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When I'm Sixty-Four

  • Sieht gar nicht nach so viel aus: Jede Wäscheklammer hängt für ein Jahr.
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Ein Schreckgespenst ist Wirklichkeit geworden. 64. Nur ein Albtraum aus der Jugend? Oder auch ein Wunschtraum, der in Erfüllung ging: trotz wachsender Vergreisung für viele Menschen unerreichbar. Mit 64 am Scheideweg des Scheiterns? Wer bis dahin noch nicht verloren hat, scheitert nun am Altern, am Austrudeln auf der Landebahn? Oder: Start zu einem neuen Jungfernflug?

Aus gegebenem Anlass spukte mir in den vergangenen Tagen ein Song der Beatles immer wieder im Kopf herum: »When I'm Sixty-Four«. Damals, als der Titel auf der LP »Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band« erschien, war ich gerade 15. Wie weit erschien einem dieses Alter tatsächlich entfernt. Klar, eine Großmutter war gerade in einem vergleichbaren Alter gestorben. Zuletzt wusste sie mit ihrem großen Schlüsselbund nichts mehr anzufangen. Für einen selbst war das aber eine biblische Ewigkeit, schier eine Unendlichkeit weit weg. 64. Jetzt ist es auf einmal Realität. Wo ist die Zeit dazwischen geblieben?

Wenn das Liedchen nicht so spielerisch leicht, so possierlich und so putzig drollig ausgefallen wäre, hätte ich es damals bestimmt gleich mit der Angst zu tun bekommen. In Worten: Vierundsechzig. Undenkbar. Unvorstellbar uralt. Eben kurz vor dem Ableben und gewiss schon in der geistigen Trockensteppe, kurz vor der winterkalten Wüstenei des sich nicht mehr Auskennens in der Welt. Ohne einen Ulkus zu bekommen, schon in Gedanken nur im Ulk zu ertragen. Ansonsten Inbegriff von Eintönigkeit, Langeweile, Trostlosigkeit, kurzum Öde der Belanglosigkeit, banales Scharren in Gepflogenheiten. Für einen jungen Menschen einfach nur grauenhaft und zum Schütteln. Bisweilen ist südlich des Weißwurst-Äquators bezeichnenderweise für grässlich oder grauslich auch von greislich die Rede. Eben 64, von nun geht's bergab, auf dem Weg zum – Greis.

Andererseits: Was ist die Alternative? Wenn das berufliche Netzwerk nach dem Gang in den Ruhestand abrupt in sich zusammengebrochen ist. Im Familienverband die erwachsen gewordenen Individuen längst eigene Wege gehen. Bleiben die sozialen Kontakte, die in der Altersgruppe der Senioren wegen der stärkeren Ausprägung von Eigenheiten, um nicht von Verschrobenheiten zu sprechen, spärlicher und flüchtiger werden. Aber was ist Oberflächlichkeit anderes als jene Banalität, die sich die Beatles als Schreckgespenst des Alterns an die Wand malten.

Da ist es durchaus gar nicht so trost- oder belanglos, einen Menschen an der Seite zu wissen, der einem über Jahre, möglicherweise auch Jahrzehnte vertraut und ans Herz gewachsen ist. Mit dem sich schnell und ohne faden Geschmack im Mund ein Konsens erzielen lässt, mit dem gemeinsames Leben eingeübt ist und das bei mancher Banalität und auch Langeweile dennoch immer wieder zu Verblüffendem und angenehmen Überraschungen fähig ist. Gewohnheiten und Besonderheiten, die schöpferischer Natur sind, müssen sich nicht ausschließen. Wie heißt einer jener inflationär heruntergebeteten Lebensweisheiten, die einem immer wieder auch in den unpassendsten Situationen um die Ohren gehauen wird: »In der Ruhe liegt die Kraft«. Wer so einen Spruch nicht als Ausrede fürs Nichtstun missbraucht, merkt, dass doch etwas dran ist … Auf den Inhalt kommt es eben an.

