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Werbung aufgespießt – eine satirische Betrachtung

Halt stopp, dies soll keine Belehrung sein. Ich denke aber, dass man im redaktionellen Umfeld von myheimat durchaus auch darüber reden sollte, was uns tagtäglich in allen Medien als Werbebrei vorgesetzt wird: Eine Satire.

Werbung ist die Kunst, sich stets das nach Meinung der Kunden Richtige einfallen zu lassen. Das Ziel, populär ausgedrückt, Werbung soll Waren an Frau-Mann-Mädchen-Junge bringen, auch wenn das Produkt eigentlich nicht gebraucht wird. Ebenso verhält es sich mit den sogenannten Imagekampagnen von Firmen, von denen keiner so recht etwas wissen will, weil sie unbekannt oder zu weit vom Endverbraucher entfernt sind.

Aber das wichtigste Ziel einer jeden Werbekampagne ist die Wiedererkennung. Unverwechselbar sollte sie sein, etwa so wie »yello«, »e-wie-einfach«, »Wir machen den Weg frei«, oder wie seinerzeit die VW-Kampagne »Und läuft und läuft und läuft …«.

Die Firmenmanager erwarten natürlich, dass ihre Kampagne innerhalb kürzester Zeit gelernt ist und das die Konsumenten in Nullkommanix Marke und Werbebotschaft erkennen, auf dass der Absatz steige. Steigt er nicht, haben die Werber gleich Tröstendes zu sagen: »Eine Kampagne beginnt erst dann zu wirken, wenn sie einem selbst zum Halse raushängt.« Will heißen, legt Kohle nach, dann brummts.

Es klingt immer wieder schön bodenständig und ehrlich, wenn Hipps Baby Sanft die Babyhaut sanft pflegt und Herr Hipp dafür mit seinem Namen steht. Oder wenn Fruchtzwerge als »Kleiner Quark, knochenstark« Kindern und Eltern ein Leben ohne Osteoporose suggerieren.

Aber das mit den neuen Pampers Allroundschutz die kleinen Windelpuper schneller sprechen lernen können, muss erst wissenschaftlich bewiesen werden. So auch, dass Milupa Babys glücklich macht. Machen wir uns nichts vor. Früher wurden die Kinder in Windeln gewickelt und bekamen darüber die sogenannte Lure gewickelt. Ich bin überzeugt, dass diese windelgewickelten Babys ebenso schnell sprechen lernten, wie heute. Wahrscheinlich schneller, weil die Eltern ihnen mehr Zuwendung schenkten. Und glückliche Kindergesichter sah man Anno dunnemals allen Ortens, denn Babys glücklich zu sehen, hieß, sie satt zu machen. Den Wonneproppen war das damals egal, was in sie hineingeschnullert wurde, denn jene, deren Hände die Nuckelflaschen füllten, kannten den Begriff Markenfetischismus nicht. Nichtsdestotrotz: Dies ist gefühlte, erträgliche Werbung.

Ganz anders kommt schon die Imagekampagne eines jungen Industriekonzerns daher. Mit hohem Werbedruck wurde sie landauf, landab, platziert. Das Werbeversprechen, die Werbebotschaft des ersten Motivs: »Wir sorgen dafür, dass Autos in Zukunft mit Strom fahren. Es muss also nicht mehr überall nach Öl gebohrt werden.« Auf den ersten Blick eine vernünftige Idee, wenn nicht über dem Text das Bild einer wunderschönen Blondine gestanden hätte, die wir ganzseitig beim popeln erwischen durften. Ganz abgesehen davon, die provozierende Benneton-Kampagne im letzten Jahrzehnt war im Vergleich hierzu ästhetisch. Und nach dem Gesetz der Serie darf man gespannt sein, in welcher Köperöffnung im nächsten Motiv gebohrt wird. Hoffentlich wird es nur ein Ohr sein. Wir werden sehen, oder lieber doch nicht. Ab in den Papierkorb, sagte ich mir und zerknüllte die ganzseitige Anzeige in der auflagenstärksten Tageszeitung. Doch immer wieder entfaltete sich das Knäuel zu einer neuen Ansicht - der Finger blieb in der Nase.

Eine weitere Innovation auf dem Werbemarkt ist ein Dopingmittel für schwächelnde Haare. Dazu muss man wissen, dass etwa jeder zweite Mann an diffuser Alopezie leidet. Das ist Haarausfall. Die wachstumsmüde gewordenen Haarfollikel sollen also gedopt werden, damit sie wieder mehr Leistung bringen. Der Glaube versetzt bekanntlich Berge. Aber andererseits sollte man nicht übersehen, dass Haarausfall auch Gutes haben kann. Es heißt doch: »Die Haare weichen, es wächst der Verstand…«, ich erweitere, »… ich wollte es gäbe mehr Glatzen im ganzen Land.«

Schließlich: Werbung kann witzig, unterhaltend, sachlich informativ wertvoll, verstörend, bedrückend, irreführend sein, aber auch verletzen. Abgesehen davon, ob sich die Popelkampagne mit den hehren Werbegrundsätzen verträgt, sie verletzt meiner Meinung nach die menschliche Würde. Sehe ich das zu eng?

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1 Kommentar

Ein uralter Werbespruch aus dem Volk könnte dich gutstimmen: Jeder Popel fährt 'nen Opel.
Wie du schon sagst, die Werbung ist da um den Verbraucher zum Konsum zu überzeugen. Da gibt es schlechte, abstoßende Werbung, aber auch wichtige und überzeugende. Diese gute Werbung sollte man nicht übersehen. ( Tut man sowieso nicht, weil sie im Unterbewußtsein registriert wird )
Aber mit deinen Beispielen magst du recht haben, weil du auch von vorn herein eine ablehnende Haltung hast.
Übrigends: Man kann sein Haupt wieder mit Haaren glänzen lassen. Siehe Berlusconi.
Und wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd.

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