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Skandallidalli a la Bild – das muss mal gesagt werden

Vollmundig kündigte Bild in dicken Lettern an: „Liebe Große Koalition, wir sind jetzt eure APO! Ab heute haut Bild der Regierung munter auf die Finger.“ Bild hat sich also selbst zur „APO – Außerparlamentarische Opposition“ ausgerufen. Deren Chefredakteur Kai Diekmann ließ sich im Plenarsaal mit Vollbart, Schwarzrahmenbrille und Managerzwirn lässig am Edelstahlgeländer der Besuchertribüne lehnend, ablichten. Brauchen wir überhaupt einen A-Bild-PO?

Bild zu lesen dürfte zwar leichter sein, als einem Schwein das Muhen beizubringen, aber es ist schon eine Herausforderung. Machen wir uns nichts vor. Es steht nur wenig drin. Und das Wenige, was drinnen steht, wird von Annoncen erdrückt oder mit gestalterischen Lesehemmnissen verbarrikadiert. Blut-, Vergewaltigungs-, Sex- oder Scheidungsstorys beherrschen bis auf wenige Ausnahmen großflächig die Seiten von Bild. Politik wurde eher als leichte Kost unter dicken Schlagzeilen, manchmal auch mit Bild, gesetzt.

Weht jetzt ein anderer Wind? Plötzlich ist „Kai“ aus der Kiste. Das Boulevardblatt erlebt eine Wandlung. Etwa zum politischen „Skandal“blatt? So wie die Inszenierungskünstler es sich erdachten, soll es wohl sein. Bild will von der Politik wissen: ob die Abgeordneten zu hohe Diäten bekommen, die monatlichen Ausgaben für Verwaltung und Büros zu hoch sind usw. – all das dürfte aber Pippikram sein mit Blick auf die realen politischen Probleme. Oder soll das etwa die Bild-logische Fortsetzung der Skandalberichterstattungen über Wulff, Steinbrück oder Brüderle sein, die mit der Demontage dieser Herren endete? Bild beschwert sich, dass der Bundestag fast ein Jahr lahmgelegt war. Mitwirkungsrechte werden geflissentlich verschwiegen.

Und vor welchem Hintergrund glaubt Bild, der Regierung nun auf die Finger hauen zu müssen? Was hat die neue Bundesregierung Bild angetan, dass sie jetzt schon über Wortbruch schreibt? Braucht Bild die Skandalisierung der gesamten Politik etwa als Überlebensstrategie? Würden publizistische Umsturzversuche den absatzmüde gewordenen Bildzeitungen wieder auf die Sprünge helfen? Aber wird nicht gesagt, Bild sei der Morgenschrei der CDU? Wie verträgt sich das?

Gewiss ist, der Springerkonzern hat ein Problem mit Bild. Hatte das Blatt 1998 noch eine verkaufte Auflage von 4,71 Millionen Exemplaren pro Ausgabe, waren es 2013 nur noch rund 2,52 Millionen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich fast die Hälfte der Bildkäufer in den letzten 15 Jahren elektronisch aufgerüstet hat, um Bild-Online zu abonnieren. Oder hat sich etwa eine „Share-a-Bild“-Bewegung etabliert?

Bild feiert sich selbst als „Aufdecker“. Aber was hat Bild bisher aufgedeckt und erreicht? Ist unsere Republik deshalb noch besser geworden? Ich denke, NICHT! Mit ihrer APO-Kampagne wird Bild ganz sicher keinen substanziellen Beitrag zur politischen Problemlösung leisten. Was Bild wissen will, hinterfragen die Abgeordneten sowieso. Warum, Bild, machst du so ein TamTamTaram um tagespolitische Prozesse, in die du wie andere Medien ohnehin eingeweiht wirst.

Liebe Bild, am Zeitungskiosk ist es wie in der Wahlkabine, den Zuschlag erhält, dem man vertraut.

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4 Kommentare

Das ist einer der positiven Punkte hier im Elsass - hier liegt die Regionalzeitung beim Bäcker auf dem Tresen und keine gedruckte Volksverdummung. Überhaupt - Springer hat mal eine Untersuchung gestartet ob ein französisches Pedant der BILD Aussicht auf Erfolg hätte - mit negativem Ergebnis.
Da hat Frankreich einen dicken Pluspunkt bei mir.

Und spätestens mit der BILD hat sich das mit dem "Volk der Dichter und Denker" sowieso erledigt. Allein die Existenz dieses armseligen Schmierblattes ist die intellektuelle Bankrotterklärung eines Volkes.

Neo-Apo-Bild passt besser :)

Dann sind's schon drei: Neo-Nazis, Neo-Kommis und Neo-Bildchen... :)

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