Ein "besinnlicher" Abend mit Nikolai Kinski
Im Rahmen der Garbsener Kulturtage gab es das Programm "Kinski spricht Kinski" - Nikolai Kinski trägt die Gedichte seines Vaters Klaus Kinski "Fieber- Tagebuch eines Aussätzigen" vor.
Ich bin noch ganz ergriffen von diesem anrührenden Vortrag. Ganz in Schwarz steht Kinski auf der Bühne, nur er wird durch ein Bühnenlicht angestrahlt . Ohne große Gesten, nur mit seiner Stimme rezitiert er die Gedichte. Man spürt die Wut, die Verzweiflung fast körperlich. Dazwischen ganz leise Töne, sehr empfindsam, fast zart. Es geht um Angst, um Zweifel, um Gott, um Nutten, um Zärtlichkeit, um Wahnsinn, um Tod und doch leben wollen.
Nach einer Stunde ist dann alles zu Ende und der Sohn will den "besinnlichen" Abend, so nennt er ihn selber augenzwinkernd, mit Kritiken an seinen Vater, der diese gesammelt und zu einem Gedicht zusammen gefasst hat, beenden. "Kinski" heißt dieses Gedicht und es fasst eigentlich alles zusammen, wie nicht nur der Vater sondern auch dessen Gedichte zu sehen sind. Es sind immer die Extreme, ein Mittendrin gibt es nicht. So wird es auch dem Publikum gehen, man ist begeistert oder abgestossen. Aber ich glaube, die Mehrheit ist heute begeistert aus dem Rathaus in Garbsen nach Hause gegangen.
Bevor Kinski noch signiert, trägt er noch ein Gedicht von Heiner Müller vor und dann ist wirklich Schluß. Es macht ihn sehr sympatisch, dass er sich auch für das Signieren Zeit nimmt, gerne in die privaten Fotoapperate lächelt. Aber strikt den Reportern professionelle Fotos verbietet und ein Interview ablehnt. "Waren sie denn in dem Vortrag? fragt er den Reporter und damit ist für ihn die Angelegenheit erledigt.
Sehr schade war nur, dass die Garbsener für diese Art von Kultur anscheinend nicht zu haben sind. Wenn es hoch kommt, haben gerade mal 50 Zuschauer diesen hochkarätigen Abend genossen. Schade!
Danke für den bericht !
Fröhliche grüße aus Garbsen nach Seelze
Hans-Werner Blume