Nicht frivole, sondern politische Details einst Anlass für Verärgerung
Der Künstler Reinhard Dietrich erhielt 1979 vom damaligen DDR-Staat den Auftrag, drei Terrakotta-Reliefs für ein Gebäude an der Kröpeliner Straße zu gestalten. Sie sollten Motive aus der Geschiche Rostocks hervorheben. Glasierte Formsteine des Giebels, dazu Reliefs aus Ton - das alles hat lange Tradition an der Ostseeküste.
Das Arbeitergebnis 1980: Das erste Relief verweist auf die Verleihung des Stadtrechts durch den Fürsten Borwin. Das zweite stellt mehrere Bürger aus der Zeit des Mittelalters heraus. Das dritte Bildwerk zeigt Personen damaliger Jahre, und zwar den Bürgermeister (weißer Anzug), den Architekten und den Ersten Sekretär der SED-Kreisleitung.
Stein des Anstoßes waren nicht die frivolen Details der Reliefs, sondern die Bildposition des SED-Sekretärs, da doch der Vertreter der früheren Staatspartei in die erste Reihe gehört hätte. Und dazu noch ein Eulenspiegel und ein bierseliger Bauarbeiter im Hintergrund - war das nicht eine Verunglimpfung der Partei und der Arbeiterklasse? Die Platten wurden seinerzeit dennoch angebracht, und es gab wohl kein Kunstwerk in der Stadt, das mehr Betrachter hatte.
Die Terrakotta-Reliefs von Reinhard Dietrich erregten noch einmal öffentliches Interesse, als 1993 ein Fastfood-Restaurant die Darstellungen entfernen ließ, um seine Baldachine über den Fenstern anzubringen. Denkmalpfleger bestanden schließlich darauf, dass der Restaurantbetreiber die zerstörten Reliefs wieder herstellen und am Giebel anbringen musste.