...und weinten bitterlich
Als ich heute früh zur Arbeit eilte, begegnete mir Jesus und er sprach: "Mein Sohn, wohin gehst Du?" und ich antwortete:
"Ich gehe zur Arbeit, mein Herr." Da leuchtete das Antlitz des Herrn und er fragte mich, bei welcher Firma ich denn beschäftigt sei. Als ich ihm den Namen meiner Firma nannte,
verfinsterte sich sein Antlitz, schwarze Gewitterwolken zogen am Himmel auf und es blitzte und donnerte, so dass ich Angst
im Herzen verspürte und vor dem Herrn zu Boden sank.
Doch der Herr sprach: "Fürchte Dich nicht, denn Du bist ohne Schuld." Er legte seine Hand auf mein Haupt und fragte:
"Sag, mein Sohn, welches Entgelt erhältst Du für Deine schwere Arbeit von Deinem Arbeitsherrn?" Als Jesus die Höhe meines Gehaltes erfuhr, setzte er sich zu mir und wir weinten bittere Tränen.
(Foto und Gestaltung: Christel Prüßner, Hannover 2009)
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Als ich vor knapp 30 Jahren diesen Text erhielt, musste ich lachen, weil er einfach knuffig war!
Jetzt finde ich diesen Text in meiner Lose-Blätter-Sammlung wieder und kann gar nicht mehr darüber lachen.
Über 20% der erwerbstätigen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland verdienen trotz Vollzeitarbeit und teilweise Mehrfacharbeit nicht einmal wirklich davon überleben können.
Mehr und mehr wird in den Betrieben nur noch darauf geachtet, dass die Produktion auf 200% gesteigert wird und wenn die Mitarbeitenden alle Viere von sich strecken, gelten sie als ungeeignet für diese Firma - ganz abgesehen davon, dass sich mehr und mehr Firmen mit allen Tricks versuchen um eine reguläre Entlohnung zu drücken - Überstunden ja, aber keine Vergütung in welche Art auch sie denkbar wäre...
Da kann man im Blick auf CHRISTLICHES ABENDLAND mit Jesus nur noch bitterlich weinen!
Ich gelte als radikal, ich habe keine Ambitionen mich noch in meinem Alter um den Posten als Aufsichtsratsmitglied zu bewerben, und der Posten des Leiters der Personalabteilung ist leider auch schon durch eine radikale Einsparung im Reißwolf verendet. Und da die Partei, die mich zum Bundeskanzler machen könnte erst noch gegründet werden muss...
Beim Vergleich mit "Kirchens" differenziere ich dann doch feiner und ziehe auch die durchaus nach draußen dringenden Auseinandersetzungen um die richtigen Wege mit hinzu - zum Beispiel die "Sache" Caritas / Diakonisches Werk.
Viel interessanter ist, dass sogar die sogenannte Öffentlichkeit das Futter nicht annimmt.
Lass es mich mal so sagen: die Sackgasse ist zwar lang, aber irgendwann ist die Mauer am Ende erreicht, und dann?
Wenn in ca. 10/15 Jahren die Zahlen der Berufseinsteiger so dramatisch nach unten gegangen ist und sich das soziale Gewissen rundherum bis zum Null-Punkt abgebaut hat - was dann?
dann lieber jetzt als Radikaler angesehen... aber ich befürchte, das hilft auch nichts.