Gut- und Schlechtmenschen
Zu „Gutmenschen instrumentalisiert“, Leserbrief von Svenja Siemes (UBP) vom 7. Oktober 2010:
Ist die deutsche (Leit-?) Kultur schon so weit heruntergekommen, dass man Mitmenschen ironisch abwertend als „Gutmenschen“ bezeichnet – und dazu noch als „stadtbekannte“? Mit Verlaub, Frau Siemens, im Umkehrschluss die Frage: Wer sind denn die „Schlechtmenschen“?
Ein weltbekannter deutscher Dichter, Humanist und Kosmopolit, schrieb vor rd. 230 Jahren:
Edel sei der Mensch,
Hilfreich und gut!
Denn das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen,
Die wir kennen.
(…)
Der edle Mensch
Sei hilfreich und gut!
Unermüdet schaff er
Das Nützliche, Rechte,
Sei uns ein Vorbild
Jener geahneten Wesen!
Goethe schrieb das. Aber dies scheint heute im profit- und konsumorientierten Westen nichts mehr zu bedeuten.
Goethe hat übrigens mit seinem poetischen Werk „West-östlicher Diwan“ eine Brücke zu der seinerzeit sehr toleranten arabisch-muslimischen Hochkultur geschlagen:
Wer sich selbst und andere kennt,
Wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen.
Am 11. Oktober 2010 in der Recklinghäuser Zeitung veröffentlicht.
Lyrik zum Menschen ?
eine habe ich noch:
Erich Kästner
Dann kenn ich den,
der Tag und Nacht seit 1918 lacht.
Er sagte mir, bei sich zu Hause,
in einer kleinen Atempause:
„Wenn ich mal nicht mehr lachen kann,
seh ich mir bloß die Menschen an.
Da kann ich gar nichts machen.
Ich seh sie - und muss lachen!“
aus: „Ein paar Rekorde“ In: Lärm im Spiegel