Gefährliche Gülle aus Biogasanlagen

Gärreste aus Biogasanlagen werden gern als Dünger auf Äckern und Feldern verwendet – ein idealer Nährboden für bedrohliche Krankheitskeime
Der Verdacht wiegt schwer: Milchkühe, Zuchtschweine oder Pferde, aber auch Wildtiere wie Rehe, Wildschweine oder Hasen könnten sich seit Jahren mit hochinfektiösen Bakterien angesteckt haben. Schuld daran sollen Gärreste aus Biogasanlagen sein. Sie gelangen als Dünger auf die Äcker und Felder und anschließend in die Mägen der Tiere – zusammen mit verschiedenen mutmaßlichen Krankheitserregern. Dazu gehören auch die als Krankenhauskeime bekannten MRSA-Bakterien, die gegen die meisten Breitband-Antibiotika resistent sind.
Der Vorwurf ist gravierend, wird allerdings bislang durch keine Befunde gestützt. Es gibt kaum Untersuchungen, die zeigen, welche Erreger sich im Gärsubstrat überhaupt nachweisen lassen und in welcher Konzentration. Dennoch laufen Anwohner Sturm gegen den Ausbau von Biogasanlagen. Die Umweltorganisation Greenpeace spricht von einer "Zeitbombe", und auch besorgte Tierärzte und Wissenschaftler fordern die Aufklärung von Sicherheitslücken
Doch wie kommen die Krankheitserreger überhaupt in das Gärgut? In den rund 7500 Biogasanlagen in Deutschland wird durch die Vergärung von Biomasse Methangas erzeugt, das in einem angeschlossen Heizkraftwerk zur elektrischen Strom- und Wärmeerzeugung genutzt wird. Bei diesem Gärprozess fallen Reste an, die auf Äckern und Feldern als Dünger eingesetzt werden.
"Rückstände von Antibiotika aus der Tierhaltung sowie antibiotikaresistente ESBL- und MRSA-Bakterien wurden bereits in Gülle und Gärprodukten nachgewiesen", stellte das Umweltbundesamt in Berlin Ende 2013 fest. Es sei deshalb zu verhindern, dass Gärreste insbesondere durch die Zugabe von Küchen- und Kantinenabfällen, Inhalte von Fettabscheidern, Rückständen aus der Lebensmittel- und Futtermittelproduktion sowie aus technischen Prozessen Gefahren für Umwelt und Gesundheit nach sich ziehen. "Dazu gehören Einträge von Schwermetallen und Spurenstoffen, mikrobiologische Einträge und pathogene Keime. Eine vollständige Hygienisierung und rechtliche Vorgaben sind daher einzuhalten", heißt es in der Veröffentlichung des Expertengremiums.
Ob sich damit die Sorgen um die Verbreitung von gefährlichen Keimen auf Äckern und Feldern erledigt haben, bleibt abzuwarten. Zumindest bis mehr Befunde der Gärsubstrate vorliegen, werden viele wohl skeptisch bleiben.
Infektionserreger in Gärsubstraten -
Beispiele Viren:
Maul- und Klauenseuche, Schweinepest (europ., afrikan.), Aujeszky‘sche Krankheit, Geflügelpest u.a. anzeigepfl. Tierseuchen
Bakterien
Salmonellen, E. coli, Campylobacter, Yersinien, Listerien, Mykobakterien (Paratuberkulose, Tuberkulose), Clostridien, Q-Fieber u.a.

