Deutsches Sportabzeichen steht vor einer großen Reform
Prüfertagung beschäftigt sich mit den wichtigsten Neuerungen ab 2013
Pfaffenhofen/Reichertshofen (rry) „Da kommt einiges auf uns zu!“ Das kündigte der im BLSV-Kreis Pfaffenhofen zuständige Fachreferent Wolfgang Jahre an, als er die Reform des Sportabzeichen im Rahmen der Prüfer-Tagung am Samstag im Vereinsheim des TSV Reichertshofen näher erläuterte. Zum 100-jährigen Bestehen der „Olympiade für den Otto-Normal-Sportler“ werden die gründlich überarbeiteten Leistungstabellen ab dem kommenden Jahr völlig neu aufgelegt.
Der Startschuss für die Sportabzeichen-Reform ist längst gefallen. Die Fachreferenten aus den BLSV-Kreisen, unter ihnen auch Wolfgang Jahre, wurden bereits im Februar bei ihrer Tagung über die anstehenden Neuerungen informiert. Nun gab der Fachreferent diese Informationen an seine rund 40 Kollegen im eigenen Kreis weiter.
„Das Sportabzeichen wird bayerischer“, hatte der für den Breitensport zuständige BLSV-Vizepräsident Otto Marchner unlängst im „bayernsport“, der Hauspostille des Bayerischen Landessportverbandes, geschrieben. In der Tat nähert sich der Leistungstest den Vorgaben des Bayerischen Sportleistungsabzeichen an, das es aber, sehr zum Bedauern vieler Aktiver, ab dem nächsten Jahr nicht mehr geben wird. Ob es für langjährige und treue Teilnehmer, die kurz vor einem persönlichen „Jubiläum“ stehen, die Möglichkeit geben wird, ihre zehnte oder 20.
Wiederholung zu absolvieren, vermochte Wolfgang Jahre noch nicht zu sagen. Er hofft aber nach wie vor auf eine Ausnahmeregelung für solche „Härtefälle“.
Unter wissenschaftlicher Begleitung, so zum Beispiel der Sporthochschule Köln, sind die einzelnen Leistungstabellen für das Deutsche Sportabzeichen völlig neu konzipiert worden. Jetzt fehlt nach den Worten Jahres nur noch die Feinabstimmung mit den einzelnen Fachverbänden. Und die wird notwendig sein, wie die Prüfer aus dem BLSV-Kreis Pfaffenhofen bei nur einem flüchtigen Blick auf das neue Tableau feststellten. Ein Fehler, der den erfahrenen Prüfern sofort ins Auge sprang, findet sich zum Beispiel in der Turnrubrik. Dort tauchen in den umfangreichen Tabellen der weiblichen Teilnehmer Übungen am Reck oder am Barren auf.
Nun gehören aber genau diese Disziplinen eben nicht zum Gerätepark der Frauen, sondern werden allein bei den Herren geturnt.
Auf eine weitere Ungereimtheit stieß Wolfgang Jahre bei genauerem Studium der Leistungsbewertung für das goldene Abzeichen. Um die höchste Stufe zu erreichen, müssen die Teilnehmer laut Vorgabe künftig aus allen vier Bereichen (Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination) mit jeweils einer Drei die maximale Punktzahl erzielen. In der Wertungstabelle reichen jedoch schon elf Punkte für ein Abzeichen in Gold aus, was in sich unmöglich stimmig sein kann.
Bevor das neue Sportabzeichen 2013 startet, steht den Sportlern aber noch eine Saison nach den bisherigen Regularien ins Haus.
Erwartungsgemäß gibt es so kurz vor der großen Reform keine großen Änderungen mehr, wie Wolfgang Jahre auf der Prüfertagung am Samstag vermelden konnte.
Im vergangenen Jahr haben insgesamt 946 Aktive das Sportabzeichen in den Vereinen im Landkreis Pfaffenhofen erworben. Das waren 81 mehr als in der Saison davor. Nach der Umstellung auf die online-Meldung ist dagegen die Zahl der an den Schulen des Landkreises abgelegten Leistungstests sehr zum Bedauern des zuständigen Fachreferenten um knapp 1 000 auf nur noch 1 337 stark zurückgegangen. Während Jahre durchaus zuversichtlich ist, die Zahl der Sportabzeichen in den Vereinen auf über 1 000 steigern zu können, hofft er auf einen neuen Schwung im Schulwettbewerb.
Da kommt erhebliche Mehrarbeit auf die Prüfer / Abnehmer zu.
Was die Leistungsstufen angeht : hier gibt es keine Möglichkeit, mehr Punkte als 3 in einer Kategorie zu sammeln - das ist unlogisch - Jeder andere Mehrkampf läuft nach dem Prinzip,dass man seine etwas schwächern Leistungen in einer Disziplin durch bessere Werte in einer anderen wieder
wettmachen kann - was zählt ist das Endergebnis.
Die neuen Regularien erinnern mich an die Qualifikation für die Teilnahme
an einem Wettkampf.
Ist das alles schon ausgegoren ?
Ich fürchte, da werden viele einen Rückzieher machen , weil sie nicht
gern in Bronze oder Silber " bewertet" werden möchten.
Die bisherige Regelung ist da viel verträglicher für die eigene Psyche.
Es gibt für mich nur einen Grund, warum man das geändert hat :
Man möchte mehr Leistung aus den Sportlern herauskitzeln.
Das mag für die jüngeren noch gut sein, aber jenseizts der 60 ist
ein falsch verstandener Ehrgeiz ungesund oder gar gefährlich.
Also weg mit diesem Unsinn
gezeichnet
Georg Heiseke
Vorsitzender der SLG Lüchtingen ( Höxter )