Kleine Bühne – wenn aus der Not ein ganz besonderes Kultur-Angebot wird.
Noch sitzt der Text nicht ganz.
Noch sind die Kostüme nur Andeutung.
Noch ist die Bühne ein Laden-Leerstand in Seelze-Letter.
Aber es ist schon jetzt sehr deutlich zu erkennen: Dieses wird kein Bouleward. Dieses wird überhaupt kein Stück zum auf die Schenkel schlagen.
Dieses wird großes Theater in Seelze.
Aus der Not geboren können ganz tolle Dinge entstehen. Die „Kleine Bühne Seelze“ ist seit dem Frühjahr in „Raum-Not“. Die jetzige Lösung ist nur ein Provisorium. Solche Situationen machen besonders kreativ.
In Vorbereitung hat Andreas Trapp ein Zwei-Personen-Stück, das es in sich hat. Erst 30jährig und damit nur für die letzten Jahrzehnte eine Zeitzeugin hat Thea Dorn kurz bevor sie Dramaturgin und Autorin am Schauspielhaus Hannover wurde (2000) dieses Stück geschrieben. Sie hat es so geschrieben, als wäre sie dabei gewesen als sich in ihrer Phantasie zwei alte Diven trafen: Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl.
Marleni – das Stück, das Anfang 1999 im Hamburger Schauspielhaus uraufgeführt wurde, steht nun auf dem Programm der Kleine Bühne Seelze. Es wird Seelze ein Theater-Angebot bieten, das außergewöhnlich ist.
Petra Beuchel-Trapp als Marlene Dietrich und Sabine Stiller als Leni Riefenstahl antworten vor einer der Proben zu diesem Stück auf die Fragen fast wortgleich – ein Erinnerungsprotokoll:
Was macht ein Zwei-Personenstück aus?
Man ist immer auf der Bühne, immer im Spiel und damit noch viel intensiver in der Person, die man verkörpert.
Was macht gerade dieses Stück aus?
Man fühlt sich alt. Man hat den Eindruck eines letzten Aufbäumens. Man erlebt die Konfrontation mit der Zeit. Man erlebt die Gegensätzlichkeit aber auch Gemeinsamkeiten der beiden Frauen und gerade daraus entwickelt sich besondere Freude am Spiel.
Und wie erleben Sie die beiden Frauen, die Sie spielen?
Leni Riefenstahl – die zwei Seiten, die öffentliche Diva und die Person die sie wahrscheinlich in Wirklichkeit war. Männer hatten keine Bedeutung. Sie machte, was sie wollte. Machte sie sich wirklich an Hitler ran? Eine Meisterin der Selbstmotivation.
Marlene Dietrich – ihr ist irgendwie doch alles egal. Amerika – ja, das war es. Abgewarkt, tablettensüchtig ist ihr Lebensmittelpunkt das Bett geworden
Es geht zotig zu. Man schenkt sich nichts. Zeitweise entwickelt sich ein Kampf der Worte.
Dann beginnt die Probe. Marlene Dietrich vor dem Schminkspiegel. Leni Riefenstahl hat nicht nur symbolisch die Filmkamera in der Hand. „Ich habe immer gesagt, Frauen können nicht klar denken……..“ „Natürlich war der scharf auf mich der geile Bock……“
Und schon der Ausschnitt aus der Probe macht klar: Dieses Stück darf man nicht verpassen.
Aller Termine und Orte sind zu finden auf: http://www.kleine-buehne-seelze.de/