Ein Dorf - zwei Länder
Auf meiner heutigen Motorradtour kam ich auch durch Scheibenhardt.
Ein Verkehrsschild fiel mir auf, und ich folgte ihm...
Irgendwann wurde durch den Ort eine Grenze gezogen - ein Flüßchen entschied ob jemand hüben oder drüben wohnt, welche Sprache er spricht, welchen Unterricht er bekommt, welche Steuern er zahlt und nach welchem Recht er behandelt wird.
Eine Brücke über einFlüsschen, daneben eine Gedenkstätte.
Ein Grenzhäuschen auf der einen, eines auf der anderen Seite.
Die Schranken sind offen.
Noch.
Den Menschen hier ist es inzwischen zur Gewohnheit völlig ungehindert durch ihren Ort zu gehen, nördlich und südlich der Lauter.
Das Geschrei derer die kein "Europa" haben wollen wird immer lauter.
Das Lamento derer die wieder in ihrem nationalistischen Gartenzaun leben wollen und uns verkünden daß doch alles besser gewesen ist.
Vor Schengen.
Mit dem Kaiser.
Ich gehe auf die Brücke und sehe mich um.
Wären da nicht die Grenzhäuschen, wären da nicht die Schilder und die Schranken - ich würde kaum einen Unterschied sehen.
Es gibt eigentlich keinen.
Das haben wir mit der Reichsgründung 1848 klargemacht und mit der Europäischen Union - mit all ihren Schwächen und Fehlern - und der Schengener Grenzöffnung bekräftigt und ausgeweitet.
Das, was man hat vermisst man erst wenn man es erst nicht mehr hat, wenn sich die Schranken wieder schleießen und die Grenzhäuschen wieder besetzt sind.
Und die menschliche Dummheit erneut gesiegt hat.
Man kann ein Europa der offenen Grenzen haben (sofern die Außengrenzen von Europa gesichert sind) und trotzdem auch nationale Gewohnheiten, Regeln und Gesetze bewahren. Nur, weil man z.B. das Glühbirnenverbot bescheuert findet, verlangt man ja noch keine neuen Schranken.