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Wenn Halloween auf Reformation trifft.

Die Kirche ist vorbereitet. Die Bühne für die drei ihren Glauben vertretenden Frauen steht ebenso wie das Klavier für die musikalische Begleitung des Abends. Die Kirchentür ist schon geöffnet, um Besucherinnen und Besucher zu empfangen.

Da kommt eine Gruppe Kinder und Jugendlicher. Sie sind gruselig bemalt. Scheu werfen sie aus sicherer Entfernung in die Kirche. Es steht jemand vor der Tür, erkennbar zur Veranstaltung gehörend. Sie fassen allen Mut zusammen und sprechen diese Person an: „Wird darin auch Halloween gefeiert?“ „Nein, Reformationstag. Der Tag, der diesem Feiertag den Namen gab.“ Fragezeichen stehen in den Gesichtern der jungen Frager. „Habt Ihr schon mal von Martin Luther gehört?“ Alle nicken. „Hatten wir in der Schule.“ Neugierig hören sie zu, als weitere Informationen folgen. Und dann kommt die Frage: „Dürfen wir mal in die Kirche sehen? Wir waren da noch nicht drin.“ Natürlich durften sie und sie wurden begeistert von bereits sitzenden Besuchern begrüßt und in der Kirche fragten sie weiter. Ausgestattet mit dem Flyer des Abends zogen sie weiter. Dieses geschah vor dem Beginn der Veranstaltung noch ein weiteres Mal.

Dann ging es los. Leider hatte zwei Tage vorher Corona die Rabbinerin erwischt. Aber sie hatte eine würdige Vertreterin: Stella Perevalova. Als begnadete Pianistin bekannt, vertrat sie überzeugend den jüdischen Glauben. Die erste Erkenntnis aus der nicht moderierten Veranstaltung war: Alle drei Frauen haben eine spannende Geschichte. Ob es Stella Perevalova ist, deren Leben in Moskau begann und die feststellen wollte, dass dort noch lebend auch heute noch in ihrem Pass als Nationalität Jüdisch stehen würde – kein Land. Dr. Hamideh Mohagheghi, die heute an der Universität in Paderborn lehrt, studierte vor 40 Jahren in einem Land, in dem heute die Menschenrechte von Frauen mit dem Leben verteiligt werden – im Iran. Und sie wird sehr leise, wenn sie das erzählt. Wenn sie auch erzählt, dass sie sich damals ihren Mann selbst ausgesucht hat. Und Dr. Sigrid Lampe-Densky zeigt gelebte Vielfalt allein an dem Einwurf, mit einem Baptisten verheiraten zu sein. In dem folgenden Gespräch zeigen sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf. Es wird über Äußerlichkeiten wie getrenntes Beten gesprochen. Auch darüber, dass das nicht alle Frauen als Nachteil sehen. Aber es wird auch über Glaubensinhalte gesprochen wie die traditionelle Auslegung des Talmud, des Koran oder der Bibel oder auch die moderne Betrachtung. Und es steht natürlich auch die Gemeinsamkeit im Raum: In den drei monotheistischen Glaubensrichtungen haben immer die Frauen eine richtungsgebende Bedeutung gehabt – nicht erst beginnend mit Maria Magdalena. Wozu Dr. Sigrid Lampe-Densky bemerkt: „Ohne den Mut dieser Frau gäbe es vielleicht den christlichen Glauben gar nicht.“ Der Abend bewegt sich zwischen viel Information, einigem Erstaunen, lächelnden Momenten, Nachdenklichkeit und viel erfüllter Neugier über „den anderen“ und dann doch so gar nicht fremden Glauben anderer Menschen.

Man hätte wohl gern noch weiter diskutiert, das war schon in der Pause bei veganen Lutherschnitten (Schmalzbroten) und Lutherbier zu merken. Schon da wurde ausführlich reflektiert.

Aber der Abend wäre nicht rund gewesen, wenn ihn nicht Gunter Geweke ihn an der Orgel mit Joh. S. Bach eingeleitet hätte. Natürlich nicht einfach Bach. Bach interpretiert nach eigenem Gusto. Spannend wie so eine Orgel klingen kann. Am Klavier erklangen dann später zuerst „Sonne der Gerechtigkeit“ und „Schalom chaverim“, ein jüdisches Lied aus dem ev. Gesangbuch. Sich auf ein drittes Mal am Klavier begleitend sang er als eigentlichen Abschluss „We are the world“.

Und nach Blumen und viel Applaus gab es zwei Überraschungen. Stella Perevalova setzte sich an das Piano und Gunter Geweke griff zum Saxophon und beide zeigten mit sehr viel Leidenschaft, das Worte verbinden können, aber Musik eine ganz andere, verbindende Sprache ist. Das war dann noch steigerungsfähig. Aus dem Publikum stand Christoph Slaby auf, ging zur Orgel und alle drei Musiker verabschiedeten den Abend mit dem „Halleluja“ von David Cohen.

Als schon die Kirche aufgeräumt war, standen noch immer Menschen (unter ihnen auch die Theologinnen) auf der Straße und diskutierten weiter.

Hier kann man in den Abend hineinschauen und - hören: https://barbara-kirchengemeinde.wir-e.de/aktuelles

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