Warnemünde - Urlaub
Der Horizont weiter entfernt als gewohnt und flimmernd, weil die Sonne das Meer berührt und man das Gefühl nicht los wird, das es dort draußen brennt,... Sonnenuntergang am schönsten Ende der Welt.
Nein, nicht irgendwo im Süden. Im Norden - an unserer Ostseeküste.
Rostock,... Warnemünde,... Richtig,... in Deutschland!
Hätt' ich auch nicht erwartet.
Wer noch nicht da war, hat definitiv was versäumt.
Warum jeden Sommer den Flieger bemühen? Deutschland weit hinter sich lassen, um dann bei 40°C im Schatten nachvollziehen zu wollen, wie sich ein Grillhähnchen fühlt. Und gesehen hat man dann nur Sandstrand und Hotel. Für Land und Leute gibt es ja DVD's oder Dokumentationen im TV.
Aber in Deutschland ist doch das Wetter nicht stabil genug?
Wir waren froh, das es so unbeständig war. Natürlich kann man auch in Deutschland bei Sonnenschein und hohen Temperaturen nicht viel mehr machen wie am Strand liegen und alle Viere von sich strecken. Aber bei schlechterem Wetter geht's erst richtig los.
Ausgedehnte Spaziergänge am breiten und sehr gepflegten Strand von Warnemünde waren bei schönem, wie bei stürmischem Wetter einer der Höhepunkte.
Bewundernswert waren die Sportler, die bei bewölktem, windigem Wetter das Strandbild völlig veränderten. Surfer mit und ohne Segel, vor allem Kite-Surfer, Segler und nicht zu vergessen sind die Jungs und Mädels mit ihren Lenkdrachen.
Bei schönem Wetter kommen dann eher die Sonnenanbeter zum Vorschein. Die Bilder, die einem jetzt von der Copacabana vor dem geistigen Auge erscheinen, sind hier in der Realität nur teilweise zu sehen. Am Warnemünder FFK - Strandabschnitt beispielsweise sind diese Bilder eher skurilerer Art. Regelrecht erstarrt sind wir dann beim Anblick zweier maximalpigmentierter, betagterer Wesen mit geschätzter Oberhautstärke von circa 3 cm. Diese Species muss weiblichen Ursprungs gewesen sein. Schwer zu erkennen war es, da die zwei äußeren Geschlechtsmerkmale, die üblicherweise darauf schließen lassen, sich schon sehr zum Mittelpunkt der Erde hingezogen fühlten. Wie bei einem schweren Unfall waren meine Frau und ich nicht dazu zu bewegen wegzuschauen oder gar ein Foto zu machen, Sorry. Wir haben sicher nichts dagegen, das auch solche Menschen Spaß am schönen Wetter haben wollen. Aber es waren auch Kinder am Strand mit Fragezeichen im Gesichtsausdruck. Wie soll man denen denn bei solchen Livebildern Ästhetik vermitteln?
Die Hafenpromenade in Warnemünde ist zu jeder Tages und Nachtzeit Treffpunkt und Mittelpunkt eines unermüdlichen Treibens. Hier gibt es neben dem Flair, das ein Fischerhafen ausstrahlt noch viel Anderes zu erleben, aufzunehmen und aufzusaugen. Jachten sind zu bewundern. Die Größe, derer in den Rostocker Hafen einlaufenden Tanker sind zu bestaunen. Nach von Dänemark, Finnland und Schweden ankommenden Fähren kann man täglich seine Uhr stellen, so pünktlich kommen sie hintereinander aufgereit wie auf einer Kette in den heimatlichen Hafen zurück. Kreuzfahrtschiffe, die am frühen Abend auslaufen, verdunkeln halb Warnemünde. Die Größe dieser schwimmenden, mehrstöckigen Wasserhotels sind nicht nur beeindruckend, sie sind unbegreiflich. Das sind Städte auf dem Meer, deren Auftreten einem einen Schauer über den Rücken laufen lassen, wenn sie beim Verlassen des Hafenbeckens hundert Meter vor einem vorbei wieder dem Ruf der See nachgeben.
Aber auch die kleinen Dinge im Hafenalltag können einen erfüllen. Wie zum Beispiel die Nahrungsbeschaffung der Möwen. Wie aus dem Nichts schwebt eine dieser relativ groß werdenden Seevögel von hinten auf einen fischbrötchenbewaffneten, hungrigen, aber nichtsahnenden Urlauber heran. Macht ihm seine Nahrungsaufnahme quasi unmöglich indem es ihm den Fischhotdog aus der Hand schlägt. Liegt dieser erst mal auf dem Boden, stürzt sich der Rest der Möwenbande noch vollends darauf, wie ein Löwenrudel auf eine gerissene Antilope. Die Natur findet immer einen Weg und ein Opfer.
Auch sonst ist immer was geboten.
Gleich ein Tip vorweg - wir buchen nur Übernachtung mit Frühstück. So durften wir uns vom Gesparten zur Halb- oder Vollpension Mittags und/oder Abends in den Geschmackstempeln der Region herumtummeln und genießen. Restaurants mit hochwertigen und geschmackvollen Gerichten. Gemütliche Caffe's, Eisdielen, Boutiquen, der Fischmarkt, handgemachte Seemannsmusik, Strassenkünstler und ein Künstlermarkt.
Unter anderem Besetz mit dem Vedutenzeichner Meckpomm's, Kjeld Heinze. Dieser sympathische Mensch bringt mittels Bleistift und Können Bauwerke und Sehenswürdigkeiten seiner Heimat bemerkenswert detailgetreu auf ein Stück Papier. Zu bestaunen und zum Kauf als Druck sind diese Werke unter
http://veduten.wordpress.com/uber-mich-kontakt/.
Auch wir haben zwei seiner vier Bilder aus Warnemünde direkt vor Ort ergattert. Mal was anderes als ein Foto an der Wand. Sieht toll aus Kjeld.
Der Leuchtturm, der das Wahrzeichen des Städtchens darstellt, ist allgegenwärtig. Die Kapitänshäuschen an der Hafenpromenade, die eine wunderbare Front bilden und nicht zu vergessen sind die stets freundlichen Menschen in dieser wundervollen Umgebung.
Alles in allem sind wir vollkommen zufrieden und begeistert aus diesem Urlaub an der Ostseeküste heimgekehrt.
Natürlich können einem Spanien, Italien, Frankreich und Portugal auch viel Schönes bieten. Urlaub in 'schland muss sich aber keineswegs auf's Rentenalter verschieben lassen. Im Gegenteil.
Wir freuen uns auf nächstes Jahr, auf den nächsten Urlaub im Norden unserer schönen Republik.