Probsteier Korntage
Oben im Norden Schleswig-Holsteins zwischen Kiel und Plön liegt eine Gegend, die man Probstei nennt. Idyllische kleine Dörfer liegen eingebettet in einer von Landwirtschaft geprägten Region mit sanften Hügeln und Seen bis hin zur Ostseeküste. Große alte Bäume und goldene Getreidefelder und immer wieder Höfe mit gepflegten Fachwerk-, Reetdachhäusern und vielen Hofläden machen den Charme der ländlichen Region aus.
Im Sommer veranstaltet der Probsteier Tourismus Verband die Korntage, die viele Besucher von nah und fern anziehen. Inzwischen 19 Orte beteiligen sich am Bau von Strohfiguren. Früher standen sie im Wettbewerb miteinander, aber damit nicht immer die Orte gewinnen, die sich am stärksten engagieren können, wurde das dieses Jahr geändert.
2018 habe ich die Probsteier Korntage schon einmal besucht und war begeistert. Im Jahr darauf kam leider ein anderer Termin dazwischen, und dann fielen sie 2 Jahre lang der Corona-Pandemie zum Opfer und konnten erst 2022 wieder ausgerichtet werden.
Die Eröffnungsfeier der Probsteier Korntage fand im Ostseebad Schönberg statt. Es wird immer in dem Ort gefeiert, woher die Kornkönigin stammt, die für ein Jahr ernannt und im Jahr darauf zur Königin gekrönt wird. Da Jane Bruhn, die neue Kornprinzessin aus Passade stammt, wird das Fest dann nächstes Jahr dort stattfinden, wenn sie zur Kornkönigin gekrönt wird.
Auf dem Marktplatz waren Stände und eine Bühne aufgebaut. Zum Gottesdienst war der Platz gut besucht. Tanzgruppen traten auf, es gab eine Podiumsdiskussion, und für das leibliche Wohl war gesorgt.
Für die zahlreichen Gasthoheiten war ein interessantes Programm organisiert worden. Mit historischen Treckern auf geschmückten Wagen wurden wir nach Schönberg Strand gefahren, konnten über den Deich schauen und das Meer sehen.
Dieser Abschnitt der Ostseeküste ist wegen der Strömungen mit einem Deich befestigt, an dem eine Betonstraße entlangführt.
Ins Wasser ragen Dunen, die den kostenpflichtigen Sandstrand festhalten, und es ist ganz anders als in den beliebten Badeorten Timmendorfer Strand oder Travemünde. Für Radfahrer ist die Probstei und die Küste eine beliebte Gegend, aber es gibt auch Strandkörbe für die Badegäste. Es ist hier bei weitem nicht so überlaufen.
Mit der Museumseisenbahn (es gibt auch Museumsstraßenbahnen!) ging es für die Hoheiten zurück nach Schönberg. Die alten Wagen haben ihren Charme. Gemütlich schuckelte der Zug durch die schöne Landschaft.
Sogar mit einer Hebel-Draisine konnten wir fahren, und das ging weit leichter als ich mir vorgestellt hatte. In Ziegenrückwar ich schon mal mit einer Draisine gefahren, aber die wurde mit Motorkraft den Berg hoch gezogen, um dann mit uns den Berg von alleine hinunter zu sausen.
Am Bahnhof holte uns eine Pferdekutsche ab, die uns wieder zum Festplatz brachte, der sich inzwischen deutlich geleert hatte. Die Podiumsdiskussion hatte sich wohl doch zu sehr in die Länge gezogen. Jetzt fand die Krönung statt. Die Kornkönigin Kaija gab ihre Krone an die bisherige Kornprinzessin Henriette weiter, und Jane Bruhn aus Passade wurde zur neuen Kornprinzessin gekrönt. Das war einer der letzten offiziellen Akte des Festes.
Am 21.08.2022 findet die Abschlussveranstaltung statt, die meist größer ist und sehr gut besucht wird. Da bin ich allerdings leider beim Gurkenmarkt in Gommern, sonst hätte ich das auch gerne miterlebt. Na ja, vielleicht bin ich ja nächstes Jahr in Passade wieder dabei.
Ich habe ein paar Tage angehängt und mir sämtliche Kornfiguren angeschaut. Die sind nämlich wirklich sehenswert. Ideal wäre es, die Route mit dem Fahrrad abzufahren – mal sehen, vielleicht nächstes Jahr.
Selbst hier in der ländlichen Gegend ist man nicht mehr ganz sicher vor Vandalismus. Da wurden doch tatsächlich der Stempel für das Korntage-Gewinnspiel und die Beschreibung der Strohfiguren in Krummbek entwendet!