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Angst vor dem Nachbarn oder vor dem Wettbewerb? - Wirtschaftsförderung als Gefahrenabwehr

  • Wirtschaftsförderung in Springe
  • Foto: Michael Grabscheit / www.pixelio.de
  • hochgeladen von Christian Springfeld

„Angst um Eldagsens Einkaufsmeile“ titelt die Neue Deister-Zeitung (31.01.2013).

Nun ist Angst ja selten ein guter Ratgeber und muss auch wohl als Begründung dafür herhalten, warum die Springer Stadtplanung in Person der Fachdienstleiterin Susan Demelius einer möglichen (leicht abwegigen) Konkurrenzsituation im Einzelhandel im zehn Kilometer entfernten Nordstemmen mit einer Klage begegnen will. Statt sich dem Wettbewerb zu stellen und für Attraktivität vor der eigenen Haustür zu sorgen, sollen die benachbarten Gemeinden verklagt werden, wenn die etwas für ihre Attraktivität tun. Nordstemmen soll unter anderem das künftig erlaubte Warensortiment nicht ausreichend beschränkt haben – das ist aber auch wirklich gemein! Das gehört sich in einer Planwirtschaft nun wirklich nicht. Wer sich bewegt hat verloren – das kenne ich eigentlich eher unter dem Stichwort Beamtenmikado.

Passt aber ins Bild: Wie wird der Überalterung begegnet? Attraktiv werden für wegsterbende Bevölkerungsteile (neuer Seniorenbeauftragter) und unattraktiv bleiben für potenziellen Zuzug und nachwachsende Bevölgerungsteile (zu wenig Baugebiete, zu wenig Kinderbetreuung, Schließung Familienbüro). Wie wird also Konkurrenz begegnet? Verklagen! Das ist auch mal ein roter Faden – nur eben rein ins Labyrinth und nicht raus.

Interessant: Am gleichen Tag fordert der zuständige Fachbereichsleiter Hermann Aden im Deister-Anzeiger hinsichtlich einer möglichen Verlagerung der Zuständigkeiten auf die Region Hannover (wenig überraschend): „Bauaufsicht muss in Springe bleiben“, weil sie ein wichtiges Instrument für eine gezielte Wirtschaftsförderung sei. Nun will man ja keine Mutmaßungen über Dinge anstellen, von denen man nichts versteht und liest bei Wikipedia nach: „Die Bauaufsicht ist Teil des Ordnungsrechts und dient der Gefahrenabwehr.“ und „Meist sind (…) die Landkreise und die kreisfreien Städte zuständig.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Bauaufsicht) – aha. Gezielte Wirtschaftsförderung fällt in Springe also in den Bereich der „Gefahrenabwehr“ (öffentliches Recht) – na, dann passt es ja wieder.

Mein Eindruck: Auf Wirtschaftsförderung dieser Art kann Springe gut verzichten – ab zur Region damit, dort hat man vielleicht einen besseren „Gesamtüberblick“.

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5 Kommentare

> "Letztlich entscheiden aber die Unternehmen, wo sie attraktive Standorte sehen"

Da gebe ich dir im Prinzip recht. Aber wenn man das frei laufen lässt, hat man irgendwann eben das Problem, dass alles mögliche auf einem Haufen ist und die kleinen Orte nicht mal mehr den Miniladen haben. Ein wenig Planwirtschaft ist da dann manchmal angebracht.

> "Wer redet von "betuchten" Immobilienkäufern? Wer redet von "Zuschüssen § Co?" Ich rede vor allem von jungen Familien, die noch etwas Leben in die Bude bringen."

Ich dachte dabei an die wuchernden Häuschensiedlungen, mit denen die Örtchen meistens günstig locken (mit Mietblöcken eher weniger)... Zuschuss&Co sind auch sowas wie Pendlerpauschalen, Fremdbetreuungsbetriebe, etc.

> "Außerdem wird es sich eher rächen, Leerstand und Abwanderungen zu provozieren, also von mir aus auch "betuchte" Immobilienkäufer anzulocken."

Naja, wer sich nur noch auf betuchtere, neue "junge Familien" konzentriert, vertreibt die alten Familien, die älteren Bürger, die ggf. weniger betuchten Einwohner, usw.

I.Ü. pfeift die "junge Familie" da eher auf einen Laden im Dorf, weil die eh mit ihren Autos unterwegs sind und ihre Lieblingskonsumecken auch ausserorts finden.

>Naja, wer sich nur noch auf betuchtere, neue "junge Familien" konzentriert, vertreibt die alten Familien, die älteren Bürger, die ggf. weniger betuchten Einwohner, usw.

>I.Ü. pfeift die "junge Familie" da eher auf einen Laden im Dorf, weil die eh mit ihren Autos unterwegs sind und ihre Lieblingskonsumecken auch ausserorts finden.

Wir haben da ja bekanntlich sehr unterschiedliche Ansichten. Ich würde es nur nicht so schwarz/weiss sehen. Ich glaube nicht, dass irgendwer irgendwen vertreibt. Ich glaube eher, dass viele kleine Orte ohne Zuzug schlichtweg ausbluten werden. Da sorge ich doch lieber mit guter Infratruktur für das Überleben des Ortes, als den Rückbau ganzer Ortsteile zu planen. Auf die Mischung kommt es an.

>Da gebe ich dir im Prinzip recht. Aber wenn man das frei laufen lässt, hat man irgendwann eben das Problem, dass alles mögliche auf einem Haufen ist und die kleinen Orte nicht mal mehr den Miniladen haben. Ein wenig Planwirtschaft ist da dann manchmal angebracht.

Das liegt aber auch daran, dass in den Miniläden keiner mehr kauft, weil sie alle in die Stadt oder die großen Einkaufszentren fahren. Eben genau dahin, wo alles aufm Haufen ist. "Einmal hin, alles drin" ist die Devise. Da wird die Planwirtschaft auch nichts dran ändern.

> "Ich glaube nicht, dass irgendwer irgendwen vertreibt. Ich glaube eher, dass viele kleine Orte ohne Zuzug schlichtweg ausbluten werden. Da sorge ich doch lieber mit guter Infratruktur für das Überleben des Ortes, als den Rückbau ganzer Ortsteile zu planen. Auf die Mischung kommt es an."

Ja, aber sich auf die jungen Betuchten zu fixieren, ist da zu einseitig.
Ausser natürlich, es ist gewollt, dass der halbe Ort abwandert.

> "Das liegt aber auch daran, dass in den Miniläden keiner mehr kauft, weil sie alle in die Stadt oder die großen Einkaufszentren fahren. Eben genau dahin, wo alles aufm Haufen ist. "Einmal hin, alles drin" ist die Devise. Da wird die Planwirtschaft auch nichts dran ändern."

Sag ich doch... deshalb sprechen sich aber Kommunen wohl auch ab, um solche Anhäufungen zu vermeiden...

Und was die Miniläden betrifft: Der Bedarf ist oft da - die Älteren oder weniger betuchten Bürger sind auf lokale Angebote vor Ort angewiesen, weil ihnen Kohle, Mobilität, etc. fehlt. Die Öffis bedienen die Orte auch eher mies.
Das gilt auch für Ärzte, Apotheke, Bank, Post, usw.

In manchen Orten führen übrigens die Kommunen bzw. Bürger kleine Ortsläden. So bleiben die Orte für viele Gruppen attraktiv.

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