EAV im Prielhof – die Hand im Blumentopf
Ab 50, so sagt Klaus Eberhartinger, der Kopf und Liedsänger der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, sollte man die Nacht mit einer Hand im Blumentopf verbringen, um sich schon mal an den Modder im Grab zu gewöhnen. Bei EAV scheint der düngende Charakter der Erde eher zum Tragen zu kommen. Bitterböse, tagesaktuelle Texte zu altbekanntem Musikgut im Klostergut Scheyern. Das ist nicht der Abgesang, von und für das sogenannte ALTER, das ist Neandertal 3.0 zum mitdenken.
Zynische und erhellende „Erklärbärpassagen“ zu völlig neu arrangierten alten Hitparadenrennern der 80`gern, EAV lässt kein Fettnäpfchen des Mainstream aus. Sie nötigen aber auch das Publikum zur Qual der Wahl. Nur noch die alten Refrains mitsingen, oder den neuen, schlauen Texten lauschen. Letztere haben es in sich, ob „facebook“ Outing im Scheißheisl oder neue russische Atomkraftwerke in Indien, das nimmermüde Kirchenthema oder die Einsamkeit des gelifteten Alters, der Text passt, die weiße Frisur sitzt.
Nochmal das Alter, Publikum und Band schenkte sich nichts, ein wahrer Jungbrunnen schien sich im Prielhof zu befinden, so rockten und tanzten die Bären. Der Mond und das Wetter hatten dank geweihter Wetterkerze ein Einsehen, das Unwetter ging über Pfaffenhofen hernieder. Nur wer rechtzeitig dem Ruf von SKASA Event nach Scheyern gefolgt war, konnte perfekt unterhalten und versorgt, diesen gigantischen Abend genießen.
Die wohl beste Band neben Haindling, die diese ehrwürdigen Mauern bespielt hat, bemerkte sogar Zellerar Pater Lukas vom nahen Kloster,
EAV via Klaus Eberhartinger, ein Comeback der anderen ART, im wahrsten Sinn des Wortes, ist die hohe Kunst desselben. Auch wenn eine Hand im Blumentopf steckt, ist der über 60 jährige mit seiner Band, der tanzende Beweis für die jung erhaltende Wirkung guter Musik. Die Show prasselte licht-gewaltig, das mittlerweile von den Sitzen gerissene Hörvolk war voll zufrieden, und der gemeine Kritiker der alten Comic Combo, muss den Wechsel ins kreative Lager gesenkten Hauptes aber freudig überrascht, zugeben.
Manfred Habl
http://www.habl.eu
Toll beschrieben, Manfred - hätte mir auch gefallen, allerdings kann/mag ich bei guten Konzerten nicht ruhig auf dem Stuhl sitzen ;-)
LG Heidi