Kühlerfiguren und ihre Geschichte - Teil 5
Rolls Royce - Die wohl bekannteste Kühlerfigur ist umgeben von romantischen Fantasien und Geschichten. „Auf dem Bug eines Rolls-Royce scheint sie vom Straßenverkehr entzückt und sie schwelgt im Fahrtwind, der ihr flatterndes Kleid musikalisch erklingen lässt.“ Vom Schöpfer, dem Bildhauer Charles Sykes, wird sie als eine anmutige kleine Göttin beschrieben.
Die ersten Rolls-Royce Autos hatten keine Kühlerfiguren, aber im Jahr 1910 war man in Sorge, dass einige Besitzer ”unangemessene“ Figuren anbrachten. Claude Johnson, damals Geschäftsführer von Rolls-Royce Motor Cars, wurde gebeten, sich nach etwas würdevollerem und anmutigerem umzusehen. Er wandte sich an Charles Sykes, einem jungen Künstler und Absolvent des Londoner Royal College of Art. Als sie sich trafen, war Sykes bereits bei Lord Montagu of Beaulieu (Vater des jetzigen Barons) gewesen, um ihm eine persönliche Kühlerfigur für seinen Rolls-Royce Silver Ghost vorzulegen. Diese Figur wurde verschämt „The Whisper“ (Das Geflüster) genannt, da sie nach der anmutigen Miss Eleanor Thornton, Sekretärin seiner Lordschaft, die auch seine Geliebte war, modelliert wurde. Es war damals üblich, dass der Hochadel persönliche Sekretäre oder eben auch Sekretärinnen beschäftige. Das kam natürlich der Liebesbeziehung zugute.
Lord Montagu vermittelte daraufhin Sykes den Auftrag von Rolls Royce, eine Kühlerfigur zu gestalten. Claude Johnsons Anweisung an Sykes war kurz, er solle etwas vom Geist der mystischen Schönheit „Nike“, deren anmutige Statue im Louvre zu bewundern war, erschaffen. Die Figur sollte so schön sein, dass niemand mehr versucht sei, sie gegen geschmacklosen Nippes auszutauschen. Ziemlich sicher war es wieder Miss Eleonore Thornton, die Modell stand. Sicherlich hatte „The Spirit of Speed“, wie er seine erste Skulptur nannte, eine unheimliche Ähnlichkeit mit „The Whisper“. Die Bezeichnung „Spirit of Speed“ (Geist der Geschwindigkeit) erschien Roll-Royce aber als unenglische Prahlerei. Man nannte die Kühlerfigur dann „Spirit of Ecstasy“ (Geist der Verzückung). In den USA wird sie simpel „The Flying Lady“, bei uns "Emily" genannt.
Sie wurde in Bronze gegossen, war etwa 17 cm hoch und wurde ab 1911 von Sykes selbst produziert. Es ist ein Irrglaube, dass die Figur aus massivem Silber hergestellt wurde. Im Laufe der Jahre hat man mehrere unterschiedliche Metalle verwendet, aber nie Silber. In den frühen Tagen wurde weißliches Metall verwendet, heute ist es hochglanzpolierter Edelstahl.
Die Figur erfuhr verschiedene Änderungen in Form und Größe. Für den RR Phantom III wurde sogar eine kniende Version geschaffen, die nach dem zweiten Weltkrieg bei den Typen Silver Wraith und Silver Dawn fast ausschließlich verwendet wurde.
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