1.MAI in Soltau kämpferisch und gut besucht !
Pressemitteilung vom 2.5.10
1.MAI in Soltau kämpferisch und gut besucht !
Karoline Kleinschmidt / IG Metall fordert: Gute Arbeit, gerechte Löhne, starker Sozialstaat ! Bundeswehr raus aus Afghanistan!
Vom guten Besuch der 1.Mai-Feier des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) überrascht zeigte sich Veranstaltungsleiter H-D Charly Braun. 170 GewerkschafterInnen und Gäste hörten den roten Reden zu, genossen die Musik der "Mezzo-Mix-Band" und vergnügten sich bei Essen, Trinken, Gesprächen und ein paar Spielen.
Die Ankündigungen versprachen basisorientierte und jugendliche Redebeiträge. Bereits die Begrüßungsworte von Charly Braun wurden von Applaus und amüsiertem Lachen unterbrochen. So, als er betonte, dass durch die sozialen Kämpfe "jede schneidige Westerwelle gespalten und jeder Von-und-zu Piff-Paff -Guttenberg entmilitarisiert" werden kann. Nicht weniger Applaus gab es für die folgenden Wortbeiträge.
Die Hauptrednerin, Karoline Kleinschmidt von der IG Metall Niedersachsen-Sachen-Anhalt, analysierte, dass "die unersättliche Gier nach größtmöglicher Rendite" uns in diese Krise getrieben hat. "In Richtung der mächtigen Konzerne und Banken" stellte sie klar, "wir zahlen nicht für eure Krise, wir wehren uns". Westerwelle, der seinem Wirtschaftsklientel "zu anstrengungslosen Zusatzeinnahmen verholfen" hat, entwürdigt HARTZ4-Bezieher, machte die kämpferische Gewerkschafterin unmißverständlich klar. Und: "Im Vergleich zu ihm und seinen Äußerungen sind Stammtische geradezu Orte der abwägenden Vernunft." Die Kollegin, die mit ihrer Familie gekommen war, wirkte besonders sympathisch als sie gerade über Chancengleichheit in der Bildung sprach, während ihr dreijähriger Sohn mit ihr zu spielen suchte. Abschließend forderte sie zur Teilnahme am Bildungsstreik auf, lobte das lokale Engagement gegen Neonazis und sagte deutlich: "Nein, mit Krieg ist kein Frieden zu machen... Bundeswehr und alle fremden Truppen raus aus Afghanistan!"
Kolleginnen und Kollegen würzten zwischendurch ihre Rede mit Beispielen besonderer Ausbeutung aber auch von erfolgreichem Widerstand in Betrieben zwischen Schwarmstedt und Schneverdingen.
So rief Burkhard Rogge zum Boykott der lohndrückenden Schlecker-XL-Läden auf. Swen Kirste kritisierte wie Burger-King ohne Lohnzahlung arbeiten läßt, was besonders bei MigrantInnen praktiziert wird. Renate Kapp beschrieb wie das Diakonische Seniorenheim Tannenhof in Schneverdingen trotz finanziellem Plus das Weihnachtsgeld einzusparen versucht, damit die eigenen Arbeitsvertragsregeln bricht und wie sich KollegInnen dagegen erfolgreich mit ver.di wehren. Horst Kröger prangerte die Hungerlöhne im Serengeti-Park Hodenhagen an und freute sich über den erfolgreichen Kampf und der großen Solidarität für die Beschäftigten des Weltvogelparks. Uschi Bock erinnerte an die couragierten streikenden Erzieherinnen, die sich erfolgreich über Kündigungsdrohungen von Bürgermeistern hinwegsetzten. Detlef Scherer betonte, dass LeihabeiterInnen keine Menschen zweiter Klasse sind und der Gemeinschaftsbetriebsrat in einigen Bomlitzer Chemiebetrieben Lohnangleichung durchgesetzt hat. Carsten Soltwedel zeigte, was ein starker Betriebsrat durchsetzen kann.
Voller jugendlicher Kampfkraft präsentierte sich David Waack für die AG-Bildungsstreik. Er geißelte die Bildungspolitik als unsozial und der "Verwertungslogik unterworfen". Steffen Lübbert von der ver.di-Jugend erläuterte in seinem antifaschistischen Beitrag die Demagogie der Neonazis, die Gewerkschaften, Tarifverträge und Streikrecht abschaffen wollen. Und er benannte exakt die zahlreichen Naziaktivitäten in der Region und den zunehmend erfolgreichen antifaschistischen Widerstand.
Die immer wieder von Musik unterbrochene Kundgebung endete mit einem Beitrag des ver.di- Kreisvorstandsmitglieds Horst Kröger. Ironisch kommentierte er, dass die Umbenennung des Landkreis Soltau-Fallingbostel in "Heidekreis" wegen des Druckens neuer Briefköpfe und Aufstellens neuer Ortsschilder, Arbeitsplätze sichert. Und: "Wenn zum Truppenübungsplatz Soldaten zu Schießübungen und Manövern anrücken, ist das nicht grad der Renner für die Tourismusbranche", denn "Kommunale Daseinsvorsorge ist besser als globaler Krieg."
Die durch und durch gute Stimmung der Maifeier wurde einmal durch bissige Pfiffe unterbrochen, als DGB-Sprecher Charly Braun auf die Anwesenheit eines für sog. "Linksextremismus" zuständigen Staatsschützers aufmerksam machte. Bespitzelung einer Gewerkschaftsveranstaltung geht nun mal gar nicht.
Abschließend bedankte sich Charly Braun bei den "anpackenden" KollegInnen für die Realisierung dieser, zugleich politischen und unterhaltsamen Veranstaltung. Richtig zuende war das Gewerkschafts-Mai-Fest aber erst nach vielen weiteren Misiktiteln der "Mezzo-Mix-Band".
Wir gehen vor! Gute Arbeit, gerechte Löhne, starker Sozialstaat !
Ein paar mehr Fotos hätten dem Bericht gut getan. Sie wären geeignet, die "Gut besucht"-Aussage zu unterstreichen.