Kakao mit Rum
Lumumba - das geht doch wirklich nicht! Wir wollen doch nicht rassistisch sein!
Frankfurt. Auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt kam von den Behörden die dringende Empfehlung, Kakao mit Rum nicht mehr als Lumumba zu bewerben. Und die Wellen scheinen sich über Frankfurt hinaus auszubreiten, will doch niemand in den Verdacht geraten, angeblich rassistische Wörter zu benutzen.
Ja, Lumumba kenne ich aus früheren Jahren, als ich noch einiges jünger war. Wegen des Namens habe ich mir nie etwas gedacht. Das Getränk, Kakao mit Rum, war danach jahrzehntelang aus meinem Wahrnehmungskreis verschwunden. Doch jetzt ist es wieder im übertragenen, nicht im direkten Sinne in aller oder zumindest vieler Munde. Es ist von wenigen Sprachwächtern (m/w/d) nun rassistisch konnotiert worden, auch wenn niemand sicher sagen kann, woher der Name Lumumba kommt. Jedenfalls weiß ich jetzt, dass der erste kongolesische Präsident im Zuge der Befreiung von der belgischen Kolonialherrschaft Patrice Lumumba hieß, von den bisherigen Kolonialherren abgelehnt und schließlich erschossen wurde.
Und sollte das Getränk bei aller Unklarheit der Namensherkunft tatsächlich nach diesem Präsidenten benannt worden sein, dann wohl kaum, um das Getränk schlecht zu machen. Womöglich war die Bezeichnung als Ehrerbietung gemeint, wer weiß?
Aber die Sprachwächter (m/w/d) verbinden mit der Bezeichnung Lumumba zum einen die Assoziation der Getränkefarbe mit Lumumbas Hautfarbe und zum anderen die deutsche Hinzufügung "mit Schuss" mit der Tatsache, dass Lumumba erschossen wurde, und stigmatisieren den Namen Lumumba als rassistisch. Können sie natürlich machen, obwohl es wohl niemanden gibt, der die Bezeichnung jemals rassistisch gemeint hat. Vielleicht sollte ein Schwarzer, der in die Geschichte eingegangen ist, niemals mit der Benennung von etwas farbig Dunklem verbunden werden.
Und jetzt, wo der historische Patrice Lumumba ins öffentliche Bewusstsein geraten ist, könnte man die Getränkebezeichnung Lumumba ja auch tatsächlich als Ehrerbietung hervorheben. Das Gegenteil wird allerdings gemacht. Nichts Neues in Deutschland. Es gibt sicher noch genügend Wörter im deutschen Sprachgebrauch , die man auslöschen könnte. Drum: Frisch, Gesellen (m/w/d), seid zur Hand. Macht uns klar, welche Gesinnung wir hinter unseren gebrauchten Wörtern haben.
- Frank de Buur
am 11.12.2024
um 17:58
Kommentar wurde am 11. Dezember 2024 um 18:00 editiertDanke für Deine Geduld und Ausführlichkeit, Bea.
Nun ist es natürlich auch so, dass hier eine bestimmte Demographie unterwegs ist - da tut man sich mit Veränderungsprozessen manchmal schwer.
Dennoch wundert es, wie willfährig viele in den von Rattenfängern bereitgestellten „dann kommt die linksgrüne Gesinnungspolizei und sperrt uns alle ein“-Bus einsteigen, wenn doch bereits grundlegende Formen der Höflichkeit es nahelegen, die Sprache daraufhin zu überprüfen, ob sie für andere verletzend sein könnte. So zu tun als wäre der Verzicht bestimmter Begriffe (der hier diskutierte war mir zB gänzlich unbekannt), die man 1-2x im Jahr verwendet, eine Situation großer persönlicher Entbehrung, ist geradezu kindisch.
„Wir stehen als Demokrat*innen, da schließe ich Herrn Feldhaus selbstverständlich mit ein, alle auf einer Seite“
Natürlich. Aber die Attitüde hier mal zu vorgerückter Stunde einen rauszuhauen, die ganze würdelose Debatte süffisant zu begleiten und sich dann als Opfer zu stilisieren, hat keine Klasse. Im besten Fall kann man das als Fahrlässigkeit bezeichnen, aber auch das ist kein Kompliment.