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Eine närrische Ausstellung in Recklinghausen

Die Kunsthalle Recklinghausen geht fremd. Sie zeigt die Ausstellung "Narren - Masken - Karneval" vom 27. Februar bis 27. März zu den gewohnten Öffnungszeiten im Kutscherhaus auf dem Willy-Brandt-Park 5 in Recklinghausen.

Die Ausstellung zeigt Werk aus der Graphiksammlung "Mensch und Tod" am Institut für Geschichte der Medizin der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. "Die Sammlung zählt zu den bedeutendsten öffentlichen Sammlungen ihrer Art," berichtet Dr. Stefanie Knöll, die Kuratorin der Ausstellung. "Die Sammlung gibt es seit 1976, als von Werker Bloch (1893 - 1976) ein Konvolut von 1.000 Blättern angekauft wurde. Bloch hatte sich seit seinem Medizinstudium für das Thema Sterben und Tod interessiert und eine Sammlung zu diesem Thema zusammengetragen. Diese Sammlung sollte nach seinem Tod nicht auseinandergerissen, sondern wissenschaftlich bearbeitet werden."

Die Ausstellung zeigt Grafiken vom späten Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert, die das enge Verhältnis von Narren, Masken, Karneval und Tod beleuchten sollen.

"Der Karneval - das ist eine Zeit, in der alles anders läuft als gewöhnlich - das ist die Zeit der Maskend und Kostüme, eine Zeit des ausgelassenen Treibens, der Kritik an politischen Zuständen sowie eine Umkehrung der herrschenden Machtverhältnisse. Der Karneval ist laut und bunt, regellos und ungehemmt. Doch alles hat seine Zeit! Und so findet auch der Karneval am Aschermittwoch sein schmerzliches Ende: Der Hoppeditz, der Düsseldorfer Erzschelm, wird beerdigt, sein Kölner Pendant, der Nubbel, verbrannt und Aschekreuze zieren als Symbol der Buße die Stirn der Kirchenbesucher. Karneval - das ist eben auch die Zeit der Ambivalenzen: Freude und Traurigkeit, Werden und Vergehen, Anarchie und bürgerliche Ordnung, Sünde und Buße," berichtet die Einladungskarte zur Ausstellungseröffnung.

Der 53. Psalm der Bibel charakterisiert die Figur des Narren als Gottesleugner und damit als Sünder. Die Narrheit wurde demnach als Synonym der Sünde schlechthin begriffen. Mit dem Narren wurden aber auch spezielle Sünden begriffen. So galten Weltlust, Meineid, Verschwendung, Prahlerei, Hoffart, Kleiderluxus und Betrug als für ihn charakteristisch. Insbesondere schrieb man ihm Gottlosigkeit, Verschwendungssucht und Selbstverliebtheit zu. Schon im 13. Jahrhundert tauchten dazu passende Attribute auf, wie beispielsweise die Marotte, in der sich die Selbstverliebheit des Narren ausdrückte. Weitere typische Attribute waren Schellen und Eselsohrenkappe.

Narrheit stellte also keine medizinische Kategorie dar, sondern war eng mit einem unmoralischen Lebensstil verknüpft. Erst in neuerer Zeit galt der Narr als jemand, der eine falsche Wahrnehmung und Erkenntnis besß. Entsprechend wurden Narren zunehmend als Irre und Verrückte bezeichnet.

Die Marotte gehört zu den wichtigsten und ältesten Kennzeichen der Narrenfigur. Sie entstand im 13. Jahrhundert durch Entwicklung aus der einfachen Narrenkeule. Der menschliche Kopf der Marotte ähnelt dem Besitzer und verdeutlicht dessen Fixiertheit auf sich selbst und seine Selbstverliebtheit. Noch stärker wird dieser Narzissmus durch den Narrenspiegel zum Ausdruck gebracht, der sich im 15. Jahrhundert aus der Marotte entwickelte.

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