Nur eine "unscheinbare" Pflanze????
Für die meisten ist die Wegwarte NUR eine Blume am Wegesrand, aber die Wegwarte (Cichorium intybus) ist eine bis zu 120 cm hohe, blau blühende Pflanze aus der Familie der Korbblütengewächse ( Asteraceae ). Die Blüten öffnen sich morgens nur für wenige Stunden und schließen um die Mittagszeit. Am nächsten Morgen öffnen sich wieder andere Blüten.
Man findet sie am Rande von Weiden, auf Brachland, in Steinbrüchen und am Wegesrand. Andere Namen für die Pflanze sind auch Wegweiß, Heist, Sonnenwendel, Sonnenwirbel, "faule Gretel" oder Vakanzblume. Im französischen wird sie Chicorée genannt
Die blaue Farbe der Blüten hat die Fantasie unserer Vorfahren geradezu beflügelt. Legte ein junges Mädchen des Nachts die Blüten unter ihr Kopfkissen, so erschien ihr im Traum der Mann den sie heiraten würde.
" Wegwarte, vom Staub bist du so grau, " heißt es in einem alten Liebeslied das an die Legende der treuen Braut erinnert:
„Einst zog ein Bräutigam in den heiligen Krieg und versprach seiner blauäugigen Geliebten zurückzukommen. Sie stand am Wegesrand und wartete in der Hoffnung ihr Geliebter würde wohlbehalten zu ihr zurückfinden. Die Jahre vergingen, sie wurde alt und wartete immer noch am Wegesrand. Da hatte Gott ein Einsehen mit ihr und verwandelte die altgewordene Jungfer in eine Wegwarte. Und so wartet sie noch heute am Wegesrand auf die Rückkehr ihres Geliebten. „
Faule Gretel spielt auf eine faule Magd an, die schon Mittags ihre Hände in den Schoß legte und nicht mehr arbeitete. Als Zeichen für diese Faulheit schließt die Wegwarte schon zur Mittagszeit ihre Blüten. In manchen gegenden Bayerns wird sie deshalb auch heute noch "Faule Gretel" genannt.
Die Wegwarte ist aber auch eine Heilpflanze!!
Die Heilkraft der Wegwarte und ihre Verwendung als Gemüsepflanze war schon den alten Griechen bekannt. Aristophanes ( 385 - 450 v. Ch. ) und Theophrast ( 286 - 371 v. Ch. ) empfahlen die Zubereitung der Wurzeln und der Blätter als Gemüse und Salat. Karl der Große forderte um das Jahr 800 n. Ch. das auf den Krongütern seines Reiches Wegwarte angebaut wird , damit er seinen Besuchern gesundes Gemüse und ein hervorragendes Heilkraut präsentieren konnte.
An der Heilwirkung sind sowohl die Bitterstoffe wie auch der Inulin und Kaligehalt beteiligt. Im Magen - Darmtrakt bewirkt sie eine Appetit und Sekretionsanregung. Ferner wirkt sie verdauungsfördernd.
Die Leber und Gallentätigkeit wird angeregt. Pfortaderstauungen, Stauungen in der Milz und im Bereich der Hämorrhoidalvenen werden günstig beeinflußt. Die Niere wird zur vermehrter Harnabsonderung angeregt. Als Gewebs.- und Blutreinigungs.- und als stoffwechelanregendes Mittel ist sie ebenfalls verwendbar.
In der Blütentherapie von Dr. Ewald Bach wird Wegwarte für Menschen empfohlen die zu Egozentrik, Kontrollsucht und Selbstmitleid neigen und mit den daraus resultierenden Problemen nicht fertig werden.
Wegwarte in der Küche:
Blätter, Wurzeln und Blüten werden zu Salaten, Gemüse, Tee, Kaffee oder Likören verwendet.
Wenn man sich mal den wissenschaftlichen Namen Cichorium betrachtet könnte einem in den Sinn kommen, dass die Wegwarte etwas mit dem aus den Regalen der Supermärkte bekannten Chicoréesalat zu tun hat. Der Eindruck täuscht nicht - Chicorée ist eine züchterich nur leicht veränderte Wegwarte und nennt sich wissenschaftlich Cichorium intybus var. foliosum. Das was wir als Chicorée essen ist einfach nur der extrem zusammengestauchte Pflanzensproß der Wegwarte. Der Salat war zunächst nur aus der Gegend um Brüssel bekannt aber mittelweile hat dieser beliebte Wintersalat die Geschmacksnerven vieler Feinschmecker auf der ganzen Welt erobert. Und nicht nur Chicorée sondern auch Endivien und Radicchiosalat ist nichst anderes als leicht züchterisch veränderte Varietäten unserer bekannte Wegwarte. Schon erstaunlich. Oder?
Doch zurück zu unserer hier vorgestellten Wildpflanze. Im zeitigen Frühjahr wird die Blattrosette geerntet und als Salat verzehrt. Im Herbst wird die Wurzel zu Zichorienkaffee verarbeitet. Sie ergeben auch ein Gemüse das wie Schwarzwurzeln zubereitet wird.
Manch älterer erinnert sich noch an den Zichorienkaffee!!
die Entdeckung dieses " europäischen Kaffees " geht auf eine Gegebenheit vor gut 200 Jahren zurück. Die Frau eines Majors Heine erkrankte an Gallenfieber. Sie wurde wieder gesund mit Hilfe des Tee´s aus getrockneten Wegwartenwurzeln. Der Tee schmeckte ihr aber überhaupt nicht und so kam sie auf die Idee die Wurzeln vorher zu rösten, so wie bei Kaffee, der sich zu dieser Zeit schon großer Beliebtheit erfreute.
Das Rezept war ein Riesenerfolg und ihr Mann vermarktete es als einheimischen Kaffee. Zusammen mit einem Partner baute er die Wegwarte im Braunschweiger und Magdeburger Land an und stellte in einer Braunschweiger Fabrik Zichorienkaffee her. Die Kaffeepakete zierte damals die Aufschrift:
" ohne Euch gesund und reich "
was als klare Kampfansage an den eingeführten Bohnenkaffee zu verstehen war.
An dieser "Wunderbaren Pflanze" ging man bisher achtlos vorbei,oder??