"Gib Gummi!" - nein, passt hier nicht!
"Gib Gummi!" - nein, passt hier nicht!
Wenn Oskar Rogelmeyer im Anflug Größenwahn es seinem Idol Schumi gleichtun will, und einen Start nach dem Muster von 0 auf 100 in 5 Sekunden vorführen will, dann schreien auch seine Fans bestimmt gerne "GIB GUMMI!"
Wenn wir früher an der Nordstraße (in Springe) die Güterzuglok beim Starten erlebten und sich dann zunächst einmal die Antriebsräder heftig zu drehen begannen, ohne dass der Zug sich auch nur einen Meter vorwärts bewegt hätte, dann sprachen wir fälschlich von "Volldampf".
Doch wie sagt man bei einer Elektrolokomotive, die aus dem Stand heraus einen voll beladenen Brammenzug* auf volle Fahrt bringen soll, und wenn sich dann die Räder durchdrehen, dass es nur so staubt?
Geht nicht? - doch, geht!
Geht nur bei feuchter Witterung und besonders gut bei Laub auf den Schienen? - nein! Geht auch bei trockenem Wetter in trockener Umgebung.
Wie die Bilderserie belegen soll.
Ich erlebte es gestern am Lindener Bahnhof. Es war reichlich viel los auf der Güterbahn Richtung Seelze und es kam auf der gesamten Strecke zwischen Waldheim und Soltekamp zu einer schleppenden Verkehrsabwicklung – die Autofahrer nennen das „stop-and-go“. So auch hier in Linden. Die Güterzüge schleppten sich von einem Rot-Signal zum nächsten, immer die Schlusslichter des vorausfahrenden Zuges im Blickfeld. Und dann kam auch ein Zug aus Peine. Auch er musste erst einmal eine Weil so rumstehen - vor eim Signal. Und wie es der Deibel so will, bekam der Triebfahrzeugführer (früher einfach nur Lokführer) den Auftrag/Befehl „Kürzeste Fahrzeit einhalten“ - Jau und nun zieh mal einen vollbeladenen Anhänger von Null auf Neunzig, Du allein! - Und nun das ganze mit 20 Wagen und alle vom Gewicht her pralle voll. Da muss schon mit etwas Sand unter den Sohlen der Lokomotive nachgeholfen werden, damit es Reibungswiderstände auf den blanken Schienen gibt. Und genau das passierte gestern morgen in der Kurve zwischen Ihmebrücke und Bahnsteig „Fischerhof“. Dazu da Morgenlicht hinter dem Zug und schon wird so eine Staubwolke sogar sichtbar.
Beim Auto ist es die Gummi-Spur auf dem Asphalt, wenn Oskar R. seinen Kavaliersstart hingelegt hat. „Gib Gummi!“ - aber wie sagt man bei so einer Schienentechnik?
Viel mehr Schienenbilder aus meinem Vorrat
gibt es hier (mitmachen erlaubt):
http://schienenarchiv.foren-city.de/
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* Brammen = Eine Bramme ist ein Halbzeug aus Metall (vor allem Stahl, Aluminium oder Kupfer), dessen Breite und Länge ein Mehrfaches seiner Dicke beträgt, wobei deren Dicke größer als 150 mm ist. Brammen werden durch Gießen oder Walzen hergestellt. Brammen sind das Vormaterial für Bleche oder Bänder.
Hallo Christel,
was erzählst Du uns da für Geschichten? Hat Dir der Triebfahrzeugführer gesagt oder gar zugerufen, dass er das Signal ZS 4 oder das Signal ZP 10 erhalten hat :-)
Nur zur Information: Bei der Baureihe "185" sind Drehstrommotoren verbaut worden. Drehstrommotoren lassen lediglich einen kleinen Schlupf zu, aber kein Durchdrehen des Radsatzes oder aller Achsen.
Und jetzt die Auflösung zu Deinem Staub: Der Sand, der zur besseren Herstellung von Reibung zwischen Rad und Schiene verwendet wird ist staubtrocken, damit er mit Pressluft vor die Achsen, bzw. Laufräder plaziert werden kann. Wenn trockener Sand mit Pressluft aus den Sandrohren geblasen wird, entsteht eben zwangsläufig eine Staubwolke!
Ich hoffe, ich habe etwas Licht ins Dunkel gebracht - Ein ehemaliger Lokomotivführer, bzw. Tf. oder Triebfahrzeugführer.
Grüße aus Weimar