Am Barbaratag warten im Advent
Zunächst einmal wurden - wie könnte es bei einer Veranstaltung am Barbaratag in der St.Barbara-Kirche anders sein - Kirschzweige in die Vase gestellt.
120 Kerzen waren wieder angezündet. Draußen schien der Regen aus allen Himmelsrichtungen zu kommen. Trotzdem war die Kirche voll.
Am Lesetisch saß ein für Seelzer nicht unbekannter: Jürgen Küster.
Viele Jahre hatte er in Gümmer und Dedensen auf der Kanzel gestanden. So waren unter den Besuchern dieser 30-Minuten-Kerzenschein viele Menschen, die ihn gern wieder hören wollten.
Jürgen Küster trug keine eigenen Texte vor. Er hatte überraschendes von Ringelnatz mitgebracht. Mancher war erstaunt, dass Ringelnatz auch so ernste, das Ende des Menschen bedenkende Texte geschrieben hat. Drei Bibeltexte, die nicht zu den alltäglichen zählen, waren ebenso auf seinem Programm, wie ein Text einer Pop-Gruppe. Alle Texte stimmten nachdenklich und passten so in die Stimmung des Abends.
Die Schlüsselgeschichte der Lesung aber hat Johann Wolfgang Hebel Anfang des 10. Jahrhunderts geschrieben: Unverhofftes Wiedersehen.
Es ist die Geschichte einer jungen Braut, deren Bräutigam unter Tage bleibt und viele Jahre später dort wieder gefunden wird. Und bei seiner Beerdigung legt sie ihm das „Brauttuch“ um und kündigt ihm ein Wiedersehen an.
Es war etwas länger als 30 Minuten geworden. Jürgen Küster wurde mit dickem Applaus aus der vollen Kirche verabschiedet – nicht ohne eine kleine Geschichte zum Abschied.