„Lebensretter sucht Lebensretter“ löst Welle der Hilfsbereitschaft aus
„Wir können uns vor Anfragen nicht retten“ Jürgen Larisch, Kreisfeuerwehrinspekteur im Eifelkreis Bitburg-Prüm, ist begeistert von der Welle der Hilfsbereitschaft die die Typisierungsaktion für den an Leukämie erkrankten Feuerwehrmann Stephan W. ausgelöst hat. Seit Wochen plant er zusammen mit dem DRK, dem THW und der Stefan-Morsch-Stiftung eine Typisierungsaktion, um dem 59-Jährigen Feuerwehrkameraden zu helfen. Nicht nur die Bastelfrauen auch der Kirchenchor und der Gewerbeverein unterstützen den Aufruf, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Beim ersten Info-Abend Bitburg wurden weitere Absprachen getroffen und viele offene Fragen geklärt.
Emil Morsch, Gründer der Stefan-Morsch-Stiftung, lobte das große Engagement der vielen Helfer, der Bevölkerung aber auch der Medien: „Ohne diese Unterstützung wäre unsere Arbeit nicht möglich.“ Die Besucher des Info-Abends hatten viele Fragen, denn sie wollen in den kommenden Wochen bis zum Typisierungstermin am Sonntag, 3. November, in Speicher und Bitburg noch viel Aufklärungsarbeit leisten. Denn – und das ist auch die Erfahrung der – Stefan-Morsch-Stiftung – viele Menschen haben eine falsche Vorstellung von der Stammzelltransplantation. Jürgen Larisch: „Viele glauben, dass die Stammzellen aus dem Rückenmark entnommen werden. Das ist definitiv falsch.“
Emil Morsch, der seit mehr als 25 Jahren fast täglich in ganz Deutschland unterwegs ist, um Aufklärungsarbeit zu leisten: „Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenkamm – niemals aus dem Rückenmark. Oder die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation – wie bei der Stefan-Morsch-Stiftung – werden dann die Stammzellen aus dem Blut gefiltert. Über die Art der Spende entscheidet der Stammzellspender.“
Jürgen Larisch hofft in den nächsten Tagen noch mehr Menschen zu motivieren, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen: „Wir werden noch Handzettel drucken und beim Bauernmarkt in Speicher Lautsprecherdurchsagen machen. Wichtig ist, dass die Leute wissen: Jeder kann helfen.“ Das bestätigt auch Emil Morsch: „Wer sich nicht typisieren lassen kann, weil er zu alt oder gesundheitlich angeschlagen ist, kann vielleicht die Kosten für die Typisierung eines jüngeren geeigneteren Spenders finanzieren.“ Als Beispiel nennt er etwa die Bastelfrauen aus Speicher, die allein durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen fast 2000 Euro gesammelt haben. „Dieses Geld ermöglicht es uns, 40 neue potenzielle Lebensretter in die Datei aufzunehmen. Solche Spenden nehmen uns als Datei eine große Last von den Schultern!“
Das Spendenkonto für Lebensretter ist bei der Sparkasse Birkenfeld BLZ 562 500 30 unter der Kontonummer 79790 eingerichtet.
Der nächste Info-Abend ist am kommenden Montag, 28. Oktober, 19 Uhr, im Rathaus Speicher, Bahnhofstraße 36.
Die eigentliche Typisierungsaktion ist für Sonntag, 3. November, in Bitburg und Speicher geplant: In Bitburg wird von 11 bis 16 Uhr im Haus Beda am Bedaplatz Blut abgenommen. Hier findet die Typisierung in Zusammenarbeit mit dem DRK Blutspendedienst Rheinland-Pfalz und Saarland statt. Denn nicht nur eine Stammzell- bzw. Knochenmarkspende kann Leben retten. Auch Blutspender helfen Krebspatienten etwa die schwierige Zeit vor und nach einer Transplantation zu überleben. In Speicher wird am gleichen Tag zwischen 12 und 16 Uhr in der Kreissparkasse; Kirchstraße 5, typisiert. Elisabeth Terboven, Typisierungskoordinatorin der Stefan-Morsch-Stiftung, stellt klar: „In Speicher ist keine Blutspende möglich, aber die Typisierung!“
Zahlen und Fakten zur Stefan-Morsch-Stiftung
Die Stefan-Morsch-Stiftung ist die älteste Stammzell-Spenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Helfen – Hoffen – Heilen“ bietet die Stiftung seit mehr als 25 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Das heißt, Menschen können sich hier als Spender registrieren lassen. Ihre Daten werden anonymisiert in das Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD) eingetragen. 30 Dateien – wie die Stefan-Morsch-Stiftung- speisen die Daten der Spender dort ein, damit sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung stehen.
Seit mehr als 25 Jahren plädieren Emil und Hiltrud Morsch, Gründer der Stiftung, aber auch für eine verbesserte Betreuung der Patienten und ihrer Angehörigen. Ihr Sohn, der 16 jährige Stefan Morsch aus Birkenfeld erkrankte Anfang der achtziger Jahre an Leukämie. Als erstem Europäer wurde ihm 1984 fremdes Knochenmark übertragen. Der Junge überlebte jedoch die Nachsorge nicht. Das ist für Emil und Hiltrud Morsch der Grund, warum die Stiftung nicht nur immer wieder für die Registrierung als Stammzellspender wirbt, sondern auch Patienten ihre Hilfe anbietet. Aus eigener Erfahrung weiß Emil Morsch, welche Komplikationen bei der Therapie auftreten können, aber auch welche finanziellen und psychischen Folgen die Patienten und deren Angehörige belasten. „Deshalb sind wir als Stiftung auch für die Patienten da – in jeder Frage.“