Der Kartoffelstein in Herberhausen
Abseits der Bundesstraße 27 liegt in einem Seitental das irgendwann nach Göttingen eingemeindete Dorf Herberhausen am Ende einer Sackgasse, aber kein Straßenschild verrät, dass man den gleichen Weg zurück nehmen muss, um wieder herauszukommen. Ein ruhiger, bei den Professorenfamilien der Universität beliebter Wohnort.
Jedesmal grüßt, je nach Fahrtrichtung links oder rechts, ein kleines Denkmal in der Form eines Obelisks von einer Anhöhe hinunter ins Tal. Ein Denkmal schon der etwas besonderen Art, denn hier wird nicht ein bedeutender Feldherr geehrt (schon gar nicht Tilly, der das Dorf im dreißigjährigen Kriege brandschatzen ließ), auch kein großer Denker oder Dichter, sondern die Kartoffel.
Der Obelisk hat keinen quadratischen Grundriss, sondern zeigt ein gleichseitiges Dreieck, und die drei Seiten tragen auf dem Sockel jeweils eine kleine Inschrift, aus der hervorgeht, dass dies kein Denkmal sein soll, sondern ein Altar, ein Ort der Anbetung, der Bitte, aber auch der Danksagung.
Ich lasse die Inschriften unkommentiert, so wie sie wohl gedacht waren. Allerdings auch keine Jahreszahl, kein Wort von Kartoffel, doch eine etwas abseits gelegene Tafel erklärt Anlass und Datum. Ohne diese Hilfe wüsste man wirklich nicht recht, wie der Stein einzuordnen wäre - es sei denn, man fragte einen der älteren Dorfbewohner, denn die wissen alle, warum es geht, wenn die Versionen auch nicht alle gleich lauten.
In der heutigen Zeit des Überflusses ein Ort des Innehaltens und Bedenkens.