myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Der geschlüpfte Narr

  • Am Abend des Schmotzige Dunnstigs aus Häs und Larv geschlüpft
  • hochgeladen von Clemens Wlokas

So schnell geht das. Da freut sich der Jeck übers Jahr dumm und dösig, dass es bald wieder so weit ist mit der Fasenacht. Mit dem Larve anlegen, mit dem Häs überstreifen. Mit dem abendlichen Hemdglonkern. Doch schneller als du zu träumen vermagst, ist es schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit des einen hochnärrischen Festtages: des Schmotzige Dunstigs. Da liegen dann Häs und Larv am Boden, und der müde Narr schlüpft in den Alltag zurück und fühlt sich so elendig wie eine totale Frühgeburt.

Gerade eben ist es endlich wieder so weit gewesen: Was für eine Freude, dass du überhaupt noch in deinem Alter ins Häs paßt. Dass es nicht überall kneift und zwickt. Dass es immer noch sitzt und es dir trotz maroder Gelenke und knarzender Knochen gelingt, wenigstens den Hauch eines Narrensprungs zu vollführen. Auch wenn es beileibe kein Satz ist, der dabei herauskommt. Eher ein Hopser.
Früher, da brauchtest du keinen wärmenden Pullover unterm Häs und erst recht keine Long Johns. Da verdienten die Sprunggelenke noch ihren Namen. Heutzutage täte es sauwohl, würde bei der Kälte noch etwas Wärmendes drunter passen. Obwohl das Häs schon so arg schwer ist, mit den vielen Schuppen und Schellen. So ein Hänselekostüm, gespickt mit bunten Stoffläppchen, auch Blätzle, Fleckle oder Spättle genannt, sieht traditionell halt fast so aus wie eine Fischhaut, bedeckt mit lauter großen Schuppen.

Daheim im Süden sind solche Mäkeleien schnell vergessen. Da trittst du aus dem Haus und tauchst ein in den Schwarm der Figuren. Da wirst du im Handumdrehen wie ein Hering zum Schwarmfisch und fühlst dich sauwohl im Rhythmus tänzelnder Schritte. Kein Vergleich dazu das närrische Mönchsein in der Diaspora der norddeutschen Tiefebene. Da wirst du bei jedem Schritt in Häs und Larv beäugt, als wärest du gerade einer tief geschlossenen Abteilung entsprungen, aus der es eigentlich gar kein Entrinnen geben dürfte. Nach dem Augenschein deiner Mitmenschen. Da wirst du buchstäblich zum Wahnsinnigen abgestempelt. Zum Narr im ursprünglichen Sinn.

So ein paar Stunden als Solitär unterwegs zu sein, ist anstrengend, sage ich euch. Da schlüpfst du am Ende doch ziemlich weich gekocht und artig vor Entmutigung wieder aus Larve und Häs und schwörst dir: Im nächsten Jahr zur gleichen Zeit, wenn sich der Winter aufs Neue zur Fasnet neigt, dann bist du daheim, dort, wo vom Schmotzigen Dunstig bis Fasnetsmäntig nur der Alltag schweigt.

  • Am Abend des Schmotzige Dunnstigs aus Häs und Larv geschlüpft
  • hochgeladen von Clemens Wlokas
  • Bild 1 / 2
  • In der norddeutschen Diaspora tut sich der schwäbisch-alemannische Narr bangig schwer
  • hochgeladen von Clemens Wlokas
  • Bild 2 / 2

Weitere Beiträge zu den Themen

AugenzwinkernFastnachtKostümLarvePoesie & ProsaDiasporaHäs

2 Kommentare

-- Clemens, ganz wunderbare Geschichte....

Habe ich so auch erlebt: damals aus dem "Närrischen"
in den Norden zu kommen, ist wie Achterbahn fahren

Beteiligen Sie sich!

Um zu kommentieren, öffnen Sie den Artikel auf unserer Webseite.

Zur Webseite