Also, doch kein Austrudeln. Eher ein Umgewöhnen, um einen Jungfernflug in ungeahnte und unbekannte Sphären vorzubereiten und dann noch einmal mit Spaß und Sehnsucht in den Himmel abzuheben: Was gibt es Schöneres als zu fliegen und über den Wolken den Träumen nachzuspüren … Und plagt die Arthrose noch so mächtig – die Hecke schneiden, das Gras gemäht – da gibt es noch jede Menge Pläsier.

When I’m Sixty-Four

Komm ich ins Alter, kahl glänzt der Kopf,
viele Jahre fern,
schickst du mir dann auch noch ein paar Blümelein,
Geburtstagsgrüße, badischen Wein?
Wenn ich noch zeche bis viertel vor drei
Schließt du dann die Tür?
Magst mich noch leiden, bleibt’s bei uns beiden
Trotz sechzig plus vier?

Du ergraust gleichfalls
Doch wenn der Schwur standhält
Bleibt was uns gefällt

Ich bin gewandt beim Sicherungstausch
wenn das Licht ausgeht
Du strickst die Pullis, sitzt warm am Kamin
Sonntags ist ’ne Landpartie drin
Die Hecke schneiden, das Gras gemäht,
Wer will mehr Pläsier?
Magst mich noch leiden, bleibt’s bei uns beiden
Trotz sechzig plus vier?

Jeden Sommer mieten wir uns ein auf Amrum oder Föhr
Wenn’s bezahlbar ist
Und ich sparsam bin
Enkel auf deinen Knien
Birte, Paul und Finn

Schick mir ’ne Karte, schreib mir den Satz
Der deine Ansicht fasst
Mache klar und deutlich, was Du sagen willst
Mit bestem Gruß, bevor du mich killst
Gib mir die Antwort als Blankoscheck
Immerfort mit mir
Magst mich noch leiden, bleibt’s bei uns beiden
Trotz sechzig plus vier?
Ho!

When I'm Sixty-Four

When I get older losing my hair
Many years from now
Will you still be sending me a valentine
Birthday greetings, bottle of wine?
If I'd been out till quarter to three
Would you lock the door?
Will you still need me, will you still feed me
When I'm sixty-four?

You'll be older too
And if you say the word
I could stay with you

I could be handy, mending a fuse
When your lights have gone
You can knit a sweater by the fireside
Sunday mornings go for a ride
Doing the garden, digging the weeds
Who could ask for more?
Will you still need me, will you still feed me
When I'm sixty-four?

Every summer we can rent a cottage in the Isle of Wight
If it's not too dear
We shall scrimp and save
Grandchildren on your knee
Vera, Chuck & Dave

Send me a postcard, drop me a line
Stating point of view
Indicate precisely what you mean to say
Yours sincerely, wasting away
Give me your answer, fill in a form
Mine for evermore
Will you still need me, will you still feed me
When I'm sixty-four?
Ho!

  • Sieht gar nicht nach so viel aus: Jede Wäscheklammer hängt für ein Jahr.
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7 Kommentare

English ist schon eine sensationelle Sprache, so rational rationell und dennoch mit emotionality, simplicity and colourfulness. Solange ich hierzulande aber noch in Deutsch über die Runden komme, genieße ich die Unzulänglichkeiten meiner Muttersprache. Auch wenn es sich vielleicht besser auf Französisch, Portugiesisch oder auch Englisch ausdrücken ließe. Wenn ich in Hannovers Stadtbahn sitze, und das ist nicht selten, bin ich doch überrascht, bei wie vielen Menschen ich dennoch nicht ein einziges Wort mehr verstehe.

Ja in der Stadtbahn.
Statt in Hochsicherheitskarossen mit Body-Guards sollten unsere Politiker sich dort auch mal öfter sehen lassen, wenn sie sich noch trauen.

. . . ein sehr anschauens- UND lesenswerter Beitrag !!!!

Und bitte, lasse DICH auch mal BEI MIR blicken. Hier:

https://www.myheimat.de/seelze/gedanken/ich-folge-...

DANKE !!!!

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