Stromabschaltungen? Nichts ist unmöglich!
Wie sicher ist unsere Stromversorgung? Diese bange Frage stellt sich angesichts der anhaltenden tiefen Temperaturen. Haben wir in Deutschland noch eine gesicherte Stromversorgung? Nach der Abschaltung von sieben Kernkraftwerken im vergangenen Jahr fehlen uns diese Kapazitäten als gesicherte Leistung. An dieser Tatsache ist nicht zu rütteln. Aus dem Land mit der zuverlässigsten Elektrizitätsversorgung in Europa scheint ein Stromzuteilungsland geworden zu sein.
Bis 1999 galt ein Energiewirtschaftsgesetz, dass die Stromversorger verpflichtete, Strom sicher, preiswert und rund um die Uhr zu liefern. Die Stromversorgung war monopolistisch organisiert. Acht große Stromversorgungsunternehmen trugen die Verantwortung. Jedes Unternehmen hatte in seinem Monopolbereich die Verantwortung, baute Kraftwerke und Leitungen nach dem gebietseigenen Bedarf. Jedes Unternehmen musste sich Strompreiserhöhungen genehmigen lassen. Jedes Unternehmen war Partner im Europäischen 380-kV-Verbundnetz zwischen dem Nordkap und Sizilien, zwischen Oder und Atlantik.
Die Philosophie des Verbundes: Fällt ein Kraftwerk aus, wird die fehlende Leistung für Sekunden aus dem Verbundnetz kompensiert, und zwar so lange, bis eigene Reserven mobilisiert sind. Die großen Kraftwerke, so die Verbundvereinbarung, wurden deswegen bis zu 5 Prozent unter ihrer möglichen Höchstleistung gefahren, um rotierende Reserven zu haben. Seiner Bestimmung nach war das Verbundnetz eine Aushilfeleitung, um eine lückenlose Stromversorgung sicherzustellen. Seit der Liberalisierung des Strommarktes nach dem neuen Energiewirtschaftsgesetz ist die Rund-um-sorglos-lückenlos-Stromversorgungs-Philosophie mit dem politisch gewollten Wettbewerb nach und nach auf der Strecke geblieben.
Zwar fielen in den ersten Jahren die Strompreise für Groß- und Privatkunden, doch dieser Effekt hielt nicht lange an. Denn die Preisbildung, die bis zur Liberalisierung staatlich kontrolliert wurde, wird nun von der Strombörse in Leipzig beeinflusst. Jetzt bestimmen Nachfrage und Verfügbarkeit von Strom die Preise. Und das einstmals als Aushilfeleitung konzipierte europäische Verbundnetz ist nun Verschiebenetz für Überkapazitäten.
Der geneigte Leser wird sich fragen, warum sollen wir Stromabschaltungen fürchten, wo wir doch so viel Windenergie im Norden, so viele Photovoltaikanlagen, so viele Biogasanlagen haben. Windenergie und Solarenergie sind ungesicherte Leistungsträger, die nur zeitweilig zur Verfügung stehen. Insbesondere an frostigen Tagen weht oft kein Wind, aber der Strombedarf steigt dann eher. Ergo müssen für die Kapazitäten an regenerativen Energien konventionelle Kapazitäten wie Kohle-, Gas- oder Wasserkraftwerke vorgehalten werden. Nur so kann Versorgungssicherheit hergestellt werden.
Diese Balance sieht die Bundesregierung nun gefährdet. Großflächige Stromabschaltungen können nicht mehr ausgeschlossen werden. Daher soll eine Verordnung greifen, die Industrien mit hohem Strombedarf, etwa in der Größenordnung einer mittelgroßen Stadt, verpflichtet, in kürzester Zeit, also von gleich auf jetzt, ganz oder teilweise vom Netz zu gehen, damit die Netzstabilität gesichert bleibt. Die Bereitschaft, im Falle von Netzengpässen Produktionen einzuschränken oder auszusetzen, soll nach dem Willen der Politiker mit bis zu 60.000 Euro pro Unternehmen und Jahr belohnt werden. Die dadurch entstehenden Mehrkosten werden auf rund 102 Mio. Euro geschätzt. Das sollen die Bürger bezahlen als Preis für eine gesicherte Versorgung.
Das wäre aber ungerecht: Vielmehr müssten die Betreiber der hoch subventionierten sogenannten Regenerativen den Ausgleich zahlen, da sie völlig überhöhte und staatlich subventionierte Preise für ungesicherte Leistung kassieren.
> "Wasserstoff ist bekanntlich quasi unerschöpflich vorhanden und könnte durch Wind- bzw. Solarenergie erzeugt werden."
Hab ich doch auch erwähnt.
> "Damit ist zusammengefasst
- das Problem der Speicherung unsteter Stromerzeuger
- das Problem der Endlichkeit fossiler Brennstoffe
- das Problem des Transports elektrischer Energie über große Strecken
- und das Problem des schlechten Wirkungsgrades von Großkraftwerken
beseitigt bzw. wesentlich minimiert"
Jain. Es bleibt eine Endlichkeit der Rohstoffe für die Anlagen (und die Umweltverseuchung - siehe z.B. hier: http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2011/windkr... )
Und der Transport ist weiterhin notwendig, denn man wird kaum jedem Haus/Viertel die Hardware für Solar, Wind, Wasserstofferzeugung- und Lagerung, Kraftwerk überlassen können.
Auch wird es weiterhin zentrale Windparks und Solarplantagen geben.
Und dann denk noch an sowas wie Desertec.
> "Nur die Energiereisen werden weinen. Sollen sie."
Warum?
Falls du die üblichen Feindbilder meinst, werden die investieren und mitmachen. Ausserdem ist die Ökostrombranche schon jetzt kein gemeinnütziger Betverein, sondern knallharte Wirtschaft (und im Prinzip ist schon jeder Häuslebesitzer mit seinem Solarkram ein Energieerzeugerunternehmen)
> "auch als AK-Gegner habe ich keine Berührungsängste"
Ich auch nicht. Inzwischen hätte ich nicht mal was gegen moderne neue AKWs (keine Kernschmelzen) und ggf. Transmutationstechnik zum Müllvermeiden, wenn es nicht anders geht, um sichere und günstige Stromversorgung zu realisieren, bis sich Alternativen durchsetzen.