Wilhelm Neurohr: „AUF DEN BLUFF HEREINGEFALLEN“ (Leserbrief zum Castor-Atomtransport)
Leserbrief an das Medienhaus Bauer, Marl, zum Kommentar von Andreas Herholz vom 26.11.20111 über die Gorleben-Proteste: „Schlachten der Vergangenheit“
„AUF DEN BLUFF HEREINGEFALLEN“
In seinem Kommentar zu den Bürgerprotesten gegen den Castor-Atomtransport nach Gorleben verurteilt Andreas Herholz die „Schlachten der Vergangenheit“. Damit zeigt er, dass er auf den Bluff von Bundesumweltminister Röttgen voll hereingefallen ist, ähnlich wie der zitierte grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann aus Baden-Württemberg. Denn mit dem beschlossenen Atomausstieg hat Röttgen den erwiesenermaßen völlig ungeeigneten und unsicheren Salzstock Gorleben wieder als mögliches Endlager in die bundesweite Standortsuche mit einbezogen, obwohl laut Umfragen 68% der Bevölkerung weiterhin dagegen sind. Die von Castor ausgehenden Strahlenbelastungen übersteigen dort längst die zulässigen Grenzwerte, doch die tatsächlichen Strahlenwerte wurden manipuliert. Mit der Endlager-Suche hat Röttgen den ehemaligen Vattenfall-Atommanger Bruno Thomauske beauftragt, der einen vom Atomkonzern RWE bezahlten Lehrstuhl an der TH Aachen innehat. Dies ist Teil der Mogelpackung von Röttgen, dessen „Atomausstieg“ auch suggerieren soll, dass die noch am Netz befindlichen Atommeiler im Gegensatz zu den stillgelegten angeblich sicher seien, obwohl sie alle den Stresstest für den Ernstfall nicht bestanden haben. Die rollenden Castor-Transporte quer durch die Republik, gelegentlich auch durch das Kreisgebiet Recklinghausen, waren zu keiner Zeit verantwortbar im Falle eines Unfalls. Mit dem nun beschworenen Netzausbau wird das Tempo und die Richtigkeit des Atomausstiegs von Lobbyisten und Unionspolitikern längst wieder in Frage gestellt. Dabei wären Überlandleitungen mit ihren hohen Energieverlusten dann entbehrlich, wenn die schon seit den siebziger Jahren propagierte dezentrale Energieerzeugung und -verteilung anstelle der zentralen und ineffizienten Großkraftwerke forciert worden wäre. Das alles ist für den Kommentator Andreas Herholz nicht betrachtenswert. Er sorgt sich stattdessen um angeblich gewälttätige Demonstranten, obwohl am Wochenende die Polizei in Gorleben mit Knüppeln und Tränengas auf die friedlichen Demonstranten und auf unbeteiligte Journalisten brutal eingedroschen hat. Es scheint vergessen zu sein, dass es diese Demonstranten waren, die durch ihre Beharrlichkeit den Atomausstiegsbeschluss erzwungen haben. Auch aktuell werden in Gorleben deshalb nicht die „Schlachten der Vergangenheit“ geschlagen, sondern weiterhin die „Schlachten der Zukunft“.
Wilhelm Neurohr
Die Argumente der AKW-Befürworter sind immer die gleiche, lernen nichts dazu!