Offener Brief an Robert Fischer aus Berlin
Lieber Herr Fischer,
seit dem 31. Juli sind sie bei myheimat registriert. Ihren ersten Kommentar schrieben Sie zu meinem Beitrag: „Was sollen wir unseren Kindern sagen?“ Dieser Beitrag setzte sich – zugegeben etwas emotional – mit den Auswirkungen einer Methangasfabrik am Rande der Stadt Springe auseinander. In dem Artikel antizipierte ich die Zukunft dort mit der geplanten Gasfabrik.
Herr Fischer, einen Blick in die Zukunft zu wagen, steht jedem frei. Ist jeder, der seine Sicht der Dinge öffentlich sagt und auch schreibt, ein Wutbürger, wie Sie besorgte Bürger in Springe herabklassifizieren? Ihr auf den Kopf gestellter Realitätssinn diktiert Ihnen möglicherweise die Unflat, die Sie in Kommentaren verpackt auf myheimat ablassen.
Wie einsam müssen Sie sein? Bislang haben Sie Null Beiträge in myheimat veröffentlicht, an denen sich Kritiker hätten reiben können. Sie haben Null Schnappschüsse geliefert und Sie haben Null Kontakte. Das ist die traurige Bilanz von einem der auszog, mit einer Tastatur die Welt des Biogases und der Subventionen und der Einspeisevergütungen zu retten. In zwanzig Kommentaren mit wenig oder noch viel weniger Substanz, zum Teil auf Tiefstgaragenniveau, versuchten Sie, mich und meine Mitstreiter zu verunglimpfen.
Ob Ihnen das gelungen ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber eines ist gewiss: Wer mich beleidigt, bestimme ich selbst. Vielleicht heißen Sie auch gar nicht Robert Fischer, sondern Sie gebrauchen dieses Pseudonym, etwa weil niemand wissen soll, dass Sie Auftragsarbeit machen? Möglicherweise bezahlt? Vielleicht wohnen Sie auch nicht in Berlin, heißen nicht Robert Fischer, sondern vielleicht Hans Albers?
Als man in den fünfziger Jahren begann, radioaktive Rückstände aus Forschung und Medizin zu konditionieren und in Fässern verpackt nach Asse zu bringen, ahnte kaum einer, welche Probleme der schwachradioaktive Zivilisationsmüll ein halbes Jahrhundert später bereiten würde. Und genau das ist der Punkt: Die Biogastechnologie ist ein alter Hut. In kontrollierbarem Umfang konnte man durchaus sagen, dass von der Verklappung der Rückstände keine signifikanten Gefahren ausgehen dürften.
Das, Herr Robert Fischer, hat sich schlaglichtartig geändert, als den Bürgern bewußt wurde, was um sie herum geschah. Mit einem Male waren ganze Landstriche in Maiswüsten verwandelt. Unkrautvernichtungsmittel und anderes Zeugs werden hektoliterweise auf Böden und Pflanzen gespritzt, Stickstoffdünger als Wachstumsbeschleuniger wird tonnenweise ausgestreut. Ich möchte auf weitere Statistiken verzichten, denn der hypertrophe Ausbau von Methangasanlagen und die Vergewaltigung der bäuerlichen Landwirtschaft im Namen der „Energiewende“ ist schlicht ebenso kurzsichtig, wie seinerzeit nur auf Atom zu setzen.
Wie mögliche Wechselwirkungen schwachradioaktiven Abfalls in der Biosphäre weitgehend unbekannt waren, so machen uns die unbekannten chemischen und bakteriologischen Wechselwirkungen der Biogasanlagenrückstände heute Angst. Wir müssen uns fragen, ob unsere Biosphäre noch zu retten ist, wenn wir Ihrer Euphorie folgen würden?
Schlussendlich: Ich bedauere zutiefst Ihren begrenzten Wortschatz. Sie bezeichnen alle, die nicht in Ihr Biogashorn tuten, als Wutbürger. Wie titulieren Sie dann die Demonstranten in Gorleben? Fallen Trittin und Künast als etablierte Mitglieder des deutschen Bundestages auch in diese Kategorie? Wenn da solche Karrieren drin sind, wären wir auch gerne Wutbürger, nur schade, dass Sie nicht dabei sein können. Lieber Herr Fischer, seinen Sie ein Mann und geben sich zu erkennen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Friedrich Schröder
Ach Herr Schröder, jetzt machen Sie aber mal einen Punkt. Wutbürger ist doch inzwischen kein Schimpfwort mehr, sondern eine große Auszeichnung in den entsprechenden Kreisen. Gerade die von Ihnen genannten Personen sind sicherlich stolz über die Bezeichnung. Tja zum Rest kann ich nicht viel sagen. Sie können wohl kaum vorwerfen nicht so schlau oder eloquent wie Sie zu sein, zumal Sie für Ihre Schriftsätze hier ein zenhfaches an Zeit investieren. Für mich ist das mehr ein amüsantes Hobby, ab und an mal in Springe vorbeizuschauen. Springe steht ja stellvertretend für die von Ihnen propagierte Dagegen-Gesellschaft. Schröders gibt es überall in Deutschland Brandbriefe im Internet schreiben, simple Vorgänge skandalisieren, Fakten massiv verzerren, Gerüchte zu Tatsachen aufbauschen. Früher habe diese Leute am Fenster stehend Parksünder bei der Polizei verpfiffen, das Internet eröffnet aber auch den Schröders dieser Republik mit wenig Aufwand ein großes Publikum zu erreichen, anderen Meinungen aufzuzwängen und Protest quantitativ vollkommen surreal zu überhöhen. Wieviele Leute sind denn in Springe wirklich gegen die Biogasanlage? Wenn man Ihre Beiträge liest, hat man das Gefühl, der ganze Ort ist in heller Aufregung und ist kurz davor, den Stadtrat aus dem Ort zu jagen. Aber Sie sollten sich daran gewöhnen, denn wo es Schröders gibt, da sind auch die Fischers nicht weit; das war ja auch in der Bundespolitik schon mal ganz ähnlich. In diesem Sinne werde ich mir erlauben, Sie noch eine Zeit in Springe zu begleiten, auch wenn ich weiß, dass Sie in der Sache absolut lernresistent sind und in Ihrer eigenen Welt leben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schön Abend aus dem eiskalten Berlin.
Robert Fischer