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Luther Trilogie – das Ende?

In den Vorjahren wurde in Theaterstücken das ganze Leben von Martin Luther – theatercompanie Leipzig – und sein Eheleben – Annette Seibt – gezeigt. Die musikalische Seite von Martin Luther fehlte bislang. Diese war nun ein Teil der dritten und abschließenden Veranstaltung der Reihe. Diesen Part übernahm Dietmar Sander. Aber nun galt es auch die berühmten 95 Thesen in die Gegenwart oder auch Zukunft zu tragen.
Und so begann die Veranstaltung schon sehr ungewöhnlich. Vor dem Altar lag eine alte Stalltür, die die Kirchengemeinde mit Hilfe der Tischlerei Voigt leihweise von einem Stall in Neustadt a. Rbge. Bekommen hatte, auf Holzböcken. Alle Besucher bekamen zur Begrüßung nicht nur den Text von Luthers berühmtestem Lied. Sie erhielten auch einen gelben Zettel und einen Hufnagel. Die Aufgabe war es, eine eigene These aufzustellen und diese mit dem bereit liegenden Hammer an die Tür zu nageln. Die meisten Besucher gingen diesem Wunsch auch mit viel Ernsthaftigkeit nach. Dann wurde die Tür zu Beginn der Veranstaltung die Tür vor dem Altar aufgestellt.

Dietmar Sander bezog sofort ebenfalls alle Besucher ein und gemeinsam wurde „Ein feste Burg“ gesungen. Nun kam Dominik Bartels auf die Bühne. „Martin Luther – Superstar“. Zunächst räumte Dominik Bartels damit auf, dass die Thesen Martin Luthers eine Revolution waren. Seine Idee, Provokationen und Proteste an eine Tür zu schreiben, war schon 150 Jahre früher in Rom vollzogen worden. Dominik Bartels sagt, Luther war gegen den Ablasshandel, er war kein Revolutionär und auch kein Sozialethiker. Der Autor provoziert mit der Aussage, dass die vatikanische Basilika der größte Schmiergeldpalast des Planeten ist. Er stellt auch heraus, dass Luther sich des Schutzes der hochadligen Herrscher immer sicher war, denn er stellte deren Machtanspruch nicht in Frage. Seine Aussagen spitzen sich auf die Frage zu: Was verlieh ihm also einen fast schon heiligen Glanz, der bis in die Neuzeit hinein Bestand hat? Ein ausgezeichnetes Marketingkonzept, ein charismatischer Redner, ein geschickter Netzwerker – würde man heute kommentieren. Und natürlich die Entwicklung des Buchdrucks. Luther – ein Mensch seiner Zeit, Werk nicht Wurzel der Reformation, aber die Pflanze die ohne ihn keine Früchte getragen hätte.
Nach diesen nachdenklichen Worten stellte Dietmar Sander den total Kontrast her: Zwei Weihnachtslieder, deren Melodie sich Luther aus Liedern des 4. Jahrhunderts ausgeliehen hatte, erklangen allein mit der Stimme des Baritons in der Kirche. Der Applaus war ihm danach sicher.

Kersten Flenter hat seinen ersten Beitrag mit Bibel-Auslegung/Übersetzung überschrieben. Auf den ersten Blick scheint er sich mit diesem Thema überhaupt nicht zu beschäftigen. Steigt er doch mit John Steinbecks Jahrhundertroman „Jenseits von Eden“ ein. Und doch stellt sich schnell heraus, dass es den Bezug direkt gibt, denn das vierte Kapitel der Genesis steht im Mittelpunkt. Und Kersten Flenter kommt zu den zehn Geboten – zum Thema Sünde. Er (Steinbeck ) wirft die Frage auf, ob man in der Zukunft etwas beherrschen wird oder den Befehl erhält, über etwas zu herrschen. Und seine Romanfigur Lee wagt sich nach dem Studium des Hebräischen an eine eigene Übersetzung. Also kein „du sollst“ sondern ein „Du kannst“. Ist seine Erkenntnis – also es gibt eine Wahl. Eine weitere Erkenntnis, Chinesen nehmen sich Zeit, Dinge zu verstehen. Wir glauben keine Zeit und haben. Wir bauen einen Bahnhof, damit wir 7 Minuten gewinnen und das bei stetig steigender Lebenserwartung.

