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Frieden – Versuch einer Definition

Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen lassen sich Konflikte nicht lösen. Schuldzuweisungen sind weitere Stufen der Eskalation. Mit gleicher Münze heimzuzahlen, bringt die Politik keinen Schritt weiter.

Frieden – Versuch einer Definition

Von Dietrich Stahlbaum

Frieden bedeutet vollkommene Harmonie menschlichen Seins. Ein Idealzustand, der global, also zwischen Nationen und Völkern, wohl nie ganz erreicht werden kann. Denn es gibt keine konfliktfreie Welt. Zwar können Konflikte friedlich im Sinne von »gewaltfrei« gelöst werden - das geschieht ja auch bisweilen und sollte stets angestrebt werden -, aber Geschichte und Gegenwart belehren uns eines Schlechteren. Herrschaftsinteressen, Machtpoker, Nationalismus, religiöse Wahnvorstellungen und nicht zuletzt die materialistische Wachstumsideologie der Wirtschaft stehen dem Frieden im Wege.

Frieden erfordert eine soziale und ökologische Politik, die bemüht ist, ein dynamisches Gleichgewicht, also auch Kompromisse zwischen gegensätzlichen Interessen auszuhandeln.

Frieden mit sich selber und mit anderen kann jede/r Einzelne „schließen“. Wer in Frieden mit sich selber lebt, befindet sich im Einklang mit seiner „Gefühlswelt“ und mit der natürlichen Welt. Es gibt keine Feindseligkeit, keine „inneren Feinde“, die aus dem Unbewussten nach außen, auf andere und anderes projiziert werden. Das nenne ich vollkommene Harmonie menschlichen Seins.

Nach meinem zen-buddhistischen Weltverständnis sind wir mit allem verbunden und hängen alle von einander ab. Als winziger Teil des Ganzen, das wir Kosmos nennen, ist es unsere Aufgabe als Menschen, untereinander für gerechten Ausgleich zu sorgen, Frieden zu stiften und mit allem, „was die Natur wachsen lässt“, achtsam umzugehen, Pflanzen und Tiere zu schützen, unsere Ressourcen zu schonen und so zu leben, dass niemand und nichts Schaden nimmt.

Unsere Verantwortung für das Leben auf unserm Planeten und damit für den Frieden wird von Tag zu Tag größer, denn von Tag zu Tag steigert sich das Vernichtungspotential, das von Menschen geschaffen wird. Es hat bereits übermenschliche Ausmaße erreicht und kann, wenn zum Beispiel Roboterwaffen eingesetzt oder Gen- und Nanotechnik nicht behutsam angewendet werden, völlig außer Kontrolle geraten.

Auch wenn es in manchen Ohren lächerlich klingt (da sollte man sich fragen, warum?): Eine Frieden schaffende Kraft ist Güte oder, wie die buddhistische Nonne Chan Khong sagt: »Liebe zu allen Wesen«.*
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* Chan Khong: Aus Liebe zu allen Wesen
Mein Weg, meine Visionen, meine Sangha.
Vorw. v. Thich Nhat Hanh u. Maxine Hong Kingston
THESEUS 1995.
http://www.dietrichstahlbaum.de/

[Homepage ZEITFRAGENFORUM, Kapitel PAZIFISMUS]

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1 Kommentar

Klingt nett...

Buddhisten sind aber leider auch nicht so friedlich, wie sich das mancher einredet...

Und es gehören immer zwei dazu: Wenn einer Randale macht, muss man eben auch mal zur Gewalt greifen, um den Frieden zu wahren... spätestens beim Schutz von Dritten, Schwachen, Opfern, usw.

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