Eine ganze Stadt engagiert sich für das Eickesche Haus in Einbeck
Um dieses Haus vor dem Verfall zu retten, hatte sich in Einbeck die Stiftung Eickesches Haus gegründet. Der folgende Text stammt aus der Feder eines Chronisten der Stiftung und gibt Einblick in die Geschichte und Rettung des Hauses:
" Stiftung Eickesches Haus.
Das Eickesche Haus in Einbeck war 1999 vom Verfall bedroht. Nur Notabstützungen konnten es vor dem Einsturz bewahren. Der Eigentümer war wirtschaftlich nicht in der Lage, es zu unterhalten. Durch Privatinitiative Einbecker Familien und mit Unterstützung der Stadt und Sparkasse wurde im Jahre 2001 die Stiftung Eickesches Haus gegründet, die sich das Ziel gesetzt hat, das 1612 erbaute Haus – ein Baudenkmal von besonderer nationaler und kultureller Bedeutung – zu restaurieren und zu unterhalten.
Das Eickesche Haus ist ein Juwel der deutschen Fachwerkkunst mit über 200 handwerklich gearbeiteten Zierschnitzereien – Ornamente, Masken und Köpfe, Bildtafeln, Balkenköpfe mit Knaggen und figürlichen Abbildungen sowie einer außergewöhnlichen Eckständerausbildung mit annähernd vollplastischen Figuren. Das alles gilt es zu erhalten und in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Die Schauseiten in der Marktstraße und Knochenhauerstraße haben musealen Charakter. Für den Betrachter ist das Eickesche Haus ganzjährig „rund um die Uhr" zu besichtigen. Es steht mehr als jedes Museum, das Öffnungszeiten hat, im Blickpunkt der Öffentlichkeit.
In mehreren Bauabschnitten ist das Eickesche Haus von 2002 bis 2008 im innen- und Außenbereich vom Keller bis zum Dach grundlegend restauriert worden.
Mit Kosten von gut 1,1 Mio. Euro hat man im Jahr 2001 gerechnet. Bei Baufertigstellung ist man bei rd. 1,8 Mio. Euro reinen Sanierungskosten zzgl. den Grunderwerbsaufwendungen angelangt. An öffentlichen Fördermitteln durch Bund, Land, Landkreis und Stadt sind 560.000 Euro aufgebracht worden. 1.800 Bürger (in einer Stadt mit 28.000 Einwohnern ein besonderes Zeichen von Bürgerengagement) und institutionelle Spender haben der Stiftung nahezu 1 Mio. Euro zugewandt. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat zwei Bauabschnitte finanziell gefördert.
Die Mitglieder des Vorstandes und des Kuratoriums arbeiten ehrenamtlich ohne jedes Entgelt. Auch die eigenen Aufwendungen wie Bürotätigkeit, Telefon, Reisekosten und anderes werden von jedem selbst getragen. Somit fließt jeder Euro unmittelbar in das Bauwerk.
Die Bevölkerung ist bei der Restaurierung mit einbezogen worden, ob die Fassade einfarbig oder wie zuvor bunt bemalt gestaltet wird. In zwei öffentlichen Diskussionsveranstaltungen in der Rathaushalle mit jeweils 200 Mitbürgern sind diese Fragen erörtert worden. Die Fassade ist jetzt holzsichtig. Licht und Schatten wirken dabei besonders prägnant. Eindeutiger Wunsch vieler Betrachter ist die farbliche Hervorhebung der zahlreichen Sinnsprüche am Gebäude. Dieser Meinung schloss sich auch Prof. Dr. Gottfried Kiesow, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bei einer Besichtigung des Hauses im Dezember 2007 an.
Im Rahmen eines großen Bürgerfestes unter Beteiligung des Niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kunst, Lutz Stratmann, ist das Eickesche Haus feierlich eingeweiht worden.
Das Eickesche Haus ist nun Sitz der städtischen Touristinformation und des Kulturringes. Im Obergeschoss ist eine Wohnung eingebaut worden.
Das Eickesche Haus ist ein Beispiel, wie aus geradezu hoffnungsloser Lage mit besonderem Bürgerengagement und mit Hilfe vieler Förderer ein Kulturgut von herausragender Bedeutung vor dem Verfall bewahrt und für künftige Generationen erhalten werden kann. "
(Anm. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Eickesches Haus)
Weitere Foto von Zustand der einzelner Restaurierungsphasen erhalten Sie unter:
www.eickesches-haus.de/index.php?site=fortschritt&sub=fortfotos
ein sehr interessanter beitrag.