Wer ist "keo"? Denkbares Psychogramm eines kriminellen Schmierfinkens - und "keo" ist überall
"Nein, nein, meinen Namen nenne ich nicht. Bin doch nicht bekloppt. Trotzdem kennt mich fast jeder hier in Rheinberg: Ich bin "keo". Seit kurzem prangt mein Schriftzug "keo" an vielen Stellen im Stadtgebiet. Ja, mein Schriftzug "keo", da, wo Autofahrer oder Fußgänger draufschauen, auf Mauern, Schilder und was ich sonst noch für würdig hielt wie etwa die Überdachung für Einkaufswagen vor dem großen REWE-Markt. Ich war sehr vorsichtig und habe mich im Schutz der Dunkelheit mit meiner Spraydose für alle bekannt gemacht. Ich bin kein Niemand - jetzt nicht mehr.
Ich komme, wie manch einer sagen würde, aus gutem Hause. Aber was bekam ich in dem Hause zu hören, in dem ich immer noch lebe? Nur Nörgelei! Ich soll doch was aus mir machen! Mein Gott, ich kann es nicht mehr hören! Als wäre ich ein Nichts! Aber damit ist jetzt vorbei. Man kennt mich: Ich bin "keo". Bin ich womöglich der Banksy Rheinbergs? Niemand kennt Banksy, aber er ist in aller Munde. Ich fühle mich toll, wenn ich meinen Schriftzug immer wieder im Stadtgebiet sehe. Nur wenige gute Freunde wissen, wer sich hinter "keo" verbirgt. Manche von denen fragen mich, wie kannst du so etwas machen, bewundern mich dabei aber in Wirklichkeit. Ich bin jetzt ihr Held.
Und mir kann keiner etwas. Diejenigen, die Bescheid wissen, halten die Klappe. Über die Stadt lach ich mich schlapp. Nichts wird getan. Wie auch? Auf frischer Tat bin ich nun mal nicht erwischt worden. Ein gutes Gefühl, für mich ein Befreiungsschlag. Ich bin jetzt wer. Ich habe Macht. Ich bin "keo"!"
Kommentar:
Irgendwo ein armer Kerl, deren es genug in unseren Städten gibt. "keos" gibt es überall. Unrechtbewusstsein? Es geht solchen Menschen wohl ab. Gedanken um den Schaden, den andere tragen müssen, und die Verschandelung unseres Wohnumfeldes, in dem sich alle wohlfühlen wollen? Fehlanzeige.
Vorschlag: Städtische Behörden, die bisher wirklich kaum etwas unternehmen, machen Fotos, setzen eine Belohnung zur Ergreifung der Täter aus und veröffentlichen beides in örtlichen Zeitungen und in den sozialen Medien.
Hoffnung: Der kriminellen Unsitte wird Einhalt geboten.
Vieles im Leben ist erklärbar, aber dadurch noch lange nicht entschuldbar.