Pfingsten am Reihersee und der Heilige Geist. Autobiografische Kurzgeschichte, Aphorismus
Zu Pfingsten holte mein Vater unsere beiden Faltboote aus dem Winterquartier und machte sie flott, und wenn das Wetter es erlaubte, fuhren wir – Vater, Mutter und ich – am Samstag Nachmittag auf dem Reihersee nach „Stahlbaumsruh“, wo wir zum ersten Mal im Jahr das Zelt aufschlugen. Eines Morgens um vier oder fünf wurden wir von Stimmen in der Ferne geweckt. Männerstimmen. Sie bewegten sich auf uns zu. Unser Zelt stand unten am Seeufer auf einer Wiese. Bald waren sie so nah, dass wir sie verstehen konnten. Sie „sangen“ immer wieder dasselbe:
"Ju Ooope, ju Ooope, wi sinn noch nich besoope!"
Dass sie es dennoch waren, sahen wir dann auch durch das kleine Gazefenster: zwei torkelnde Silhouetten im Gegenlicht, hoch oben am Rande der Wiese, wo sonst Rehe im Morgendunst standen. Die beiden Männer waren ebenso friedlich und zogen ihres Wegs aus einem Waldstück in das andere, bis wir sie nicht mehr hörten. Wahrscheinlich haben sie dort zwischen den Primeln ihren Rausch ausgeschlafen.
Pfingsten:
Ausschüttung des heiligen Geistes. Solche Happenings gab es schon damals. Die Kirche hat gut daran verdient. Aber wo ist er denn: der heilige Geist?
Schöne Feiertage!