"Kopf hoch" - Thierhauptens Kunstmaler Wolfgang Klaus lässt sich trotz Schicksalsschläge nicht entmutigen
Kopf hoch – in allen Lebenslagen
Portrait Wolfgang Klaus hat schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen, doch Glaube und Kunst stärken ihn
Von Claus Braun
Thierhaupten. „Kopf hoch“, diese zwei Worte musste Wolfgang Klaus sich in seinen nunmehr 69 Lebensjahren häufig vorsagen! Zweimal nahm ihm der Tod bereits seine Ehefrauen und nach der Diagnose „Kehlkopfkrebs“ verlor er nicht nur die Möglichkeit zu sprechen, sondern auch seine Leidenschaft zu singen und zu musizieren. Seine Freude an der Malerei, handwerkliches Schnitzen von Figuren und Masken, aber auch der buddhistische Glaube helfen ihm, sein Schicksal aktiv zu meistern.
Viele Jahrzehnte führte Wolfgang Klaus, der am 28. Februar 1943 in Aindling geboren, ein ganz gewöhnliches Leben. Nach der Volksschulzeit in Thierhaupten und dem Besuch der Gymnasien in Regensburg und Lauingen begann Wolfgang Klaus ein Studium an der Werkkunstschule in Augsburg. Dem Ende der Schullaufbahn folgten unmittelbar zwei Jahre Bundeswehr beim Her-resmusikkorps 10 in Ulm. Nach einer Gesellenprüfung als Maler und Lackierer im Jahr 1964 und des Abschlusses als graduierter Designer und Malermeister (1966) folgten viele Jahre der Berufstätigkeit als Versicherungsvertreter und Techniker bei den Lech-Stahlwerken in Herbertshofen.
Privat hat er in seiner Freizeit als aktiver Musiker beim Musikverein oder bei den legendären „Oberdörfler Buam“ das Dorfgeschehen in Thierhaupten bereichert. Gerne hat er sein musikalisches Können an der Klarinette auch an Musikschüler in Thierhaupten, Ellgau oder Nordendorf weitergegeben. Auch als Fassadenmaler war sein Talent gefragt und so hat er rund 30 Fassa-denbilder gestaltet. Zudem nahmen die Ver-eine im Ort gerne seine Dienste bei Bühnenbildern für Theateraufführungen in Anspruch. Auch das mächtige Bühnenbild im Zelt der jährlichen Festwoche in Thierhaupten wurde von ihm geschaffen.
Wolfgang Klaus ist in seinem Leben weit gereist, hat aber seine Wurzeln stets in Thierhaupten behalten. Im Jahre 1966 heiratete er seine Frau Marlene, und konnte sich wenig später über die Kinder Markus, Ulrike und Gerhard freuen. Nach dem Tod von Frau Marlene im Jahr 1993 schnitzte und fertigte er aus dem Lieblingsbaum seiner Partnerin - einer rund 80 Jahre alten Eiche im Hausgarten - kunstvoll selbst den Grabstein.
Drei Jahre später schloss er mit Mirsada, einer Frau aus Mostar in Bosnien, erneut einen Ehebund. Ein Großteil der gemeinsamen Jahre verbrachte das Paar in Bosnien, ehe im Jahr 2005 der Tod auch seiner zweiten Ehefrau das Leben nahm.
Bereits ein Jahr zuvor musste Wolfgang Klaus vielleicht den schwersten Schicksalsschlag in seinem Leben hinnehmen. Wegen der Diagnose Kehlkopfkrebs musste er seine Berufstätigkeit beenden und der Kehlkopf wurde operativ entfernt. Danach konnte Klaus nicht mehr sprechen, singen und musizieren! Nach der „Total-Operation“ und der Chemotherapie sagte er zu sich selbst: „Kopf hoch, jetzt hilft dir kein Mensch, da musst du jetzt selbst dein Leben in die Hand nehmen!“ Dies tat er folglich auch und stellte mit 61 Jahren fest: „Ich bin noch nicht fertig mit meinem Leben!“ Auch fand er aus einer buddhistischen Schrift einen Leitsatz, der ihn begeistern sollte: „Führen Sie ein glückliches, wertvolles und erfülltes Leben!“ Durch die Hingabe an die Malerei und Schnitzerei von Masken und Figuren fand er einen Weg, seine Schicksalsschläge zu verkraften. So entstanden und entstehen eine Reihe von sehenswerten Werken, die durch christliche, muslimische und buddhistische Kulturkreise beeinflusst sind. Gerne wählt er Motive aus seiner Heimat, die er ausschließlich in Öl auf Leinwand malt. Auch Ikonen gehören zu seinem Repertoire und stolz präsentiert er auch gerne seine Südtiroler Weihnachtskrippe, der er selbstverständlich selbst nach seinen Vorstellungen bemalt hat.
Längst hat sich Wolfgang Klaus, der wie selbstverständlich einen Goldring im Ohr trägt, sich zum Kunstmaler entwickelt. Neben diesen Aktivitäten hat ihm aber auch der Glaube neu gestärkt. Bereits vor 21 Jahren stellte er bei sich einen fließenden Übergang vom katholischen Glauben zur Lehre Buddhas fest, wo er Grundsätze für sich entdecken konnte. Er lernte den Buddhismus Nichiren Daishonins kennen und wurde Mitglied bei der weltweiten buddhistischen Laienbewegung Soka Gakkai International (jap. = werteschaffende Gesellschaft), eine Kultur- und Menschenrechtsbewegung, die auch der UN als Nicht-Regierungsorganisation angeschlossen ist. Bei dieser buddhistischen Schule wird nicht der historische Buddha in Form einer Buddhafigur verehrt, sondern eine Schriftrolle, die die Würde allen Lebens symbolisiert. Die darauf gedruckten Schriftzeichen in Sanskrit und Altchinesisch verkörpern eine universale Gesetzmäßigkeit, die allem Leben innewohnt und als Quelle von Kraft und Inspiration dient. Im Laufe der Jahre errichtete er in seinem Wohnhaus einen kleinen Altar mit dieser Schriftrolle, betet häufig und leitet inzwischen die kleine Thierhaupter Gruppe, die sich regelmäßig trifft und austauscht.
Im August 2008 heirate er mit der Vietnamesin Thi Huong „einen wunderbaren Men-schen“, die ihm viel Kraft gibt. Mit einer elektronischen Sprechhilfe kann er sich auch längst wieder bestens mitteilen und sogar telefonieren. Das handliche Gerät basiert auf einem Schwingungsgenerator. Der Generator erzeugt Vibrationen, die durch Anlegen an den Hals auf den Rachen und die Mundhöhle übertragen werden und so eine Lautbildung ermöglichen. Dabei fungiert die am Kopf des Geräts befindliche Membran als Ersatz für die Stimmlippen.
Die „neue Stimme“ gibt seinem Leben neues Selbstvertrauen und wenn man Wolfgang Klaus trifft, ist er stets für ein kleines Späßchen zu haben. Er strahlt Zuversicht und Lebensmut in erfreulicher Weise aus. Und so will er sich in wenigen Wochen einem „Mammutobjekt“ widmen. Im August wird in Thierhaupten das Musical „Cadillac `n` Petticoats“ im Klosterhof aufgeführt. Das hierfür benötigte Bühnenbild mit einer Länge von fast 20 Metern will er entwerfen und gestalten. Hierzu bedarf es einen langen Atem und bestimmt Motivationshilfe mit den Worten „Kopf hoch, Wolfgang!“
Lieber Claus, wie schön, dass Du Wolfgang so einführlsam porträtierst. DANKE von Claudia Drachsler