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Biogasanlage Springe: Drehen Bündnisgrüne Fahne nach dem Wind?

Wenn die Bündnisgrüne Bürgermeisterkandidatin Elke Thielmann-Dittert heute Abstand von der geplanten Biogasanlage nimmt, ist das ihr gutes Recht. Um solch eine folgenreiche Entscheidung treffen zu können, bedarf es einer Erkenntniswanderung. Achtundsiebzig Seiten Papier umfasst der Entwurf des Bebauungsplans Nr. 81 „Biogasanlage südlich Schwarzer Koppelweg“ mit örtlicher Bauvorschrift. Wenn sie heute für sich in Anspruch nimmt, zu wenig Vorbereitungszeit gehabt zu haben, so ist das bei der Komplexität des Themas nachvollziehbar.

Oft ist Verharren besser als Durchwinken. Die Bürgermeisterkandidatin hat das Verharren für sich in Anspruch genommen und das ist gut so. Denn bei der Lektüre des Entwurfs ergeben sich Fragen, auf die es in dem Papier keine oder nur vage Antworten gibt. Es besteht noch gewaltiger Erklärungsbedarf, das hat Frau Thielmann-Dittert wohl erkannt.

Zunächst einmal machen Biogasanlagen nur Sinn, wenn neben der Stromproduktion auch ein verbindliches Abwärmenutzungskonzept vorliegt. Wie man die Wärme aus der Biogasanlage nutzen könnte, wird in dem Entwurf im Konjunktiv beschrieben. Die Wärmenutzung ist also weder konkret noch in dem Entwurf als Bedingung zur Baugenehmigung und schließlich zur Betriebsgenehmigung festgehalten. Die Wärmenutzung auf irgendwann zu vertagen, wäre im Sinne des Umweltschutzes eine Katastrophe.

Sich lediglich auf die Gas- und Stromproduktion festzulegen, wäre genauso fatal. Es ist einfach und billiger, eine Gas- oder Stromleitung zu den infrage kommenden nahegelegenen Großabnehmern zu verlegen. Schwieriger wird es hingegen, die Abwärme des BHKW der Biogasanlage, die im Endausbau über einem Megawatt elektrisch haben soll, als gesicherte Wärme zu den Großabnehmern zu bringen. Und darüber gibt der Bebauungsplan 81 keine Auskunft.

Es scheint, als nehme man billigend in Kauf, die Umwelt von Springe aufzuheizen mit der nicht genutzten Abwärme. Das wäre ein nachvollziehbarer Grund für Frau Thielmann-Dittert, Abstand von dem Vorhaben zu nehmen. Nicht zuletzt auch die unmittelbare Nähe zum Stadtgebiet, die Verkehrsbelastung durch Biomassetransporte mit Mais und Gülle könnten sich als folgenschwer erweisen. Wer weiß, eines guten Tages könnten zwischen Kaiserallee und Harmsmühlenstraße auch Schweine- und Geflügelmastbetriebe errichtet sein. Das wäre nur folgerichtig, statt den Mist von irgendwo zu holen. Das gilt ebenso für expandierenden Maisanbau rund um Springe.

Dass die Monokulturen mit Mais Refugien für Wildschweine sind, ist nichts Neues. Neu wäre allerdings, dass dann möglicherweise Wildschweine das Springer Stadtbild beherrschen und die wilden Keiler sich mit ihren bunten Ebenbildern aus Plastik wilde Kämpfe liefern.

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1 Kommentar

Wer Ökostrom will, der muss auch Biomasse wollen.
Zumal Biomasse die derzeit einzige zuverlässige Ökoenergie darstellt, solange man für Solar&Wind nicht einige hundert Pumpspeicher(stauseen) gebaut hat.

Dass man etwas einerseits fordert - aber vor der eigenen Haustür nicht will - ist doch nur das übliche Sankt-Florian-Denken...

Und das findet man bei allen Farben zu allen Themen...

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