Expo 2010 in Shanghai - Erinnerungen
Während man sich in Hannover bemüht, Erinnerungen an die Expo 2000 zu pflegen, ist im fernen China ein Wunder geschehen. Ein Land, abgekapselt vom Rest der Welt, geprägt von strengem Maoismus, hat eine Metamorphose durchlebt und sich für den Rest der Welt geöffnet. Die Expo 2010 als kulturelles Schaufenster der Welt ist der Beweis dafür.
Das Bild von Shanghai hat sich gewandelt. Architekten, Wolkenkratzer, Flaniermeilen und Bürohäuser haben den Veränderungsprozess begleitet. Altes musste Neuem weichen. Und doch ist es den chinesischen Stadtplanern bei aller Euphorie, „Wir können das auch!“, gelungen, Altes zu erhalten.
Wenn ich heute die Bilder des neuen Shanghai sehe, werden Erinnerungen wach. An Erlebnisse, die ich dort vor vierundvierzig Jahren hatte. Teilweise hielt ich sie im Bild fest, obwohl fotografieren damals strengstens verboten war . Es gab nur wenige Stätten, wo das möglich war. Sozusagen unter der Hand sind einige Aufnahmen gelungen, die das Shanghai von damals zeigen.
Von Bord unserer „Willi Rickmers“ waren uns die Wege vorgezeichnet. Vom Pier am Huangpu-Fluss wurden wir per Fahrradrikscha über den Bund zu Seemannsclub gefahren. Der Bund ist heute eine prachtvolle Flaniermeile. Der Seemannsclub war früher der Offiziersclub der Soldaten des britischen Empire und wurde bekannt wegen seines längsten Tresens weltweit . Hier konnten die Seeleute wie Gott in China speisen, sich unter heißen Tüchern für eine Rasur vorbereiten lassen, sich eindecken mit maoistischer Propagandaliteratur, die in mehreren Sprachen vorrätig war.
In begrenztem Umfang konnten wir uns frei bewegen. Jeder Straßenzug hatte seine eigene Rote Garde mit Bühnen, auf denen Parolen skandiert wurden. Kam man als „Langnase“ vorbei, wurde man eingeladen zur Vorführung. Man wurde beklatscht und man las aus einem deutsch/chinesischen Brevier freundliche, Völker verbindende Phrasen chinesisch vor. Als Lohn gab es an jeder Ecke Mao-Buttons, für die ich später zuhause reißenden Absatz hatte.
Für einen, der aus Buxtehude kam, war die drangvolle Enge der Stadt völlig fremd. Menschenmassen schienen zu erdrücken. Erst sehr viel später wurde die „Einkind“-Epoche eingeleitet. Mit dem damaligen Außenminister Gerhard Schröder kam 1966 erstmals ein deutscher Politiker nach China. Die Rickmers Reederei, bei der ich damals fuhr, aber war traditionell mit China verbunden und durfte auch nach der Abkapselung des Landes seinen Linienverkehr in dieses Land aufrecht erhalten.