Eine Runderneuerung mit gravierenden Mängeln. Die GroKo und ihr Vertrag
Überarbeitet!
Leserbrief an das Medienhaus Bauer, Marl, und an die Frankfurter Rundschau zum GroKo-Vertrag vom 7. Februar 2018:
Eine weitere Große Koalition wäre eine Runderneuerung mit gravierenden Mängeln: Zum Beispiel fehlen im GroKo-Vertrag Hinweise auf die negativen Folgen der Digitalisierung. Existentielle Fragen, die sich daraus ergeben, werden nicht beantwortet. (Kapitel IV.5. „Digitalisierung“ und V.1. „Gute Arbeit“ (S. 37, 50 im Entwurf).
Nach einer Umfrage des IT-Verbands Bitkom unter 500 deutschen Unternehmen werden in Deutschland rund 3,4 Millionen Stellen allein in den kommenden fünf Jahren weg fallen, weil Roboter oder Algorithmen die Arbeit übernehmen. (FAZ, 02.02.2018) Viele Aufgaben können heute leicht zerlegt und über Internetplattformen verteilt werden – ohne feste Arbeitsverträge.
Ein Manager der Plattform Crowdflower: „Bevor es das Internet gab, wäre es sehr schwierig gewesen, jemanden zu finden, der zehn Minuten für einen arbeitet und den man, nachdem er diese zehn Minuten gearbeitet hat, wieder entlassen kann.“ (ZEIT ONLINE, 21.1.2016)
Heimarbeit auf Abruf – wo sie am billigsten ist, in Asien zum Beispiel.
Unter der Digitalisierung am meisten leiden werden jedoch Menschen, die dort heute noch unsere Schuhe und Kleidung, Smartphones, Spielzeug etc. anfertigen. Die Automatisierung wird sie massenhaft arbeitslos machen.
Gravierend sind auch die sozialpsychologischen Folgen: Immer mehr Berufstätige werden an Burn-out, Erschöpfungssyndromen, stressbedingten Erkrankungen, an sozialer Entfremdung und Isolation leiden.
Die Digitalisierung wird unsere gesamte Arbeits- und Lebenswelt völlig verändern, auch den Menschen; sie wird vor allem die heranwachsenden Generationen vor Probleme stellen, die nicht mehr zu lösen sind.
Währenddessen driftet unsere Gesellschaft immer weiter auseinander. Eine weitere GroKo wird das nicht ändern. Denn mit den kleinen, systemimmanenten Korrekturen ihres Programms kann sie ihrer Klientel Sand in die Augen streuen, aber nicht die politischen Voraussetzungen für eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen in Deutschland schaffen.
Am 15. Februar in der Frankfurter Rundschau und am 21. gekürzt in den Zeitungen des Medienhauses Bauer. Herausgenommen wurden die meines Erachtens ebenso wichtigen Sätze
»Viele Aufgaben können heute leicht zerlegt und über Internetplattformen verteilt werden – ohne feste Arbeitsverträge.
Ein Manager der Plattform Crowdflower: „Bevor es das Internet gab, wäre es sehr schwierig gewesen, jemanden zu finden, der zehn Minuten für einen arbeitet und den man, nachdem er diese zehn Minuten gearbeitet hat, wieder entlassen kann.“ (ZEIT ONLINE, 21.1.2016)
Heimarbeit auf Abruf – wo sie am billigsten ist, in Asien zum Beispiel.
Unter der Digitalisierung am meisten leiden werden jedoch Menschen, die dort heute noch unsere Schuhe und Kleidung, Smartphones, Spielzeug etc. anfertigen. Die Automatisierung wird sie massenhaft arbeitslos machen.«
Digitalisierung: Digitale Revolution für alle
Weltweit haben vier Milliarden Menschen keinen Zugang zum Internet. Vor allem Frauen sind davon ausgeschossen. Die EU will das ändern. Der Gastbeitrag.
Von Neven Mimica
Unabhängig von Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit oder Behinderung ist die Digitalisierung eines der wirksamsten Instrumente, um die schwächsten Menschen in unseren Gemeinschaften zu stärken – wirtschaftlich, politisch und sozial. Wir brauchen uns nur die #metoo und #timesup Bewegungen anzusehen, um das Potenzial von mutigen, furchtlosen und digital vernetzten Frauen zu verstehen, die das Gefüge der Gesellschaft verändern.
Doch ohne konzertierte Anstrengungen des öffentlichen und privaten Sektors können digitale Technologien bestehende Ungleichheiten und Diskriminierungen vertiefen und sogar neue schaffen, beispielsweise über Generationen hinweg. Wir brauchen die richtigen öffentlichen Politiken und Anreize, um gemeinsam mit einem verantwortungsbewussten Privatsektor diese Agenda voranzutreiben.
Heute haben weltweit vier Milliarden Menschen keinen Zugang zu Breitband. Die Daten zeigen, dass Frauen insbesondere in den ärmsten Ländern seltener Zugang zum Internet haben als Männer. In Afrika hat nur eine von zehn Frauen jemals einen Computer berührt. Während also einige die Vorteile einer stärker vernetzten Welt ernten, hinken viele noch hinterher. Die Schließung der digitalen Lücke ist unerlässlich, um den Frauen und Mädchen eine Stimme zu geben und sie sozial, wirtschaftlich und politisch zu stärken.
Der Zugang zu einer zuverlässigen und erschwinglichen digitalen Infrastruktur muss mit einer größeren digitalen Kompetenz und weniger kulturellen Barrieren einhergehen. Andernfalls laufen wir Gefahr, eine neue Klasse von digitalen Armen zu schaffen, in der Frauen und Mädchen am stärksten benachteiligt sind.
Europa kann nur gewinnen, wenn es in dieser Hinsicht eine vorbildliche globale Führungsposition einnimmt. Die vorrangige Gleichstellung der Geschlechter, die Integration der Digitalisierung in unsere Geschlechter- und Entwicklungspolitik und der Übergang von rhetorischen Verpflichtungen zu konkreten Maßnahmen ist eines unserer Hauptziele...
Volltext → http://www.fr.de/politik/meinung/gastbeitraege/dig...
Niemand weiß, wohin der Hase läuft. dst.