denn wie ich aus sicherer Quelle erfuhr, lag an diesem Tag sein DME ausnahmsweise mal zu Hause.
Mal abgesehen von der Feuerwehr: Was macht Hänigsen lebenswert?
Natürlich unsere Freibad mit seinem Zehn-Meter-Sprungturm, welches unbedingt erhalten werden muss, und unsere zahlreichen Freizeitangebote im Verein.
Und was könnte besser werden?
Schade finde ich, das wir einen so tollen Ortsmittelpunkt haben, das Herz des Dorfes, nämlich das Haus am Pappaul. Es wäre toll, wenn sich dort einmal im Jahr alle Vereine, Organisationen und Verbände präsentieren könnten, um den Kreislauf des Ortes vollkommen zu machen.