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70 Jahre Gemeindebücherei
Das Buch ist unersetzbar

  • Der bekannte Schriftsteller Titus Müller begeisterte bei einer Lesung mit seinen Erzählungen rund um das Leben in der früheren DDR.
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Thierhaupten. Rechtzeitig zum 70jährigen Jubiläum hat sich die Gemeindebücherei St. Peter und Paul richtig fesch gemacht: bequeme Lesebereiche für die Erwachsenen wurden geschaffen, für die Kids eine Ecke, die die Lesebegeisterten mit ihren bunten Phantasien in eine Waldlandschaft eintauchen lassen, bunte Aquarelle der Künstlerin Sophie Weber aus dem Nachbarhaus zieren den Treppenaufgang und erst ein am vergangenen Donnerstag frisch gepinselter großer Schriftzug „Bücherei“ über den Haupteingang zeigt, dass hier im über 200 Jahre alten Gebäude unterhalb der Klosterkirche die „Welt der Bücher“ zu Hause ist.
An drei Tagen hat Thierhaupten seine Bücherei gefeiert und dabei ein tolles Programm erleben dürfen. „Es war alles einfach super“, zog Hannelore Landes am späten Sonntagnachmittag Resümee, während die Buchausstellung mit Kaffee und Kuchen noch regen Anklang fand. Hannelore Landes, die seit dem Jahr 2020 die Bücherei zusammen mit 30 Ehrenamtlichen leitet, lies die vergangenen arbeitsreichen Tage „sacken“ und genoss mit einer Tasse Kaffee in der Hand selbst ihren Auf-enthalt zwischen den vielen zufriedenen Besuchern und den über 9.000 Medien, die in Thierhauptens Bücherei zu finden sind.
Den Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten machte am Freitag eine Autorenlesung mit dem bekannten Schriftsteller Titus Müller, der im Jahr 1977 in Leipzig geboren wurde und inzwischen in Landshut wohnt. Der mit mehreren Auszeichnungen bedachte Schriftsteller sollte eigentlich aus seiner 3-teiligen Buchreihe „Die Spionin“ lesen, doch Müller bevorzugte es, um die Spannung für die Leserinnen und Leser nicht zu nehmen, in ausführlichen Erzählungen aus seinem früheren Leben in der DDR, dem System der Staatssicherheit und wie er sich mit seiner Pastorenfamilie damit gefühlt hat, zu berichten. Mit seinen gestenreichen Worten gelang es Titus Müller in der brechend vollen Bücherei sei-ne Fans auf den neuesten Roman „Der letzte Auftrag“ einzuschwören, so dass der Leser und die Leserin später „ihre Fingernägel voller Spannung in die Sessellehne der häuslichen Couch einhacken wer-den.“ Titus Müller sprühte in Thierhaupten voller Erzähllaune und bemerkte, dass man auch ohne Banane und Kiwis glücklich erwachsen wer-den kann oder zeigte sich überzeugt davon, dass das Fernsehen das En-de der DDR maßgeblich beschleunigt hat.
Ganz ohne Stasi und Politik kam der Samstagnachmittag aus. Ein quirliges Treiben stellte sich ein, als Melanie und Benjamin Stuchly aus Ehingen die vielen Kinder in die Welt der „Feuerköpfe“ entführten und in ihren Bann ziehen konnten.
Förmlich wurde es am Abend. Pfarrer Werner Ehnle zelebrierte einen Festgottesdienst und lobte in erster Linie die vielen Ehrenamtlichen, die in der Bücherei wirkten oder immer noch wirken und dabei ihre Talente rund um das Thema Bücher unter Beweis stellten bzw. stellen. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Thierhauptener „Projektchor“, den Pfarrer Ehnle als besondere Bereicherung lobte.
