Der Maschsee und seine Nazi-Vergangheit
Der Maschsee ist mit 780.000 Quadratmetern Hannovers größter See. Er wurde allerdings künstlich als Propagandamaßnahme der Nazis aus dem Boden gestampft. Dabei war es aber keine Idee der braunen Köpfe um gleich mal ein Vorurteil zu entkräften. Den Lichtblick hatte vielmehr eine Bürgerinitiative aus Hannover im Jahr 1904. Sie hatte die Vorstellung eines Sees für die heutige Landeshauptstadt, die in den Augen der Bürgerinitiative wasserarm war. Das Projekt scheiterte zuerst. Doch 1925 griff Bürgermeister Dr. Arthur Menge das Thema wieder auf und gewann mit Professor Otto Franzius einen Sachverständigen. Trotzdem schien die Maschsee-Idee voerst einer Parkanlage weichen zu müssen. 1932 erkannte man aber die Vorteile eines Sees. Das Vorhaben würde vor allen Dingen Arbeit schaffen und die Hannoveraner hätten ein Naherholungsgebiet. Zudem könnte das Hochwasserbett der Ihme eingedämmt werden.
1933 kam dann die NSDAP unter Hitler in Deutschland an die Macht. Die Arbeitslosigkeit war in Hannover auf 30% angestiegen und die Nazis endeckten die Chance für sich. Bald darauf verabschiedete die Nazi-Regierung ein „Gesetz zur Verminderung der Arbeitslosigkeit“, welche verschiedene Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen enthielt. Auch dank des großen Einsatzes Menges, erfolgte am 21. März 1934 der erste Spatenstich. Zu Beginn arbeiteten gerade mal 100 Leute in der Leinemasch. Im Laufe der Zeit stieg die Zahl aber auf 1.650 Arbeiter, die von geringen Löhnen leben mussten, an. Himmelfahrt 1936 fand dann die große Einweihung unter anderem mit einem Aufmarsch der NSDAP statt. Bei der Finanzierung des Bauprojektes hatte die Partei aber arge Probleme. Trotzdem zahlte sich der Bau des Maschsees für die NSDAP aus. Er war die perfekte Propagandamaßnahme, die Bürger Hannovers waren jetzt endgültig von Hitler und seiner Partei überzeugt.
Noch heute stehen einige „Nazi-Kunstwerke“ am Maschsee, unter anderem eine Art Siegessäule die gut 20 Meter in die Höhe ragt. Dort ist ein nackter Mann nach arischen Vorstellungen (muskulös, groß, schlank) auf einer Kugel zu sehen. Bei der Kugel könnte es sich um die Erde handeln. Er hält das olympische Feuer in der linken Hand. Mit der rechten Hand vollführt der Fackelträger gerade den Hitlergruß. Als die Statur 1936 erbaut und am gleichen Tag wie der Maschsee eingeweiht wurde, standen die sportlichen Wettkämpfe unmittelbar bevor. Die Figur zeigte deutlich, wer nach der Ideologie der Nazis, was zu sagen hatte. Unten an der Steinsäule findet man zudem noch die Innschrift der Nazis. „Wille zum Aufbau/gab werkfrohen Händen/den Segen der Arbeit-/freude, Gesundheit und Kraft/spende fortan… Der See!/1934-1936.“ Die Wörter Gesundheit und Kraft waren dabei in der Nazizeit beliebte Wörter der Propaganda. Über der Innschrift ist zudem noch der Reichsadler zu sehen, dessen Hakenkreuz 1945 entfernt wurde. Wenigstens etwas! Übrigens: Gestiftet wurde die Statur von Fritz Beindorff, langjähriger Senator der Stadt und frühere Alleininhaber von Pelikan. Er war ein Hitler-Befürworter und Nationalsozialist, der zu den Unterzeichnern von Industriellen und Bankiers gehörte, die 1932 von Hindenburg die Kanzlerschaft Hitlers forderten. In einigen Punkten stand Beindorff dem Nazi-Regime aber auch kritisch gegenüber.
Nicht weit davon entfernt steht das „Kunstwerk“ „Putto auf dem Fisch“ von Hermann Scheuernstuhl (1894-1982) einem Hannoveraner Künstler. Er hat auch den Fackelträger entworfen. Der Fischreiter wurde 1936 fertiggestellt und zeigt einen nackten Jungen der auf einen Fisch reitet. Dabei ist der Fisch ein christliches Symbol, könnte aber auch mit dem See im Zusammenhang stehen. Persönlich erkenne ich keine tiefergehende Symbolik der Statur.
Das von Georg Kolbe entworfene Menschepaar steht ein bisschen weiter weg. Es zeigt einen nackten Mann neben einer ebenfalls unbekleideten Frau. Künstler Georg Kolbe wird 1877 in Waldheim geboren und wird später auch ein bekannter Bildhauer im Dritten Reich. Er stellte regelmäßig in der „Großen Deutschen Ausstellung“ in München aus. 1944 wurde er zudem von Hitler in die Gottbegnadigungsliste mit den zwölf wichtigsten „bildenden“ Künstlern aufgenommen. Drei Jahre später starb Kolbe. Nackte Männer und Frauen hatten im Nazi-Deutschland folgende Bedeutung. Die Männer waren muskellös und sollten die Stärke der „arischen Rasse“ darstellen. Damit auch den Endsieg propagieren. Die Frau stand meistens für eine fruchtbare Mutter, die viele Kinder für ihren „Führer“ zum Zwecke von Kampfhandlungen zeugen sollte. Also, auch eine Propagandamaßnahme der Nazis.
Die Löwenbastion befindet sich nicht weit von dem Menschenpaar entfernt. Der umstrittene Künstler Arno Breker ist der Urheber. Er wurde 1900 in Deutschland geboren und gehörte zu den bekanntesten Künstlern im Dritten Reich. Dabei arbeitete er unter anderem mit Albert Speer zusammen und marschierte im Gefolge von Hitler 1940 in seinem früheren Heimatland Frankreich ein. Sogar ein Dokumentarfilm über den Bildhauer und Architekt wurde 1944 gedreht. Seine Verstrickung mit dem Nationalsozialismus ist bis heute umstritten. Von den Alliierten wurde er jedenfalls nur als Mitläufer bezeichnet. Die Löwenbastion (1938 errichtet) zeigt zwei Löwen. Da der Löwe das „König der Tiere“ darstellt, erfüllt sie wiederrum Propagandamaßnahmen. Die Deutschen werden demnach als stark und unbesiegbar abgebildet.
Als Fazit kann man sagen, dass es heute noch Nazi-Überreste am Maschsee gibt, die in der Zeit eine gewisse Symbolik hatten. Dadurch hat man das Gefühl, dass noch ein wenig braune Brühe im Maschsee schwimmt.