Biogasgülle: 
In mesophil (bis 40°C) betriebenen Biogasanlagen muß in den anfallenden Gärrückständen immer noch von einem erheblichen Hygienerisiko ausgegangen werden, da innerhalb der üblichen Verweilzeit im Fermenter keine ausreichende Minderung der seuchenhygienisch relevanten Keime erfolgt. Bei einer Fermentertemperatur zwischen 27° und 48°C werden die geforderten Richtwerte von Escherichia coli und Fäkalstreptokokken überschritten, Salmonellen sind ebenfalls noch nachzuweisen. In thermophilen Fermentern findet eine Hygienisierung nur begrenzt statt und in den ausgebrachten Gärresten werden hohe Keimbelastungen nachgewiesen. Je nach Herkunft, Zusammensetzung der Ausgangssubstrate und technischen Gegebenheiten einer Biogasanlage bei der Behandlung organischer Substrate sind Gärreste nicht frei von Krankheitserregern. Die Behandlung von biogenen Abfällen in Anaerobanlagen (anaerob heißt unter Luftabschluß) muß seuchen- und phytopathogene Erreger durch die Prozesseinflüsse eliminieren. Heutzutage scheinen Erkrankungskomplexe in der Rinderhaltung, die durch Clostridien ausgelöst werden (Botulinumtoxin, chronischer Botolismus) durch den Einsatz von clostridienhaltigen Düngern, wie Gülle und Gärreste, an Bedeutung zu gewinnen.
Klärschlamm kann grundsätzlich jeden Erreger enthalten, der mit Kot und Urin ausgeschieden wird: human- und tierpathogene Erreger, sowie multiresistente Bakterien. Die Erreger werden mit dem Abwasser in die Kläranlage eingeleitet und gelangen durch die verschiedenen Reini-gungsstufen in den Klärschlamm. Am häufigsten kommen Salmonellen, Shigella, Escherichia coli, Clostridien und Mykobacterium tuberculosis im Klärschlamm vor. Von besonderer epide-miologischer Bedeutung sind Salmonellen, Enteroviren, Cryptosporidien und parasitäre Dau-erstadien wie Spulwürmer. In Klärschlamm wurden mehr als 35 verschiedene Salmonellen-Sero-vare (verwandte Keime) isoliert. Zu berücksichtigen sind ferner Dauerstadien von Tierparasiten aus landwirtschaftlichen Betrieben oder anderen Tierhaltungen oder aus Haushaltungen die für Menschen infektiös sind. Außerdem führen Mischkanalsysteme bei Regenfällen auch Schmutz-wasser von Straßen zu, Kot von Hunden und somit auch Parasitenstadien dieser Tierart enthält (z.B. Toxocara-Eier). Parasitenstadien in Rohschlamm von Kläranlagen sind häufig schon in kleinen Dosen infektiös und besitzen oft eine hohe Widerstandskraft. Dauerstadien die in Klär-schlamm vorkommen können: Protozoen, Zestoden, Nematoden.

Geruchsimmissionen durch Biogasanlagen!

Geruchsimmissionen entstehen:
durch den Siloanschnitt der neuen großen Siloanlage (365 Tage im Jahr).
durch nicht ordnungsgemäß abgedeckte Silagen. Geöffnete Tore in den Betrieben.
bei der Anlieferung von Substraten (Gülle etc.).
bei Störungen in der Biogasanlage ist es durchaus noch gängige Praxis, dass das sogenannte Biogas (Methangas) einfach freigesetzt wird, obwohl auch evtl. schon Notfackeln vorhanden sind. Diese Gerüche gelten als besonders unangenehm, ganz abgesehen von den anderen schädlichen Auswirkungen.
Immissionen von Methangasbestandteilen die aus Gärrestlagern oder auch Fermentern diffundieren.
die durch Abgase bei der Verbrennung des Biogases, also die beim verstromen entstehen. Hier wurden schon Werte von mehreren Tausend Geruchseinheiten pro Kubikmeter festgestellt.
beim Ausbringen der Gärreste auf den Äckern sieht die Betreiberseite eher als unkritisch. Hier kommt immer das Argument: "Bei der Ausbringung von Gärresten anstatt von Gülle entsteht viel weniger Geruch, da die Gärreste nur einen minimalen Eigengeruch haben." Die Realität sieht aber auch öfters mal anders aus, dann werden Gärreste ausgefahren die z.B. nicht ordentlich vergärt wurden. Das ist dann nicht mehr wirklich schön.

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