Beim anschließenden Festakt betonte Hannelore Landes, dass sich hinter den 9.000 eingestellten Büchern und Tonträgern eine Menge Arbeit für ihr Team bestehend aus 30 Frauen und einem Mann verbirgt! Und mit größter Dankbarkeit sagte sie: „die sind alle immer bestens drauf!“
An die Anfänge der Bücherei im Jahr 1953 erinnerte Pfarrer Werner Ehnle, da Bücher die ersten 20 Jahre ohne offizielle Öffnungszeiten im oftmals kalten Gang des Pfarrhauses auszuleihen waren. Die da-malige Pfarrhaushälterin Anna Schaller war die erste Leiterin und verstand den Büchereidienst als Seelsorge im Sinne der Pfarrgemeinde, so Pfarrer Werner Ehnle.
Bürgermeister Anton Brugger lobte in seinen Worten besonders die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Kirche, Büchereiteam und dem Rathaus zum Wohle der Bürgerschaft. Im Jahr 1978 schlossen nämlich Kirchenverwaltung und Marktgemeinde einen Vertrag, durch den die Gemeindebücherei St. Peter und Paul unter kirchlicher Trägerschaft entstand. Die politische Gemeinde steht voll hinter der Bücherei und hat laut Bürgermeister Brugger in den letzten fünf Jahren 71.000 € in die Bücherei investiert.
Den Dank der Diözese und des Sankt Michaelsbundes über-brachte Peter Hart zum Jubiläum. Hart begleitet das Büchereiteam in Thierhaupten seit vielen Jahren, war ständig um die Fortentwicklung bemüht und bahnte auch den Weg in die digitale Welt! Trotz wesentlicher Veränderungen und anderen, düsteren Vorhersagen stellte Peter Hart fest: „Das Buch ist unersetzbar!“ Mit einigen Statistikzahlen erfreute er die Besucher besonders, zumal Thierhauptens Bevölkerung mit 18,90 Prozent deutlich mehr ihre Bücherei in Anspruch nimmt, als gut neun Prozent im Bayernschnitt! „Thierhaupten ist spitze“, 16.000 Ausleihungen im Jahr werden dem-nach von 779 Personen in Anspruch genommen!
Der Höhepunkt des Festaktes war der Vortrag von Altbürgermeister und Ehrenbürger Fritz Hölzl, der als Zeitzeuge viele Jahre die Entwicklung der Bücherei verfolgen konnte und diese auch als wichtige kulturelle Einrichtung der Marktgemeinde lobte. Detailgetreu und voller bildhafter Begeisterung schilderte Fritz Hölzl die Standorte der Bücherei vom kalten Gang des Pfarrhauses, über einige Jahre im Keller des Rathauses, dem im Jahr 1.600 gebauten Kienberger-Haus in der Ortsmitte bis hin zum heutigen historischen Standort unterhalb des Klosterberges, wo am 23. Mai 1993 die Einweihungsfeierlichkeiten statt-fanden.
Abgerundet wurden die Feierlichkeiten mit der großen Buchausstellung am Sonntag, wo 750 neue Medien, die allesamt im Jahr 2023 angeschafft wurden, der begeisterten Leserschaft zur Leihe angeboten wurden.

Auszeichnungen des Sankt Michaelsbundes für Mitarbeiterinnen der Gemeindebücherei St. Peter und Paul:
Ehrenzeichen in Silber: Anni Hammerl (23 Jahre katholische Büchereiarbeit);
Ehrenzeichen in Gold: Christa Pototzky und Christine Staudt (beide 50 Jahre) sowie Anni Gastl und Elisabeth Wittmann (beide 30 Jahre).

  • Der bekannte Schriftsteller Titus Müller begeisterte bei einer Lesung mit seinen Erzählungen rund um das Leben in der früheren DDR.
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  • Bei einem runden Jubiläum dürfen auch Ehrungen nicht fehlen. Im Bild von links nach rechts Catharina Kociumaka (stv. Büchereileiterin), Pfarrer Werner Ehnle, Christa Pototzky, Bürgermeister Anton Brugger, Elisabeth Wittmann, Peter Hart (St. Michaelsbund), Anni Gastl und Büchereileiterin Hannelore Landes.
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