Deutsches Spießertum in krisenhaften Zeiten - schauen wir einfach in den Spiegel
Klimakrise, Coronakrise, Ukrainekrise - was kümmert's mich, ich lebe mein Leben so gut es geht. So scheinen die meisten Menschen in Deutschland zu denken, nicht diejenigen in der Welt, in deren Regionen die Klimakrise existenzielle Nöte auslöst, nicht diejenigen auf dem Erdenrund, die Coronatote zu beklagen haben, nicht diejenigen in der Ukraine, die unter dem Krieg zu leiden haben.
Uns in Deutschland geht es doch im Weltvergleich weiterhin gut, jedenfalls den meisten. Warme, trockene und sonnige Tage - wir freuen uns, manche Landwirte wohl nicht. Klimakrise - tangiert uns doch nicht. Und Corona? Ist da nicht etwas viel zu sehr an die große Glocke gehängt worden? Wir ignorieren oder verdrängen inzwischen längst. Und die Ukraine? Ja, schlimm, aber wir sind doch selbst nicht betroffen, hoffentlich auch weiterhin!
Und wenn wir gefragt werden nach unserer Weltsicht? Wir schimpfen einfach auf die Politik, wohlwissend, dass wir uns einfach nur überfordert fühlen. Aber Schimpfen beruhigt und verleiht Sicherheit.
Lasst uns doch einfach in Ruhe! Und solange wir unter den Krisen nicht leiden müssen, pflegen wir unsere Welt, unser Familienleben, unseren Alltag, unsere Wohlfühlatmosphäre. Krisen sind nicht unsere. Geht mir weg damit!
Erstaunlich! Schon lange hatten wir es nicht mehr mit so viel Krisen zu tun, eigentlich Anlass genug dafür, die Stimme zu erheben, ob im Internet, im Bürgergespräch, in Vereinen oder notfalls auf der Straße. Aber wir Deutsche tun es nicht. Ruhig Vaterland, magst ruhig sein! Wir gehen wohl wählen, wenn überhaupt, aber das soll doch wohl reichen. Daran erkennt man doch, dass wir unseren politischen Beitrag leisten. Darüber hinaus: Wir wollen nicht gestört werden. Und bisher lassen wir uns nicht stören.
Aber wenn unser Leben doch stark beeinträchtigt wird - ja dann, dann - dann werden wir auf die Barrikaden gehen, dann werden wir aufschreien - und auf sicherlich erfolgreiche Sündenbocksuche gehen.
Herr Gross, Herr Falkner, ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte, pardon, der Vierte, Herr Bartz dürfte ja der Dritte sein.