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Ohne „Plus“ geht die Welt in Springe nicht unter

Der „Plus“ Markt am Niederntor will schließen. Furcht geht um. Unwohlsein kriecht den Rücken runter. Wird das der letzte Atemzug für Springes Innenstadt sein? Springes Baudezernent sucht Nachfolger für "Plus" und nach Möglichkeiten zur Stimmungsaufhellung. Könnte Aldi nicht? Aber Aldi dürfte abwinken. Einmal der drangvollen Enge im Zentrum entflohen, würde ein solcher Schritt das Geschäftsprinzip des Discounters in Frage stellen. Schon sprießen neue Gerüchte. Wird Comet auch schließen?

Unter den Bürgern rumort es: An allem sei eine verfehlte Stadtentwicklungspolitik schuld, sagen die einen. Andere dagegen blicken mit Wehmut zurück in die Vergangenheit, als Tengelmann und Aldi noch zentrale Größen im Zentrum waren, als sich Kunden noch in den „Tante Emma“ Läden die Klinke in die Hand gaben und dabei die heile Welt begrüßten, wenngleich der Zustand dieser Unschuld schon längst verloren war.

Dabei stand der Strukturwandel schon ins Haus. Nicht die Ortspolitiker haben ihn herbeigeführt, sondern die Wiegen des Strukturwandels standen in den Großstädten, in denen immer größere, immer attraktivere Kaufhäuser sowie Supermärkte aus dem Boden schossen wie Pilze. Die Angebotspalette wurde an zentralen Orten extrem verbreitert. Sehr zur Freude der Kunden, für die das Einkaufen nicht nur bequemer, sondern auch preiswerter wurde. Eine verantwortungsvolle Lokalpolitik musste sich dieser Herausforderung stellen und sich weitsichtig mit Möglichkeiten der lokalen Strukturverbesserung auseinandersetzen und Entscheidungen treffen.

Das Einkaufszentrum an der Osttangente steht hierfür beispielhaft. Natürlich hätte das Zentrum auch woanders stehen können, etwa auf dem Bisongelände, aber wegen Platzmangel keineswegs zentrumsnah. Aber darf man nur über die Nachteile reden, statt einmal die Vorteile aufzuzählen? Die heutige Angebotsvielfalt hätte man mit „Tante Emma“ Läden im Zentrum gewiss nicht toppen können. In den Märkten an der Osttangente können Behinderte heute selbst mit schweren, batteriegetriebenen Rollstühlen ohne anzuecken bequem einkaufen. Zwar ist das Parkplatzangebot an Stoßtagen heute bereits eingeschränkt. Das ist aber hinnehmbar, weil die Wartezeiten kurz sind. Und, was wichtig ist, dort werden nicht, wie in der Innenstadt, Knöllchen verteilt.

Aber war die Grundversorgung je gefährdet? Wohl kaum: Die Sortimente von Jibi, Penny, Neukauf, Lidl und Comet sprechen eine deutliche Sprache. Die Märkte sind um das Zentrum herum gut verteilt, gut erreichbar und haben ausreichend Parkplätze zur Verfügung. Bleibt das Innenstadtproblem, nämlich die Furcht vor blinden Schaufenstern. Kluge Konzepte und Kreativität sind gefragt. Vor allem solche, die auch bei einer möglichen Erweiterung der Osttangente keinen Exodus auslösen. Die verbliebenen Einzelhändler brauchen Ermutigung, dort zu bleiben. Nischenangebote müssen gefunden werden, für die Nachfrage besteht. Hier ist insbesondere die Industrie- und Handelskammer gefragt. Interessierte Unternehmer müssen Perspektiven bekommen. Dazu gehört, dass ohne Scheu über Mietpreise für Gewerberäume in der Innenstadt gesprochen wird. Die Stadt könnte in begrenztem Umfang bei der Gewerbesteuer entgegen kommen, um Neuansiedelungen attraktiver zu machen und Risiken zu mindern. Bürgermeister in Ostdeutschland haben erfolgreich vorgemacht, wie das geht. Und hier muss man auf die Tube drücken und handeln, bevor "Daddelhöhlen" Überhand nehmen. Auch das Parkuhrenkonzept und die mangelnde Verfügbarkeit von Parkflächen in der Innenstadt ist kritisch zu hinterfragen. Gewerbeunternehmer im Zentrum müssten für Kunden bequem und ohne zeitliche Restriktionen anzulaufen sein. Dies wäre ein Stück praktizierter Chancengleichheit, Knöllchen dagegen würden Bärendienste leisten.

Es gibt noch viel zu tun. Aber auch Lokalpolitiker brauchen Unterstützung, statt Kritik, weil sie den notwendigen Strukturwandel vollzogen haben. Sie taten, was sie tun mussten. Der Entwicklungsprozess Osttangente hat seine Zeit gedauert. Auch wenn er noch nicht abgeschlossen ist, die Innenstadt von Springe muss jetzt Priorität haben, damit unser Ort etwa gegenüber Bad Münder die Nase vorn behält. Sich auf „Plus“ und dessen unattraktive Lage zu konzentrieren, scheint nicht der Königsweg zu sein. Auch Unsicherheit oder Skepsis dürfen beherzte Politik nicht bremsen, sie würden nur Ballast für ein fortschrittliches „Strukturprogramm Innenstadt Springe“ sein.

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Springe Innenstadt

4 Kommentare

Eine Geisterstadt ist Springe doch jetzt schon. Für einige ist es jetzt schon ein Problem, und ich meine Diejenigen die keinen Führerschein bzw. aber auch kein Auto besitzen. Für die sind doch die Märkte in ihrem geliebten Umfeld die eigentliche Möglichkeit, Lebensmittel ohne lange Wege nach hause zu bringen. Auch wenn es in der Innenstadt noch Comet zum einkaufen gibt, weden wir den Lebenmitteldiscounter Plus vermissen. Denn bei Comet kann sich glaube auch kein Mensch auf Dauer die Preise erlauben. Sie sind teilweise zu hoch für Leute mit geringem Einkommen.

Lieber Herr Krause,

natürlich verstehe ich Ihre Sorge. Allerdings müssen Sie sich auch fragen, warum Plus sich zurückziehen will. Das tun sie nicht, weil sie keine Lust mehr haben, sondern weil trotz günstiger Preise der Umsatz wohl ausgeblieben ist. Es liegt aber in der Natur der Sache, das unterm Strich was übrigbleiben muss. Wenn aber die Kaufkraft in Zentren günstigerer Angebote abwandert, ist man leider gezwungen, mitzugehen.

Da nicht alle Bürger aus den unterschiedlichsten Gründen mobil sind, klafft hier in der Tat eine Lücke im Geschäft. Diese zu schließen wäre die Aufgabe der Discounter, indem sie ihre Aufgabe als Dienstleister auch so verstehen, dass sie Bestellservice per Fax, Telefon oder E-Mail sowie Bringdienst zum Unternehmenskonzept machen. In den angelsächsischen Staaten ist das schon lange selbstverständlich.

sehr interessanter Bericht!!!

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