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Public Drinking vor dem Jugendamt

Public Drinking vor dem Jugendamt

Die EM ist in aller Munde, Alkohol anscheinend auch. Eine besonders mutige Trinkkultur scheinen zu den EM Spielen eine Gruppe von Jugendlichen zu entwickeln. Protest- und Kampftrinken vor dem Landratsamt im Rücken der fußballschauenden Polizeigewalt.
Mitgebrachte Getränke dürfen in der „Public Aerea“, also vor dem Großbildschirm, nicht getrunken werden, also weicht der jugendliche Trendtrinker in die nähere Umgebung aus.
Die meisten der Pro-test-trinker bekämen auf Grund der Gesetzeslage sowieso keinen Alkohol, was die Angelegenheit umso spannender macht. Nach der Woche des Alkohols und anderer Präventivmaßnahmen (verhütende Maßnahmen), von Regierung und Krankenkassen, greift der betroffene Schüler zum praktischen Experiment im Extrembereich.
Getrunken wird Alles was billig ist und so richtig reinhaut. Anschließend kommt Stänkern und Rudeln bei harmlosen Passanten oder sonstigen elternähnlichen Lebewesen. Danach werden brav die Flaschen in die vor Ort installierten Abfalleimer geräumt und dann lautstark heim zum posterverklebten Ikea-Jugendzimmer nebst Designerkotzeimer.
Kommt mir sehr bekannt vor diese Jugendkultur, wie der Vater so der Sohn, oder was Papa kann, kann ich schon lange, nur schau ich am nächsten Tag nicht so fertig aus der Wäsche.
Initiationsriten auf Alkoholbasis werden immer wieder gerne genommen, das kennt der humanistisch gebildete Erzieher aus der Zeit seiner Studentenverbindung, nur hier scheint es eine vorstudierende Variante zu sein, PISA lässt grüßen, wir holen auf.
Suchtstationen, Therapieeinrichtungen und Bildungspolitiker brauchen Kundschaft und Feindbilder. Seit dem „Symposion“ von Plato hat sich an der Jugend nichts geändert, also steht der genervte, konservative Betrachter, nach drei Glas Rotwein beim Italiener, eher ratlos und nach der Obrigkeit rufend, vor dem Ort des Geschehens.
Wie mache ich jetzt dem sogenannten Jugendlichen klar, dass der Griff zur Flasche nicht unbedingt erwachsen macht? Ein volltrunkener Fußballfan ist nicht unbedingt ein wertvoller Mensch und Charles Bukowskie ist auch nicht sehr gesund gestorben.
Polizeiliche Maßnahmen mit Alterskontrolle, Platzverweis und Benachrichtigung der Eltern ? Das entspannt zwar die Situation der genervten Hauptplatzbesucher, hilft aber nicht wirklich.
Ich kann als trockener Alkoholiker nur die Lektüre der Anonymen Alkoholiker empfehlen, die im Eingangsbereich des katholischen Pfarrheimes ausliegt. Für Jugendliche gibt es seit kurzem eine neue Ausgabe mit Lebensberichten von jungen Trinkern. Wer sich da betroffen fühlt ist auch gemeint. Im Internet unter
http://www.anonyme-alkoholiker.de/ oder http://www.google.de/search?q=AlkoholDie Dosis macht das Gift, sagt der alte Grieche, und die Betonung liegt bei „Gift“, denn das ist Alkohol, für Körper Geist und Seele.

Manfred Habl

Originalartikel auf
http://platz-halter.blogspot.com/2008/06/public-dr...

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5 Kommentare

Die AA-Gruppen sind wichtig!

Alkohol scheint sinnstifend und zeitvertreibend.
Verbote lösen das Problem wohl kaum.
Junge Leute sind mit der Sinnfindung in Ihrem Leben weitgehend allein gelassen. Es ist noch nicht mal ein Thema der breiten gesellschaftlichen Debatte.
Sinn und Spaß am Leben wären eine wirkungsvolle Maßnahme. Doch wer vermittelt es? Wer erreicht die Menschen? Vor allem die Jungen?

Solange gerade im Sport mit Alk geworben wird, ist es allgemein hoffähig. Ob jetzt bei der EM oder bei uns die Schützenfeste, es kreiselt der Becher. Oberbürgermeister sticht Fass an, etc.
Bier ist Grundlebensmittel, sagt der Volksmund.
Ein Thema, welches man stundenlang diskutieren könnte.

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