Palestrina-Medaille - Hohe Auszeichnung für Kirchenchor
Für gewöhnlich bereitet es nicht immer Freude, rasch älter zu werden. Ganz im Gegensatz dazu führte dies beim Kirchenchor Donaumünster-Erlingshofen-Rettingen zu stolzer Anerkennung. Während der Chor entsprechend bisheriger Aufzeichnungen vor wenigen Jahren sein 85-jähriges Bestehen feierte, konnte nun dem Kirchenchor am Kirchweihtag beim Festgottesdienst in St. Vitus in Erlingshofen die Palestrina-Madaille durch Erzabt Wolfgang Öxler, OSB, vom Kloster St. Ottilien verliehen werden.
Bislang war davon auszugehen, dass das Gründungsjahr des Kirchenchores in das Jahr 1928 fiel, als Lehrer Hans Bertold den Chor übernahm. Die Recherchen des Ortschronisten Manfred Wegele führten aber zu fundierten Nachweisen, dass der Kirchenchor Donaumünster-Erlingshofen-Rettingen schon mindestens seit 125 Jahren bestehen musste. Es war althergebracht und „berufsbegleitend“, dass die Leitung eines Kirchenchores zu den typischen Aufgaben des örtlichen Schullehrers gehörte. So auch bei Hans Bertold, der als Lehrer in Donaumünster 1928 hier die Nachfolge von Hermann Ganshorn antrat. Auch Hermann Ganshorn war Lehrer in Donaumünster und zwar seit 1891. Dem Zeitungsausschnitt über dessen Beerdigung im Dezember 1935 ist zu entnehmen, „dass er während seiner 36-jährigen Tätigkeit als Erzieher in Donaumünster auch den Kirchendienst geleistet und sich besonders als Organist und Leiter des dortigen Kirchenchores bleibende Verdienste erworben hat.“ Einer der Nachweise, so Manfred Wegele, dass im Jahre 1891 der Kirchenchor bereits existent gewesen sein musste.
Auf einen weiteren Nachweis aus seinem Ortsfamilienbuch für Erlingshofen konnte Wegele verweisen. Dort ist vermerkt, dass dem Lehrerssohn Friedrich Joseph Schmid bei dessen Beerdigung in Donauwörth am 02.06.1941 der Kirchenchor „ins Grab gesungen“ hat, weil er „mehr als 50 Jahre als eifriger Sänger und Dirigent tätig war“.
Mit Zustimmung des Chores leitete Chorsänger Walter Ernst das Verfahren zur Anerkennung eines mindestens 100-jährigen Bestehens des Kirchenchores ein, welches beim Amt für Kirchenmusik im Bischöflichen Ordinariat Augsburg Befürwortung fand. Die eingereichten Unterlagen gaben die erforderlichen Informationen wieder und so stimmte der Allgemeine Cäcilienverband für Deutschland der Verleihung der Palestrina Medaille zu. Große Freude herrschte bei den Sängerinnen und Sängern, als Erzabt Wolfgang Öxler beim Gottesdienst zum 300-jährigen Kirchenbaujubiläum von St. Vitus in Erlingshofen Medaille und Urkunde an Vorstand Josef Kreisel überreichen und Ortspfarrer Karl Hagenauer die Leistungen von Chor und Chorleitung anerkennend würdigen konnte. Der Chor seinerseits gestaltete den „Jubiläumsgottesdienst“ eindrucksvoll unter Leitung von Marianne Förg mit der Messe in D (Hochzeitsmesse) von Franz Xaver Gruber. Mehr als bemerkenswert, dass mit Marianne Förg seit 125 Jahren erst die vierte Person die Chorleitung inne hat
Der Allgemeine Cäcilien-Verband für Deutschland (abgekürzt ACV) wurde 1868 in Bamberg gegründet und ist ein Chorverband der katholischen Kirche. Der Dienstsitz des ACV für Deutschland befindet sich in Regensburg. Der 1870 von Papst Pius IX. approbierte Verband vertritt etwa 15.000 katholische deutsche Chöre. Schutzpatronin der katholischen Kirchenmusik ist die heilige Cäcilia von Rom, eine frühchristliche Jungfrau und Märtyrin, die zugleich Namenspatronin des Verbandes ist.
Die Palestrina-Medaille wurde 1968 aus Anlass der Hundertjahrfeier des Allgemeinen Cäcilienverbandes für die Länder der deutschen Sprache gestiftet. Sie wird allen aktiven Kirchenchören verliehen, die eine kirchenmusikalische Tätigkeit von mindestens einhundert Jahren nachweisen können. Benannt ist die Medaille nach Giovanni Pietro Aloisio Sante da Palestrina, gestorben am 2. Februar 1594 in Rom. Er war ein italienischer Komponist und Erneuerer der Kirchenmusik. .