Wieder ist es Dietmar Sander mit zwei besonderen Liedern, die auch in ihrer Rhythmik eine Herausforderung an den Sänger sind, der einen Kontrapunkt setzt.
Und es gibt den nächsten Kontrapunkt. Ihn setzt Dominik Bartels mit einem Rap mit dem Thema Jesus. Der Applaus zeigt, auch dieser ganz andere, freche, in Jugendsprache zum Teil gezeigte Vortragsstil begeistert die Besucher aller Altersklassen.

Nach einem weiteren musikalischen Beitrag von Dietmar Sander u.a. „Christi du Lamm Gottes“ in einer wenig bekannten Form, beschäftigt sich Kersten Flenter mit dem Ablasshandel. Und auch hier startet der Autor unerwartet mit dem Thema Nahtod. Er ist schnell dabei, dass die Angst vor dem Tod auch heute noch zu einem modernen Ablasshandel führt, weil die Kirche in Rom ihre Sünder braucht: Der Mensch ist ein Esel, den man an die Karotte, der er nachläuft, an den Schwanz gebunden hat.

Im zweiten Teil des Abends nach Lutherschnitte und Lutherbier kommen nun die beiden Autoren zu ihren Thesen. Sie fragen sich, ob man heute auch 95 Thesen brauchen würde. Sie stellen die Zahl 96 in den Raum – einigen sich dann aber auf 13 Stück. Jede ihrer Thesen ist – wie könnte es heute anders sein – gesponsert, von Heckler & Koch: Deutsche Waffen, deutsches Geld morden in aller Welt. Ihre Thesen sind frech, fordern, herausfordernd. Wie die These präsentiert in ihren Augen von Nestlé: Trinkwasser für alle Menschen – Wasser ist Menschenrecht. Sie gehen beide darauf ein, woraus überhaupt einzelne Konzerne für sich das Recht ableiten, Bodenschätze für sich zu beanspruchen. Thesen wie die „Das bedingungslose Grundeinkommen führ zu mehr Beschäftigung, Innovationen und sozialer Gerechtigkeit.“ (Kommentierung: Recht auf Arbeit ja – Pflicht ist nirgends normiert) oder „Weder Gott noch die Natur kennen ländergrenzen, Menschen sollten keine Mauern, sondern Brücken bauen“ oder „Der Mensch braucht keine Versicherungen, sondern Glück“ ( Carsten Maschmeyer in den Mund gelegt) folgen. Sie enden mit der gemeinsamen These: Alles könnte anders sein.
Da kann von Dietmar Sander nur ein Lied folgen: Aus tiefer Not schrei ich zu Dir.
Aber auch die Thesen der Besucher sollen nicht nur Deko für den Abend sein.
Die Autoren haben sich einige herausgefischt, tragen sie vor und kommentieren sie standup. Sie haben die grundsätzliche Erkenntnis, dass das Hauptthema der Thesen er Besucher der Frieden ist.
Weitere sind z.B.:
-Die Kirche sollte sich zurückbesinnen auf ihr Kerngeschäft – das Geschäft mit der Bibel.
- Das Wort Gottes vertreibt die bösen Geister und kein Kürbiskopf.
- Bewahren gelebter Tradition, Bereitschaft sich zu öffnen.
-Ermutigung statt Angst
- Herr lass die Dummen dieser Welt zur Vernunft kommen.
- Mutig verrückte Dinge zu tun.
Gemeinsam wird der Abend mit dem erneuten Singen des ersten Vers von „Ein feste Burg“ abgeschlossen. Und Dietmar Sander setzt dann nach ein launisches Lied über den Wein und Luther an den Schluss. Knut Werner vom Kirchenvorstand verabschiedet die Besucher mit der Information: Auch 2018 wird in der St. Barbara-Kirche Reformation gefeiert. Die Trilogie ist zu Ende – aber es geht weiter – am 31. Oktober 2018 um 18.00 Uhr.

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1 Kommentar

Wir freuen uns schon auf die Veranstaltung im nächsten Jahr und danken allen an der Reihe Mitwirkenden. Es war schön bei Euch zu Gast zu sein.
Regina & Karl-Heinz Wulf
Osterwald/ Unterende

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